Bilder: @inspiration4x
Nach dem erfolgreichen Start der ersten rein privaten Orbital-Mission „Inspiration4“ in der Nacht auf Donnerstag haben die vier Crew-Mitglieder nun die Halbzeit erreicht. Dem Bilderbuchstart auf der zweistufigen Falcon-9-Rakete von SpaceX kurz nach zwei Uhr deutscher Zeit am frühen Donnerstag folgten zwei Manöver der Dragon-Kapsel mit ihren eigenen Triebwerken, ehe kurz nach sechs Uhr die geplante Umlaufbahn in 585 km Höhe erreicht war – deutlich höher als der Orbit der Internationalen Raumstation ISS. Einige Stunden später twitterte SpaceX-Chef Elon Musk, er habe mit den zwei Frauen und zwei Männern gesprochen und es gehe ihnen gut.
Private All-Mission für Spenden
Am Freitag wurden dann erste Fotos der vier in der Dragon-Kapsel schwebenden Weltraum-Touristen veröffentlicht: die 29 Jahre alte, eine Prothese tragende Arzt-Assistentin Hayley Arceneau, die Forscherin Sian Proctor, der Ingenieur Christopher Sembroski und Jared Isaacman, der Sponsor der Mission. Der Milliardär hatte den drei anderen Privat-Astronauten den Flug geschenkt, verbunden mit einer Spendenkampagne für ein amerikanisches Kinderkrankenhaus .
Dies zeigt: Private und touristische Raumfahrt ist kein exklusiver Club von wenigen Reichen mehr, wie sie in den vergangenen Jahren vereinzelt in Begleitung von Profi-Astronauten zur ISS geflogen waren. Einstweilen braucht es allerdings noch Milliardäre und Multimillionäre, um normal verdienende Menschen privat ins All bringen zu können. Übrigens: In den anderthalb Tagen nach dem Start stiegen die Spenden an die Kinderklinik St. Jude deutlich an. Die Summe liegt mittlerweile bei fast 40 Millionen Dollar, dazu kommen weitere 100 Millionen Dollar, die Isaacman zusätzlich zu den Flugkosten, an das Krankenhaus gespendet hat.
The crew of #Inspiration4 had an incredible first day in space! They’ve completed more than 15 orbits around planet Earth since liftoff and made full use of the Dragon cupola. pic.twitter.com/StK4BTWSA6
— Inspiration4 (@inspiration4x) September 17, 2021
Gleichzeitig werden mit der Inspiration4-Mission neue Rekorde für die Raumfahrt-Geschichte aufgestellt: Zum ersten Mal waren für kurze Zeit 14 Menschen gleichzeitig im All – neben den vier Personen in der Dragon sieben Astronauten auf der ISS und drei Besatzungsmitglieder auf der chinesischen Raumstation, die allerdings am Freitag wieder gelandet sind. Der bisherige Rekord mit 13 Menschen bestand seit 1995. Die Flughöhe von Inspiration4 ist mit fast 600 Kilometer die höchste, die Weltraum-Touristen je erreicht haben. Doch auch Profi-Astronauten kamen, abgesehen von den Apollo-Mondflügen, nur selten tiefer ins All. Die Space-Shuttle-Crew, die 1990 das Weltraumteleskop Hubble aussetzte, flog 611 km hoch. Und im Rahmen eines Experimentalflugs erreichte die Zweiercrew von Gemini-11 im September 1966 knapp 1400 km.
Hohe Belastung für SpaceX-Kapsel
Spannend wird die für diesen Sonntag geplante Rückkehr. Aufgrund der größeren Flughöhe als bei den bisherigen Crew-Missionen von SpaceX für die ISS wird auch die Eintrittsgeschwindigkeit und damit die Hitzebelastung größer sein. An die 2000 Grad wird der Hitzeschild der Dragon dann auffangen müssen. Videos aus der Kapsel wird es aber vermutlich erst Ende des Monats auf Netflix geben – der Streaming-Dienst hat weitgehende Rechte an der historischen Mission für eine fünfteilige Dokumentarserie erworben. Die ersten vier Folgen sind vor dem Start erschienen.