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Asteroiden-Abwehr: SpaceX-Rakete setzt Nasa-Sonde für Kamikaze-Mission im All aus

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Bild: Die Falcon-9-Rakete kurz vor Aussetzen der Sonde, gut 7000 km von der Erde entfernt (Foto: SpaceX)

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Eine Falcon-9-Rakete von SpaceX hat am Mittwochmorgen eine Raumsonde mit einer langen und am Ende fatalen Mission auf den Weg gebracht. Nach dem Start von der Luftwaffenbasis in Vandenberg in Kalifornien wurde die Nasa-Sonde DART ab Erreichen der Erdumlaufbahn von einer erneuten Zündung der zweiten Stufe der Falcon 9 auf fast 40.000 km/h beschleunigt. Das sind rund 12.000 km/h mehr, als für einen Erdorbit benötigt wird, und damit genug, um das Schwerefeld der Erde zu verlassen. Gut 7.300 Kilometer von ihr entfernt trennten sich die Wege. Die Erststufe flog wie bei SpaceX üblich zur Landung und Wiederverwendung zurück. Und die Sonde ist auf dem Weg zu dem Asteroiden Didymos, um dort zu zerschellen.

Nasa-Sonde schubst Asterioden-Mond

Der knapp 800 Meter große Felsbrocken, der von einem 160 Meter dicken Mond namens Dimorphos umkreist wird, bewegt sich in einer Bahn um die Sonne, die ihn einmal nahe zur Erde bringt und dann bis außerhalb der Marsbahn verläuft. Die DART-Sonde soll im Oktober 2022 in dem kleinen Asteroiden-System eintreffen und dann direkt auf den Mond Dimorphos einschlagen – mit einer Geschwindigkeit von knapp 24.000 km/h.

Die mit gut 600 Kilogramm relativ leichte Sonde wird den Felskörper zwar nur minimal beeinflussen, dennoch erwarten Wissenschaftler, dass sich seine Umlaufzeit um den Asteroiden um mehrere Minuten verändert. Teleskope auf der Erde werden das messen. Eine weitere Raumsonde, die von Europa entwickelte Hera, soll dann 2024 starten und Didymos und Dimorphos 2026 detailliert aus der Nähe erkunden.

So werden Wissenschaftler in der Lage sein, mögliche Ablenkstrategien für gefährliche Asteroiden zu entwickeln. Denn je nach Größe und Masse und je nach Größe, Masse und Geschwindigkeit einer einschlagenden Sonde könnte die Flugbahn so verändert werden, dass ein nahender Asteroid nicht mehr auf der Erde einschlägt, sondern einige tausende oder zehntausend Kilometer vorbeifliegt. Im Februar 2013 bewies der Meteor, der über dem russischen Tscheljabinsk in die Atmosphäre eintrat und durch seine Schockwelle tausende Gebäude beschädigte, welche Gefahr aus dem All drohen kann. Dabei war dieser Brocken nur etwa 17 Meter groß. Der Mond Dimorphos ist 10-mal so groß und Didymos, wie viele andere Asteroiden, rund 50-mal. Ein Einschlag auf der Erdoberfläche oder im Meer würde weitaus mehr Energie freisetzen als die bisher größte getestete Wasserstoffbombe.

Sicherer als Atombomben-Zündung

Für den Start der Nasa-Sonde wird Elon Musks Weltraum-Unternehmen wie für die anderen SpaceX-Missionen für den Transport von Menschen oder Material bezahlt. Aber das Thema treibt ihn auch persönlich um, wie er im August 2019 auf Twitter erkennen ließ: „Ein großer Fels wird irgendwann die Erde treffen, und wir haben derzeit keine Verteidigung“, schrieb er. Damals war gerade ein Medien-Thema, dass der rund 340 Meter große Asteroid Apophis im Jahr 2029 sehr nah an der Erde vorbeifliegen würde.

Zwar schließen Wissenschaftler mittlerweile eine Kollision aus, doch es gibt viele andere Asteroiden und Kometen, die der Erde nahe kommen können und von denen längst nicht alle bekannt oder gut erforscht sind. Im Mai 2021 schrieb der SpaceX-Chef angesichts eines Planspiels der NASA erneut darüber: „Das ist einer der vielen Gründe, warum wir größere und bessere Raketen brauchen!“ – in Anspielung auf sein Starship-System, dessen Testprogramm wohl im Januar weitergehen wird. Denn größere Raketen können größere Sonden befördern und sie stärker beschleunigen – Voraussetzung, um einen großen Asteroiden weit genug aus der Bahn zu bekommen. Theoretisch kann man auch wie Bruce Willis in „Armageddon“ eine Atombombe auf so einem Himmelskörper zünden, aber das würde unter anderem zu dem Problem unkontrollierbarer Bruchstücke führen.

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