Bild: Tesla Taxi Aschaffenburg
Sein gesamtes Berufsleben hat Stefan Müller aus dem unterfränkischen Aschaffenburg im Taxi-Gewerbe verbracht, aber dabei geht er deutlich mit der Zeit. 1983 wurde er laut seiner Website der jüngste Fahrer in der mittelgroßen Stadt nahe Frankfurt am Main, und drei Jahre später ihr jüngster Taxi-Unternehmer. Nach dem Start mit einem Audi und dann zwei Mercedes folgten bis 2016 vier VW Passat als Firmenwagen. Dann aber stieg Müller auf ein Tesla Model S um, das er bis heute fährt. Und neuerdings ist er seiner Zeit oder zumindest Tesla selbst damit auf gewisse Weise sogar voraus: Man kann bei ihm jetzt auch mit der Kryptowährung Dogecoin bezahlen.
Tesla-Taxi für 600.000 Kilometer
Von teslamag.de auf sein Model S und die neue Bezahloption angesprochen, schwärmt Müller von seinem Tesla – und macht keinen Hehl daraus, dass die Idee mit Dogecoin erstens von seinem Sohn kam und zweitens vor allem als Marketing-Aktion gedacht sei. Für das Elektroauto habe er sich damals entschieden, weil die Probefahrt so überzeugend war, dass er einen Weg errechnete, wie sich der Kauf trotz des hohen Preises lohnen könnte. Dabei spielte auch eine Rolle, dass Müller hoffte, mit dem damals noch exotischen Tesla Kunden anzuziehen. Dieses Kalkül ging auf, erzählt er, und freut sich heute über einen treuen Kundenstamm nach seinem Austritt aus dem lokalen Taxi-Verbund.
Das beige Model S 90 D hat inzwischen rund 460.000 Kilometer auf der Taxi-Uhr, und nach den bisherigen Erfahrungen plant Müller es für mindestens noch einmal 140.00 Kilometer mit ein. Den vermeintlichen Fehler in seiner anfänglichen Tesla-Wirtschaftlichkeitsberechnung sucht er noch heute, wie er teslamag.de amüsiert berichtete. Seit 2019 gehört außerdem ein Tesla Model 3 zu seinem kleinen Fuhrpark, als Funkmietwagen meist gesteuert von seiner Ehefrau.
Auf die Tesla-Idee habe ihn seinerzeit sein heute 21 Jahre alter Sohn gebracht, erzählte Müller außerdem; laut der Website gehört er mit zum Familien-Team und ist auch als ihr Designer angegeben. Und dann „kam er beim Abendessen irgendwann mit Dogecoin“, so der für junge Informationen offenbar stets offene Vater. Anfang 2021 investierten die beiden erst einmal 150 Euro in die Spaß-Kryptowährung, die zu dieser Zeit auch zunehmend Erwähnungen von Tesla-CEO Elon Musk sammelte. Geschickter als andere verkauften die Müllers schon vor deren erstem großen Einbruch Ende April wieder und machten laut dem Vater 1250 Euro Gewinn. 500 Euro davon sind nach seinen Worten inzwischen wieder in Dogecoin investiert, „aber nicht als meine Altersvorsorge“.
Mit Dogecoin Tesla und Musk voraus?
„Nach fünf Jahren Tesla-Taxi kennt man das langsam“, erklärt Müller senior die jetzt getroffene Entscheidung, das hoch volatile Internet-Assets als Bezahlung für seine Fahrdienste zu akzeptieren, „wir wollten ein bisschen PR machen mit etwas, das wieder keiner hat.“ Am Wochenende verkündete er die Dogecoin-Einführung auf seiner Website und bei Facebook, und sein Sohn meldete sie zusätzlich in dem US-Forum Reddit. Es mag für ihn keinen direkten kommerziellen Nutzen haben, aber vor allem dort war die Resonanz gewaltig: Müller berichtet begeistert von 19.000 Likes und 500 Kommentaren in den ersten 24 Stunden. Die Website-Zugriffe stiegen um 600 Prozent.
Immerhin sind die bayerischen Taxi-Unternehmer ja auch Tesla selbst voraus: Ab Mitte Februar nahm das Unternehmen in den USA Bitcoin als Bezahlung an, und Mitte Mai fragte CEO Musk, ob es auch Dogecoin akzeptieren solle. 78,2 Prozent der Teilnehmer auf Twitter sagten Ja – aber stattdessen strich Tesla zwei Tage später erst einmal die Bitcoin-Option wieder. Als Grund für die Krypto-Kehrtwende nannte Musk einen rapide gestiegenen fossilen Stromverbrauch bei Bitcoin. Der müsse niedriger werden, zeigte er sich später wieder geneigter, und berichtete auch, mit dem Dogecoin-Team an Verbesserungen dieser Währung zu arbeiten.
Diese Geschichte kennt auch Müller und erkennt den Energieverbrauch als aktuelle Schattenseite der Krypto-Welt an. Aber Dogecoin sei in dieser Hinsicht zumindest vergleichsweise am besten, und außerdem habe er anders als Taxi-Kollegen Fahrgästen schon immer eine möglichst breite Auswahl an Zahlungsoptionen angeboten, zum Beispiel auch Kreditkarten oder PayPal. Wenn jemand in Dogecoin bezahlen wolle, rechne er mit seiner App den aktuellen Gegenwert zum Euro-Fahrpreis aus. Dann könnten die Passagiere mit einer beliebigen anderen Wallet-App einen QR-Code von ihm scannen und so die Dogecoin-Einheiten an ihn senden.
Leise Unruhe wegen China-Anruf
Noch hat niemand die neue Krypto-Zahlweise genutzt (Müller nimmt übrigens auch Bitcoin und Ether, aber dafür hat er keinen Aufkleber auf sein Model S geklebt), aber der PR-Effekt ist eindeutig schon da, berichtet der Taxi-Unternehmer zufrieden. Nur ein Anruf bereite ihm etwas Sorgen: Ein chinesisch klingender Mann habe sich auf Deutsch bei ihm erkundigt, ob die Nachricht von der Dogecoin-Akzeptanz stimme, erzählte Müller. Das habe ihn irgendwie beunruhigt – „Ich hoffe, ich bekomme keine Schwierigkeiten“. Auch als Tesla überraschend aufhörte, Bitcoin als Zahlung zu akzeptieren, meinten manche, das habe eher mit der Abneigung der Regierung im wichtigen Markt China gegen Kryptowährungen zu tun gehabt.