Das Interesse an leichten Nutzfahrzeugen mit offener Ladefläche, also Pickups, dürfte sich in Europa in Grenzen halten – wenn sie nicht gerade der für Ende 2021 angekündigte Cybertruck von Tesla sind, der allerdings vorerst nur in Nordamerika zu haben sein soll. In den USA aber ist diese Kategorie auch bei Nicht-Handwerkern sehr beliebt, und zum Teil früher als Tesla wollen mehrere andere Hersteller dort elektrische Pickups anbieten. Mit Rivian hat einer der interessantesten jetzt den Konfigurator für seinen R1T freigeschaltet. Zudem gibt es auch eine SUV-Variante davon – und beide sollen auch nach Europa kommen.
Rivian-Pickup und -SUV auch für Europa
Europa und China seien auf lange Sicht wichtige Absatzmärkte für das 2009 gegründete Unternehmen, sagte der Gründer und CEO RJ Scaringe in dieser Woche der Nachrichten-Agentur Reuters. Nach früheren Informationen sollen Pickup R1T und das Rivian-SUV R1S im Jahr 2022 auf diese Märkte kommen. Mehr Potenzial verspricht sich Scaringe dort aber von kleineren Fahrzeugen, die für später ebenso geplant seien wie eine lokale Produktion. Finanzkräftig ist Rivian unter anderem durch eine Investition von Amazon: Der Online-Riese will 100.000 E-Lieferwagen und hat sich mit knapp 700 Millionen Dollar an dem Unternehmen beteiligt.
Für Privatkunden in den USA aber stand bislang der Pickup R1T im Mittelpunkt, der jetzt konfiguriert werden kann. Mit satten 5,54 Metern Länge und einer Breite von 1,83 Metern ohne Außenspiegel ist er ein typisch amerikanischer Ladeflächenträger und hat mit 34 Grad vorn und 29,3 Grad hinten einen ordentlich offroad-tauglichen Böschungswinkel. Und die von Rivian angekündigte Bodenfreiheit von bis zu 37 Zentimetern ist sogar gigantisch.
Das Gleiche lässt sich über die Batterie-Größen sagen: 105, 135 oder 180 kWh sollen in Zukunft verfügbar sein, was bis zu 644 Kilometer Reichweite bedeuten würde – weniger als beim größten Tesla-Cybertruck, aber sehr ansehnlich. Die kleinste Version schafft laut Rivian immer noch knapp 480 Kilometer. Die Leistung beim Aufladen soll dann bis zu 160 kW betragen. Das können alle bisherigen Tesla-Modelle zumindest in den USA schneller (Model S und Model X kommen in Europa wegen des nötigen CCS-Adapters kaum über 140 kW), und für den Cybertruck könnte die bisherige Spitzenleistung von 250 kW noch einmal erhöht werden.
Tesla-Konkurrent kann Panzer-Trick
In einem Punkt aber liegt Rivian deutlich vor Tesla: Die ersten Exemplare des R1T sollen bereits im Juni 2021 ausgeliefert werden. Der Preis dafür ist, obwohl er als Reaktion auf den Cybertruck jetzt gesenkt wurde, ein höherer Preis. Die zuerst verfügbare Launch Edition soll 75.000 Dollar kosten, wobei US-Kunden bei neuen E-Herstellern noch 7500 Dollar Steuergutschrift abziehen können.
Tank Turn. Available on the R1T and R1S 🙂 pic.twitter.com/AsRKnFJGWr
— Rivian (@Rivian) December 25, 2019
Im Vergleich zu einem der in den USA beliebten Verbrenner-Pickups ab etwa 30.000 Dollar ist der Rivian R1T sogar ausgesprochen teuer. Aber ähnlich wie Tesla und zum Teil noch darüber hinaus bietet er auch besondere Performance. Die Motoren sollen zusammen 800 PS leisten und bis zu 1120 Newtonmeter Drehmoment aufbieten – und weil es vier davon gibt, beherrscht der Pickup (ebenso wie das SUV) einen besonderen Trick, wie Rivian schon vor einiger Zeit demonstrierte: Er kann sich wie ein Panzer auf der Stelle drehen.