Bild: Produktion bei Tesla in China (Foto: Tesla)
Die Elektroautos von Tesla werden manchmal als Smartphones auf Rädern bezeichnet, was nicht nur wegen der vielen Infotainment-Funktionen und der Bedienung über den großen Touchscreen seine Berechtigung hat, sondern auch wegen der eleganten Integration in ein einheitliches Software-System. Aber auch konventionelle Fahrzeuge sind längst hochgradig computerisiert, weil für Funktionen von Treibstoff-Einspritzung bis Tür-Verriegelung Dutzende digitaler Steuergeräte eingesetzt werden. Und genau das bereitet großen Autoherstellern weltweit derzeit gravierende Probleme – während mit Blick auf Tesla bislang nichts davon zu lesen ist.
Chips für Spielkonsolen statt Autos
Erste Meldungen zu dem Thema gab es bereits Ende 2020. Beginnend mit Volkswagen gaben immer mehr Autohersteller bekannt, aufgrund von Chip-Mangel ihre Produktionsplanung anpassen zu müssen. Der VW-Konzern für mehrere seiner Marken und später auch Daimler kündigten Kurzarbeit in manchen Werken an. Laut einem Bericht von Car and Driver sind von dem Problem inzwischen auch Ford, Fiat-Chrysler, Toyota und Subaru betroffen und zusätzlich in Japan Nissan und Honda. Ein BMW-Sprecher sagte vergangene Woche der New York Times, noch laufe die Produktion wie geplant, man beobachte die Situation aber genau.
Die akute Coronavirus-Krise in der Wirtschaft, die im Frühjahr 2020 zu Komponenten-Mangel in der Auto-Industrie geführt hatte, ist mittlerweile eigentlich ausgestanden. Aber sie wirkt nach: Nach den Berichten haben die großen Hersteller in aller Welt nicht damit gerechnet, dass sich die Nachfrage nach dem frühen Einbruch so schnell erholen würde. Also verringerten sie ihre Chip-Bestellmengen. Und kurzfristig können sie jetzt nicht genügend Nachschub bekommen, weil deren Hersteller Teile der Produktion auf Chips für die Elektronik-Industrie umgestellt haben – denn die Nachfrage nach Computern und Spielkonsolen wurde durch die Pandemie sogar angeheizt.
Tesla unbeeindruckt von Corona-Krise?
Von dem Problem dürfte grundsätzlich auch Tesla betroffen sein, denn auch der Elektroauto-Pionier macht zwar vieles selbst, was andere von außen zukaufen, aber nicht alles – und auch der FSD-Chip für autonomes Fahren wurde zwar intern entwickelt, wird aber von Samsung produziert. Trotzdem ist in der zunehmenden Zahl von Berichten über Chip-Engpässe von Tesla nichts zu lesen. Das könnte auf der einen Seite damit zusammenhängen, dass Tesla Presseanfragen meist einfach igoriert. Ebenfalls eine Rolle dürfte aber spielen, dass das Unternehmen deutlich weniger Silizium-Ware von außen zukauft als andere.
Außerdem ist CEO Elon Musk bekanntlich stets bereit, höhere Risiken einzugehen. Insofern wäre plausibel, dass sich Tesla anders als der Rest der globalen Auto-Industrie vom frühen Corona-Einbruch nicht beeindrucken ließ und seine Bestellungen von Steuer-Chips, soweit sie überhaupt gebraucht werden, nicht verringert hat.