Bild: @TaylorOgan
Über die Frage, ob Tesla stärker auf klassische Öffentlichkeitsarbeit setzen sollte, herrscht unter Beobachtern und Freunden des Unternehmens Uneinigkeit. Manche würden Tesla dringend raten, für Medien zumindest eine Möglichkeit zu schaffen, sich Informationen offiziell bestätigen oder dementieren zu lassen, während andere sie im Prinzip für ohnehin zu böswillig oder ignorant halten, um davon Gebrauch zu machen. Tesla-CEO Elon Musk selbst machte zuletzt Ende April deutlich, dass er eine PR-Abteilung für unnötig hält. Doch China scheint dabei eine Ausnahme zu bilden.
Alle PR- und Marketing-Jobs in China
Das geht aus Daten zu Tesla-Stellenanzeigen weltweit hervor, die der Fondsmanager und Tesla-Investor Taylor Ogan am Mittwoch auf Twitter veröffentlichte. „Vielleicht hat Tesla die Botschaft über verbesserte PR verstanden?“, schrieb er zu einer Grafik, auf der monatsweise die Job-Ausschreibungen bei dem Unternehmen in den Bereichen Marketing und Kommunikation zu sehen sind. Alle Balken ab dem ersten im Januar 2020 (im Bild oben abgeschnitten) sind fast verschwindend niedrig und mehrere zeigen einen Wert von 0. In diesem April aber verdoppelte sich die Zahl der kommunizierenden Job-Angebote bei Tesla zunächst, um sich im Mai noch einmal zu verdreifachen.
In der Übersicht ist diese Entwicklung auffällig, doch die absoluten Zahlen dahinter sind weiter niedrig: In diesem April suchte Tesla 9 neue Kräfte für Marketing und Kommunikation, im Mai waren es 33. Dennoch ist die jüngste Zahl ungefähr zehnmal so hoch wie im Januar 2020. Und Ogan hatte noch eine weitere interessante Information dazu: Jeder einzelne von diesen neuen Jobs im Mai sei in China ausgeschrieben worden.
Maybe Tesla got the message about stepping up its PR? Tesla posted more jobs for Marketing & Communications positions last month than the prior 16 months combined. @garyblack00 $TSLA pic.twitter.com/gJt22UXGX0
— Taylor Ogan (@TaylorOgan) June 2, 2021
Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass Tesla sich im Westen weiter wenig für konventionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit interessiert. In China wiederum hatte sich das Unternehmen schon vorher offener gezeigt. Auch entschuldigte es sich dort bereits mehrmals, zuletzt nach dem lauten Protest einer Model-3-Besitzerin mit anschließender Kritik in vielen auch staatsnahen Medien.
Tesla-Rechtsabteilung will informieren
Tesla könne in dem Land trotz viel Konkurrenz weit führend bleiben, müsse aber „andere Taktiken für PR und Reaktionen auf Kunden“ entwickeln, sagte der China-Experte Lei Xing teslamag.de zu diesem Geschehen. Dass jetzt zumindest die Personal-Stärke in diesem Bereich deutlich erhöht werden soll, spricht dafür, dass Tesla diese Notwendigkeit in Fernost auch selbst sieht. Allgemein dagegen hatte CEO Musk noch Ende April geschrieben, nur andere Unternehmen würden Geld für Werbung und „Manipulation der öffentlichen Meinung“ ausgeben, Tesla dagegen konzentriere sich auf Produkte.
https://twitter.com/ray4tesla/status/1399749839173287944
Zumindest in China aber scheint das Unternehmen noch in einer weiteren, durchaus verwandten Hinsicht in die Medien-Offensive zu gehen. Mehrere Chinesen, die Videos mit Behauptungen über Fehler in Tesla-Elektroautos in sozialen Medien veröffentlicht hatten, zogen zuletzt ihre Darstellungen öffentlich zurück, berichtete der Twitter-Beobachter @ray4tesla. Außerdem wies er darauf hin, dass es seit kurzem ein neues Tesla-Profil bei dem wichtigen Sozialmedium Weibo gibt. In der Beschreibung soll es dazu auffordern, unabhängig zu denken und Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden. Dahinter steht aber bislang nicht der Bereich PR oder Marketing von Tesla China, sondern die Rechtsabteilung.