Bild: Tesla (Anzeige des Safety Score in der App)
Tesla kümmert sich nicht nur um die Produktion von Elektroautos und den Aufbau der Lade-Infrastruktur dafür, sondern auch um einen weiteren wichtigen Faktor für Auto-Besitzer: In mehreren US-Bundesstaaten bietet das Unternehmen inzwischen eigene Versicherungen an, bei denen die Prämien nicht nach dem allgemeinen Risiko, sondern dynamisch nach dem konkreten Fahrverhalten berechnet werden. Dadurch könnte Autofahren gerechter werden, denn theoretisch zahlen Raser mehr und umsichtige Fahrer weniger. Doch ein Tesla-Besitzer aus Illinois hat jetzt eine Klage eingereicht, weil seine Prämie durch Fehlalarme des System in die Höhe getrieben werde.
Fehlalarme machen Tesla-Versicherung teurer
Wie vieles bei Tesla wird auch der im Herbst 2021 eingeführte Safety Score als Beta bezeichnet. Er beruht auf fünf Faktoren, die Aufschluss über das individuelle Fahr-Risiko geben sollen, darunter das Anschlagen der Front-Kollisionswarnung. Beim Abschluss einer Versicherung wird er zunächst auf 90 gesetzt und dann monatlich auf den konkret berechneten Wert zwischen 0 und 100 angepasst, nach dem sich auch die Prämie richtet. Je höher der Score, desto weniger kostet die Versicherung ab dem Folgemonat. Gleichzeitig wird er als Kriterium für die Zulassung zum Beta-Test mit der Autopilot-Software FSD in Nordamerika eingesetzt.
In Illinois startete Tesla sein Versicherungsangebot Ende 2021 mit dem Partner State National Insurance. Doch dort klagt jetzt einer der Kunden, wie am Donnerstag die Publikation Repairer Driven News berichtete. Demnach strebt er sogar eine Sammelklage für alle an, die bei State National eine Tesla-Versicherung gekauft haben. Er selbst habe ein Model S und ein Model 3 dort versichert, und beide hätten mehrfach Phantom-Warnungen ausgegeben, bei denen vor dem Elektroauto keinerlei Gefahr oder Gefährdung drohte. So habe sich der Safety Score des Klägers verschlechtert, was zu deutlich höheren Prämien geführt habe.
Autopilot-Bremsungen bekanntes Problem
Mit dem Safety Score haben auch Tesla-Fahrer ihre Mühe, die keine Versicherung bei dem Unternehmen kaufen wollen oder können, aber in den FSD-Betatest aufgenommen werden wollen. Die dafür nötigen Werte nah an 100 Punkten sollen schwer zu erreichen sein, unter anderem wegen der auch in der Klage erwähnten falschen Front-Kollisionswarnungen. Wenn der adaptive Autopilot-Tempomat aktiviert ist, können die auch in Ländern, wo es bislang weder Tesla-Versicherungen noch die Beta-Software gibt, zu abrupten Bremsungen ohne erkennbaren Anlass führen. In diesem Jahr gab es eine Häufung von Meldungen solcher Phantom-Aktionen von Teslas Autopilot-System bei der US-Behörde NHTSA.
In der jetzt angestrebten Sammelklage wird Tesla nicht als Vertragspartner genannt, sondern nur State National als der eigentliche Versicherer. Der Besitzer des Model S und des Model 3 fordert laut dem Bericht Schadensersatz in einer Höhe, die in einem Prozess bestimmt werden soll. Sollte ein Urteil in seinem Sinn gesprochen werden, soll es für alle Tesla-Besitzer gelten, die in den USA eine dynamische Versicherung von State National gekauft haben.