Mit der Entscheidung, 1,5 Milliarden Dollar der Tesla-Kapitalreserven in Bitcoin anzulegen und die Kryptowährung in den USA auch als Zahlungsmittel zu akzeptieren, hat CEO Elon Musk in diesem Februar einige seiner besonders umweltbewussten Fans und Kunden verärgert. Denn Kryptowährungen wie Bitcoin haben einen enormen Energiebedarf, der zu guten Teilen aus fossilen Quellen gedeckt wird und so mehr CO2-Emissionen bedeutet. Diesen Punkt führte Tesla jetzt als Grund dafür an, dass seine Produkte ab sofort doch nicht mehr mit Bitcoin bezahlt werden können – sorgte damit aber für Proteste unter Krypto-Fans. Aktualisierung: In einer Twitter-Nachricht hat Musk ergänzend erklärt, der Energie-Bedarf für Bitcoin sei in den vergangenen Monaten „wahnsinnig“ angestiegen.
Twitter-Mitteilung vom Tesla-Chef
Dass man Elektroautos von Tesla in den USA jetzt wieder nur noch mit Kreditkarte oder Apple Pay bezahlen kann, fiel zunächst am späten Mittwoch Interessierten auf, die Blogs darüber informierten. Am frühen Donnerstagmorgen kam dann die Bestätigung und Erklärung von CEO Musk – auf Twitter, aber mit einem angehängten Text-Bild, das fast wie eine Presse-Erklärung von dem Unternehmen ohne PR-Abteilung klingt.
Tesla habe Fahrzeug-Käufe mittels Bitcoin „ausgesetzt“, heißt es darin. Das Unternehmen sei besorgt wegen der „rapide ansteigenden Nutzung von fossilen Brennstoffen für Bitcoin-Mining und -Transaktionen“. Kryptowährungen hätten nach seiner Überzeugung eine viel versprechende Zukunft, aber diese dürfe nicht mit hohen Umwelt-Kosten erkauft werden.
Tesla & Bitcoin pic.twitter.com/YSswJmVZhP
— Elon Musk (@elonmusk) May 12, 2021
Kritiker verweisen auf diesen Punkt nicht erst, seit Tesla bei Bitcoin eingestiegen ist, während Musk sich bislang nicht dazu geäußert hatte. Im Gegenteil schien er das Krypto-Engagement von Tesla sogar noch ausbauen zu wollen: In dieser Woche ließ er auf Twitter abstimmen, ob auch Dogecoin als Zahlungsmittel akzeptiert werden sollte. Dabei handelt es sich um eine weitere Kryptowährung, die eigentlich nur als Spott über den Krypto-Hype ins Leben gerufen wurde. Nach vielen Erwähnungen durch Musk hat sie inzwischen ebenfalls schon einen zweistelligen Milliarden-Wert erreicht. Und am Wochenende nach seinem Auftritt bei Saturday Night Live wurde bekannt, dass SpaceX sich einen kommenden Satelliten-Transport erstmals in Dogecoin bezahlen ließ.
Irgendetwas muss Musk seitdem zum Umdenken gebracht haben. Allerdings sind seine Krypto-Pläne mit dem Bitcoin-Stopp noch nicht Geschichte. Seinen verbleibenden Bitcoin-Bestand werde Tesla behalten, heißt es in der Twitter-Mitteilung weiter, und die Kryptowährung wieder akzeptieren, sobald das Mining stärker mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Außerdem sehe sich das Unternehmen andere Kryptowährungen an, die mit 1 Prozent des Bitcoin-Strombedarfs auskommen.
Aktualisierung: Der Tesla-Chef hat auf Twitter eine Erklärung für seinen Sinneswandel nachgeliefert. Die Entwicklung beim Energie-Bedarf für Bitcoin in den vergangenen Monaten sei „wahnsinnig“ gewesen, schrieb er und stellte eine Grafik dazu von der University of Cambridge ein. Der ist zu entnehmen, dass vor allem der geschätzte maximale, aber damit auch der durchschnittliche Stromverbrauch für das Bitcoin-Netzwerk seit Anfang dieses Jahres sprunghaft angestiegen ist. Zu guten Teilen dürfte das auf den weiteren Kursanstieg zurückzuführen sein, den Tesla mit seiner Ankündigung von Februar in Gang brachte.
Bitcoin-Kurs bricht ein, Musk-Coin möglich
Der Kurs des Originals brach nach Musks Bestätigung der Aussetzung zweistellig auf weit unter 50.000 Dollar ein, um sich dann etwas zu erholen. Auf Twitter wurden wütende Einladungen zu Clubhouse-Chats von Krypto-Fans geteilt, die den Tesla- und SpaceX-Chef einen Betrüger nannten. Bei Dogecoin gab es kurz sogar einen noch heftigeren Einbruch bis hinunter auf Kurse um 0,36 Dollar, doch diese Verluste wurden später weitgehend wieder wettgemacht. Weitere Kryptowährungen wie Ethereum zeigten eine ähnliche Schreck-Reaktion. Denn der Einstieg von Tesla als großes und viel beachtetes Unternehmen hatte dem gesamten Gebiet neue Legitimität verliehen.
Vorläufig bleibt dafür immerhin noch SpaceX. Eine stromsparende Musk- oder Tesla-Coin ist gewiss ebenfalls noch eine Option für die Zukunft – könnte dann aber so gefragt sein, dass es auf Kosten all der anderen Kryptowährungen geht.
