Bild: Tesla (Computer-Grafik Gigafactory Berlin)
Mit der Tesla-Entscheidung für Grünheide bei Berlin als Standort seiner europäischen Gigafactory feierte die Landesregierung Brandenburgs einen wirtschaftspolitischen Erfolg. Gleichzeitig verhindert der allerdings, wie jetzt bekannt wurde, dass sich ein weiteres US-Unternehmen mit großem Namen in derselben Region ansiedelt: Laut einem Bericht des RBB hatte Google Interesse, dort ein großes Rechenzentrum aufzubauen, wurde aber abgewiesen – weil es wegen Tesla nicht mehr genügend Wasser dafür gäbe.
Wasser in Tesla-Region wird knapper
Das Thema Wasser begleitet das deutsche Gigafactory-Projekt fast von Beginn an als Problem. CEO Elon Musk scheint es angesichts eines Lachanfalls als Reaktion auf eine Frage danach bei einem Besuch von ihm in Grünheide in diesem August nicht sehr ernst zu nehmen. Der dafür zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) aber warnte Anfang 2020, dass weder Versorgung noch Entsorgung für Tesla sicher sein. Für die erste Ausbau-Stufe der deutschen Fabrik haben sich die beiden Seiten inzwischen geeinigt und Verträge geschlossen. Doch die schon vorher bestehende Knappheit in der Region wird durch die zusätzlichen 1,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr für Tesla akuter.
Darauf hat der WSE laut dem RBB-Bericht in dieser Woche bei seiner Verbandsversammlung reagiert: Die Mehrheit der Bürgermeister und Amtsdirektoren der 16 Mitgliedsgemeinden habe entschieden, die Wasser-Entnahme durch seine Kunden zu „rationieren“. Verbandschef André Bähler begründe das mit immer knapper werdenden Ressourcen im Sommer. In diesem Juni zum Beispiel seien die Behälter des Verbandes abends nicht mehr voll geworden und nur eine andere Witterung habe ihn gerettet.
Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Wasser in Ostbrandenburg nicht erst durch die Tesla-Ansiedlung knapp wird, wie auch der Vize-Chef des WSE laut RBB noch einmal festhielt. Zudem hört sich das Wort Rationierung drastisch an, doch laut einem der beteiligten Bürgermeister geht es dabei nur darum, extreme Verbräuche zu verhindern. Als Beispiel nannte er Anwohner, die ihre Pools im Sommer immer wieder neu befüllen, statt das Wasser darin gereinigt weiterzuverwenden. Das hört sich nicht nach drohendem Wasser-Notstand an, sondern nach einem Luxus-Problem.
Google-Zentrum in der Nähe abgelehnt
Dennoch lässt der WSE keinen Zweifel daran, dass aus seinen bestehenden Entnahmestellen nicht mehr viel zusätzlich zu holen ist. Bislang waren es laut dem RBB-Bericht etwa 11 Millionen Kubikmeter pro Jahr, mit Tesla kommen die vereinbarten bis zu 1,4 Millionen Kubikmeter hinzu. Laut einer WSE-Stellungnahme zu dem Gigafactory-Projekt von diesem Juli hat der Verband Genehmigungen für die Entnahme von gut 17 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Tatsächlich seien aber aufgrund verschiedener Einschränkungen maximal knapp 15 Millionen Kubikmeter pro Jahr möglich.
Mit der Rationierung bis 2025 will der Verband verhindern, dass diese Menge nicht für alle reicht, zumal er mit einem Anziehungseffekt von Tesla auf weitere Bewohner wie Unternehmen rechnet. Später könnte ein neues Wasserwerk mit hoher Kapazität hinzukommen. Über die Art der Kontrolle und Durchsetzung der Zwischenlösung ist laut RBB noch nicht entschieden.
Aber der WSE scheint seine Warnung vor mittelfristiger Knappheit ernst zu meinen: Laut einem weiteren RBB-Bericht hat Google dort wegen eines Rechenzentrums in Neuenhagen etwa 20 Kilometer nordwestlich von Grünheide vorgefühlt. Mit 1,3 Millionen Kubikmetern pro Jahr hätte es annähernd so viel Wasser gebraucht wie vorerst Tesla. Der Verband soll wegen bereits knappen Reserven sein Veto eingelegt haben, und der Internet-Riese sucht jetzt offenbar woanders weiter. Anders als bei Tesla, wo für die erste Stufe mit 500.000 Model Y pro Jahr bis zu 12.000 Arbeitsplätze vorgesehen sind, hätten bei Google aber vor allem Computer gearbeitet – in dem Bericht ist von 100 bis maximal 300 Jobs in dem Rechenzentrum die Rede.