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Und jetzt (fast) alle: Rückruf per Funk-Update für 820.000 Elektroautos von Tesla in USA

tesla model-3 innen cockpit

Bild: Tesla (Symbolfoto)

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Wer als Journalist einen Rückruf einen Rückruf nennt, muss damit rechnen, von Tesla-CEO Elon Musk stattdessen als Lobbyist bezeichnet zu werden. So erlebte es in dieser Woche Tom Krisher von der Nachrichten-Agentur Associated Press, der als einer der ersten berichtete, dass die rund 54.000 Teslas im FSD-Betatest nach Gesprächen mit der US-Behörde NHTSA rasch ein Software-Update bekommen sollen. Wie bei Tesla üblich lässt sich das per Funk-Update erledigen, doch in den NHTSA-Dokumenten dazu ist auch von Tesla-Seite von einem „safety recall“ die Rede. Und kaum haben sich die Wellen etwas gelegt, taucht jetzt der nächste Rückruf auf, der im rechtlichen Sinn einer ist, aber nicht unbedingt im klassischen. Er dürfte die überwiegende Mehrheit aller Elektroautos betreffen, die Tesla in den USA bislang ausgeliefert hat.

Zwei Rückrufe für Tesla-Software

Beim ersten Groß-Rückruf dieser Woche ging es um die Tatsache, dass Teslas mit der als FSD bezeichneten Beta-Software für das Autopilot-System an Stopp-Schildern optional nicht immer wie vorgeschrieben anhalten. Er betraf nach NHTSA-Angaben 53.822 Model 3 bis Model X, was der aktuellen Zahl der Fahrzeuge in dem Beta-Test entsprechen dürfte. Die Verteilung der neuen Software 2021.44.30.15 mit FSD-Version 10.10 hat laut Trackern bereits vorsichtig begonnen. Dies war laut NHTSA die von Tesla angekündigte Abhilfe im Rahmen des „safety recall“, den das Unternehmen nach Gesprächen mit Vertretern der Behörde Ende Januar dort anmeldete.

Der neue Fall betrifft ebenfalls Software, aber nicht die vergleichsweise geringe Zahl von Beta-Testern. Erneut veröffentlichte die NHTSA am Donnerstag einen „Part 573 Safety Recall Report“ für Tesla und nennt darin die Zahl von 817.143 potenziell betroffenen Fahrzeugen. Im Einzelnen geht es nach den Angaben um alle Model 3 und Model Y in den USA sowie bestimmte Model S und Model X der Modell-Jahre 2021 und 2022. Nicht inbegriffen sind also die meisten Model S und Model X, denn seit dem Refresh für 2021 wurden noch nicht wieder viele ausgeliefert. Aber die Zahlen bei den Volumen-Modellen 3 und Y sind viel höher, sodass insgesamt die große Mehrheit aller Teslas in den USA betroffen sein dürfte.

Wenn es sich um einen Rückruf im klassischen Sinn handeln würde, also mit Werkstatt-Besuch, könnte das eine logistische und finanzielle Katastrophe für Tesla sein. Aber tatsächlich geht es erneut nur um Software, und anders als beim ersten Fall in dieser Woche kann man nicht einmal richtig darüber streiten, ob das Problem als bedeutend anzusehen ist. Den laxen Umgang mit Stopp-Schildern im FSD-Modus hatte Tesla-CEO Musk damit verteidigt, dass das System nur dann nicht vollständig anhalte, wenn in der Nähe keinerlei andere Verkehrsteilnehmer erkannt werden; Kritiker hielten dem entgegen, dass auch das nicht gesetzkonform und im Zweifelsfall gefährlicher sei als echtes Stoppen. Der neue Software-Rückruf dagegen mag vom Umfang her riesig klingen, inhaltlich aber geht es nur darum, dass die akustische Erinnerung an das Anlegen des Sicherheitsgurts unter bestimmten Umständen ausbleibt.

Initiative ging nicht von NHTSA aus

Dazu kann es laut der NHTSA-Mitteilung kommen, wenn ein Tesla bei der vorherigen Fahrt das Gurt-Piepen startete und dann abgestellt wurde, bevor der Zyklus dafür beendet war. Auch das gilt aber nur bei Geschwindigkeiten unter 22 Stundenkilometern. Bei Model 3 bis Model X aus der Produktion ab Ende Januar ist nach den Angaben bereits die Software-Version 2021.43.101.1 aufgespielt, bei der das nicht mehr passiert. Alle anderen sollen früh in diesem Monat Version 2022.4.5 mit der Fehler-Behebung bekommen.

In den USA gibt es also den bislang wohl größten Tesla-Rückruf überhaupt für den größten Teil der Flotte dort, aber die Folgen sind offensichtlich minimal. Und wer nach den zwei NHTSA-Mitteilungen kurz nacheinander den Eindruck hatte, die Behörde würde sich auf Tesla einschießen, muss offenbar umdenken. Zu dem FSD-Update entschloss sich das Unternehmen nach ihrer Darstellung erst nach zwei Treffen mit NHTSA-Vertretern. Das Problem mit dem Gurt-Signal dagegen soll bei Tests in Südkorea aufgefallen sein. Nach einer Meldung von dort habe Tesla es untersucht und sei Ende Januar zu dem Schluss gekommen, dass der Rückruf per Software-Update erforderlich ist.

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