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Startup-Chef: Tesla-Angebot ist erhebliche Bedrohung für etablierte Auto-Versicherungen

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CNBC

Bild: CNBC

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Für Tesla ist es nur ein Nebengeschäft als Ergänzung zu den eigenen Elektroautos, doch für die etablierten Anbieter könnte sein Einstieg in die Branche ungemütliche Folgen haben. Diese Ansicht vertrat in einem Interview jetzt der Chef des Startups Lemonade mit Blick auf die Pläne von Tesla, sein eigenes Angebot von Auto-Versicherungen auszuweiten und eng an den konkreten Risiko-Daten der Kunden auszurichten. In dem gesamten Sektor werde es dadurch „massive Verwerfungen“ geben, sagte der Lemonade-CEO Daniel Schreiber in einem Gespräch mit dem Finanzsender CNBC.

Tesla-Versicherung soll „Revolution“ sein

Von den von ihm in Aussicht gestellten Verwerfungen ist auch Lemonade insofern betroffen, als die 2015 gegründete Web-Versicherung in den USA soeben ein eigenes Auto-Angebot gestartet hat. Allerdings tritt das Unternehmen unter anderen Voraussetzungen an als rein kommerzielle Konkurrenten: Es ist zwar an der New Yorker Börse notiert und gewinnorientiert, aber als Public-benefit Corporation registriert, also auch dem Gemeinwohl verpflichtet. In Deutschland bietet Lemonade aktuell Hausrat- und Haftpflicht-Versicherungen an.

Was Tesla mit seinen vernetzten Autos in der Branche vorhabe, werde „profunde Auswirkungen“ auf das Versicherungsgeschäft haben, sagte Lemonade-CEO Schreiber in dem CNBC-Interview. Der große Vorteil von Tesla liege darin, einen Live-Datenstrom aus seinen Fahrzeugen beziehen zu können: Das ermögliche viel genauer auf das individuelle Risiko jedes Kunden angepasste Prämien.

So ähnlich hat es auch Tesla-CEO Elon Musk schon formuliert: Wer gefährlicher fahre, müsse auch höhere Kosten in Kauf nehmen und profitiere anders herum von niedrigeren Prämien für risikoarmes Fahren. In einigen US-Bundesstaaten bietet Tesla seine eigene Versicherung schon an, laut Musk ist die angepeilte dynamische Orientierung am Fahrstil aber noch nicht umgesetzt. Im Sommer 2020 rief er „revolutionäre Aktuare“ auf, sich bei der Tesla-Versicherung zu bewerben. Eine deutsche Niederlassung dafür wurde laut der Aufsichtsbehörde Bafin soeben am Sitz der Gigafactory bei Berlin eingerichtet.

Altes Milliarden-Geschäft bedroht

Neben Tesla würden „ohne Zweifel“ auch andere Autohersteller in das benachbarte Geschäft mit Versicherungen einsteigen, sagte Lemonade-CEO Schreiber in dem Interview weiter, was insgesamt zu „massiven Verwerfungen“ führen könne. Das Problem für etablierte Anbieter sei, dass sie aktuell ein Milliarden-Geschäft auf der Grundlage von Prämien betreiben, die sich am Risiko großer Gruppen statt einzelner Kunden orientieren würden. Und wenn sie das ebenfalls mit mehr individuellen Daten ändern wollten, würden die Versicherer plötzlich feststellen, dass die eine Hälfte gemessen daran deutlich zu viel bezahlt hat und die andere zu wenig.

Insgesamt sieht Schreiber den Markt für Auto-Versicherungen langfristig sogar kleiner werden, und auch das hat mit Tesla zu tun. Mobilität werde zunehmend zu einer Dienstleistung, sagte der Lemonade-CEO, also würden weniger Menschen ein eigenes Auto besitzen und versichern müssen. Für etablierte Anbieter sei das „ziemlich beängstigend“, denn damit müssten sie den neuen Daten-Herausforderungen auch noch in einem schrumpfenden Markt begegnen.

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