In der Nacht auf Sonntag ist erstmals eine bemannte Dragon-Raumkapsel von SpaceX, dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, nach einer Langzeitmission zur Erde zurückgekehrt. Um 2.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit dockte die „Resilience“ genannte Dragon von der Internationalen Raumstation ISS ab. An Bord: Aus den Vereinigten Staaten die Astronauten Michael Hopkins und Victor Glover sowie die Astronautin Shannon Walker, und Sōichi Noguchi aus Japan. Zur ISS gestartet waren sie am 16. November 2020, vor fünfeinhalb Monaten.
Angenehm kühl in SpaceX-Anzügen
Gut eine Stunde nach dem Abdocken, die Crew hatte in der Zwischenzeit noch in legerer Kleidung eine Mahlzeit zu sich genommen, hatten die Triebwerke die Kapsel auf ausreichend Abstand von der ISS gebracht, in einer 10 Kilometer niedrigeren Umlaufbahn. Als Nächstes legten die Astronauten ihre von SpaceX für sie maßgeschneiderten Raumanzüge an. Rund fünf Stunden nach dem Abdocken feuerten die Triebwerke ein letztes Mal und bremsten die Dragon so weit ab, dass sie die Erdumlaufbahn verließ und in die Atmosphäre eintrat. Bei der Luftbremsung heizte sich die Kapsel außen auf mehrere Tausend Grad auf. Innen bleibt es mit höchstens 30 Grad stets vergleichsweise kühl, in den Anzügen werden die Astronauten zusätzlich gekühlt.
Für gut sieben Minuten blockierte die Hitze um die SpaceX-Kapsel den Funkkontakt. Dann war die Verbindung wieder da und auf 6000 Metern Höhe, Dragon fiel da mit immer noch über 500 km/h Richtung Boden, entfalteten sich zunächst die zwei Pilotfallschirme und dann die vier Hauptfallschirme – vollautomatisch wie beim gesamten Landemanöver. Die Astronauten greifen mit ihren drei Touchscreens und Schaltern nur ein, wenn es nötig ist. Und nochmal wenige Minuten, dann setzte die Kapsel mit den vier Crew-Mitgliedern auf dem Meerwasser auf – mit nur mehr rund 25 km/h. Noch gut sechs Stunden zuvor Dragon mit rund 28.000 km/h mehr als 400 Kilometer hoch über der Erde dahingerast. Eine SpaceX-Video zeigt den ganzen Rückkehr-Akt.
Kapsel startet im Herbst nächste Mission
Eine Stunde nach der Wasserung hatten alle vier Rückkehrer wohlbehalten die „Resilience“ verlassen. Damit ist die nun gelandete Dragon-Kapsel das amerikanische Raumschiff, das am längsten im All war. Die US-Raumkapseln der sechziger und siebziger Jahre, die Orbitflüge von Mercury und Gemini und die Mondflüge von Apollo, waren stets maximal wenige Wochen unterwegs. Auch das Space Shuttle ab den achtziger Jahren war nie für lange Missionen ausgelegt.
Eine andere Dragon bleibt derweil an der ISS angedockt. Die „Endeavour“ brachte erst am 23. April vier neue Astronauten und Astronautinnen zur ISS. Sie werden nun ebenfalls ein rundes halbes Jahr bleiben. Zusammen mit der Besatzung des russischen Sojus-Starts vom 9. April betreuen nun sieben Crewmitglieder den Außenposten der Menschheit im All. Und die „Resilience“ wird nach ihrer erfolgreichen Wasserlandung nun aufpoliert, um dann im Herbst zu einer weiteren ISS-Mission zu starten.