Bild: Rivian
Mittlerweile tummeln sich an der Börse neben Tesla viele weitere Elektroauto-Startups aus den USA und China, und bald soll es noch eines mehr sein – und zwar sogar ein besonders großes: Nach Berichten hat Rivian bei der Aufsicht SEC Unterlagen für einen Börsengang eingereicht, der das bislang unter anderem von Amazon und Ford finanzierte Unternehmen mit rund 80 Milliarden Dollar bewerten würde. Das entspricht etwa einem Neuntel der aktuellen Marktkapitalisierung von Tesla – und dessen CEO Elon Musk bezeichnete das als vollkommen wahnsinnig.
Tesla-Chef kommentiert auf Twitter
Denn wie er immer wieder betont, liegt die eigentliche Herausforderung nicht in schicken Prototypen, sondern in einer profitablen Massenproduktion – und anders als Tesla bei seinem Börsengang im Jahr 2010 hat Rivian noch kein einziges Elektroauto ausgeliefert. Darauf wies auch Musk selbst in einer Twitter-Nachricht zu Meldungen über die Börsen-Pläne des Konkurrenten hin: Er wolle ja nicht unverschämt sein, schrieb der Tesla-Chef ironisch, aber ob Rivian vor dem Börsengang nicht wenigstens pro Milliarde Bewertung ein Auto ausliefern könne?
Schon vorher hatte Musk wissen lassen, dass er mit den gemeldeten 80 Milliarden Dollar für Rivian ganz und gar nicht einverstanden ist: „Ich dachte, 1999 wäre der Höhepunkt des Wahnsinns gewesen, aber 2021 ist noch 1000 Prozent wahnsinniger!“, schrieb er auf Twitter. Ein Tesla-Investor hatte dort zuvor angemerkt, bei 80 Milliarden Dollar für Rivian müsste Tesla nach denselben Maßstäben mit 8 Billionen Dollar bewertet werden, also dem Hundertfachen.
I thought 1999 was peak insanity, but 2021 is 1000% more insane!
— Elon Musk (@elonmusk) August 28, 2021
In einer kurzen Mitteilung bestätigte Rivian am Freitag nach den ersten Berichten darüber, eine vertrauliche Mitteilung für einen Börsengang eingereicht zu haben. Umfang und Bewertung dafür seien aber noch nicht festgelegt worden. Neben der Finanzagentur Bloomberg berichtete allerdings auch Reuters von angestrebten 70-80 Milliarden Dollar Gesamtwert. Der Schritt an die Börse werde vor Jahresende erwartet. Anders als bei vielen kleineren Elektroauto-Startups soll er nicht über eine umgekehrte Spac-Fusion erfolgen, sondern klassisch mit Aktien-Vermarktung an institutionelle Anleger durch ein Banken-Konsortium.
E-Pickup Rivian R1T ab September
Insgesamt hat Rivian bislang rund 10,5 Milliarden Dollar an Kapital aufgenommen. An der jüngsten Runde mit 2,5 Milliarden Dollar in diesem Juli beteiligten sich unter anderem der Climate Pledge Fund von Amazon, Ford und mehrere große Fondsgesellschaften. Nach mehreren Verschiebungen will Rivian in diesem September die ersten Exemplare seines Pickups R1T mit bis zu 400 Meilen Reichweite (s. Foto oben) ausliefern, produziert in einer früheren Mitsubishi-Fabrik im US-Bundesstaat Illinois. Ein SUV-Ableger namens R1S wurde ebenfalls schon gezeigt, aber auf einen ungenannten Zeitpunkt verschoben. Außerdem hat Amazon 100.000 elektrische Lieferwagen bis 2030 bei Rivian bestellt, von denen die ersten 10.000 im nächsten Jahr kommen sollen.