Bild: Am neuen Startturm für Starship wird der Greifmechanismus installiert. (Foto: @obetraveller)
Über den kühnen Plan, die Stufen des Mars-Raketensystems Starship bei der Landung mit Roboterarmen einzufangen, spricht Elon Musk schon länger. Nach einer ersten Ankündigung im Dezember 2020 taufte der Chef von Tesla und SpaceX das Projekt in diesem April auf „Mechazilla“, abgeleitet vom Monster Mechagodzilla aus den Godzilla-Filmen. Und er will das Vorhaben allem Anschein nach wirklich umsetzen – oder es zumindest versuchen: SpaceX habe vor, das größte jemals gebaute Flugobjekt mit Essstäbchen zu fangen, erklärte Musk jetzt auf Twitter, und ergänzte: „Der Erfolg ist nicht garantiert, aber Spannung.“
Rakete fangen mit Dino-Ärmchen
Unter seinen Beitrag stellte der SpaceX-Chef einen Link zu einem Ausschnitt aus dem Film „Karate Kid“ von 1984, in dem einer der Hauptfiguren eine Fliege mit Essstäbchen fangen will. Der Größenvergleich hinkt natürlich. Die zwei geplanten Greifarme von „Mechazilla“ wurden in Interviews schon mit den „Ärmchen“ eines Tyrannosaurus Rex verglichen, und sind gemessen an dem 70 Meter hohen Booster (Unterstufe) und der 50 Meter hohen Oberstufe von Starship tatsächlich ziemlich klein.
Auf Luftbildern von RGV Aerial Photography konnte man Bauteile dafür Ende August auf dem Boden liegen sehen. Zuerst ist darin der Quick Disconnect Arm zu erkennen, der fix an dem 145 Meter hohen neuen Startturm von SpaceX befestigt wird. Er soll die Rakete bis zum Start mit Treibstoff und Elektrizität versorgen und dann vor dem Abheben schnell zur Seite schwenken. Derartige Systeme sind seit langem in der Raumfahrt im Einsatz.
Das eigentliche „Mechazilla“-System besteht dann aus dem Schlitten, der einem doppelten Pfeil ähnelt. Der Schlitten, an dem die Greifarme befestigt sein werden, soll am Turm hinauf- und hinabfahren können, um die gefangene Raketenstufe nach dem Einfangen tiefer auf dem Boden absetzen und das Starship wieder für den nächsten Start zusammensetzen zu können. Nach der ersten Minute in dem Video sieht man schließlich einen großen Winkel, der einen der Greifarme von Mechazilla darstellt. Der Quick Disconnect Arm wurde mittlerweile am Turm befestigt, Schlitten und Greifarme dürften bald folgen.
Tesla- und SpaceX-Chef für Inspiration
Beim nächsten Testflug von Starship, dem lange erwarteten Orbitalflug von Starship SN20 mit Booster 4, wird Mechazilla noch keine Raketenstufe fangen. Ober- und Unterstufe werden in den Ozeanen wassern. Der Orbitalflug schien nach dem ersten spektakulären probeweisen Zusammenfügen von Unter- und Oberstufe Anfang August zur weltgrößten Rakete, schon in greifbarer Nähe. Doch noch verzögern letzte Arbeiten, Tests und Genehmigungen die Mission.
SpaceX will try to catch largest ever flying object with robot chopsticks.
Success is not guaranteed, but excitement is!https://t.co/75yMgIWOwE
— Elon Musk (@elonmusk) August 30, 2021
Der übernächste Flug, für den Starship SN21 und Booster 5 gerade gebaut werden, wird dann wohl erst im Laufe des Herbst realistisch sein. Für diesen Flug kündigte Musk bereits einen möglichen ersten Fangtest mit Mechazilla an. Vielleicht wird er nicht gelingen, aber es wird laut Musk auf jeden Fall für Aufregung sorgen. „Wollen Sie jeden Morgen mit Problemen aufwachen?“, fragte er schon vor wenigen Wochen im Gespräch mit Armin Laschet vor der neuen Tesla-Gigafactory bei Berlin. „Oder mit etwas, das einen inspiriert und gespannt auf die Zukunft macht?“