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Tesla-Chef Musk als Aufklärer: Interview auf Clubhouse wird zu Verhör von Robinhood-CEO

Bild: Tesla (Archiv)

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In einem neuen Online-Format hat sich Tesla-Chef Elon Musk in der Nacht auf Montag zu vielen Fragen geäußert – und trat am Ende selbst als Interviewer auf, und zwar nach einer launigen Begrüßung sogar als sehr strenger. Denn nachdem er in einem Chat-Format der neuen App Clubhouse gut eine Stunde lang über die ganze seiner Bandbreite seiner Aktivitäten geplaudert hatte, stellte Musk selbst die Fragen: an Vladimir Tenev, Co-CEO der Trading-App Robinhood, der erst eine Art Held junger Privatanleger war und zuletzt fast zu ihrem Schurken wurde.

Tesla-Chef verlangt Antworten von Broker

In den Wirbel um Robinhood war der Tesla-Chef insofern involviert, als er den steilen Kursanstieg der dort (und bei weiteren so genannten Neo-Brokern für mühe- und gebührenlosen Transaktionen) intensiv gehandelten Aktie von Gamestop mit einem seiner Meme-Tweets weiter anheizte. Dadurch kamen wie von den Internet-Anlegern gewünscht Hedgefonds unter Druck, die mit Leerverkäufen von Gamestop massiv auf fallende Kurse gesetzt hatten. Doch auch Robinhood selbst geriet in Schwierigkeiten und schränkte Käufe unter anderem dieser Aktie stark ein – und wurde dann verdächtigt, gemeinsame Sache mit dem Finanz-Establishments zu machen.

Vor diesem Hintergrund nahm sich der mit Leerverkäufern erfahrene Tesla-Chef am frühen Montag Vladimir Tenev vor, den Mitgründer und Co-CEO von Robinhood, als der sich in seinen Clubhouse-Chat gesellte. „Vlad, der Aktien-Schlächter“, begrüßte Musk ihn zunächst humoresk, schaltete nach Tenevs kurzer Einführung aber gleich um: „Warum konnte man vergangene Woche keine Gamestop-Aktien mehr kaufen?“, fragte er streng, „die Leute verlangen eine Antwort!“. Wer eine meist schreckliche Audio-Qualität sowie Bilder und gelegentliche Kommentare eines YouTube-Gamers verträgt, findet einen Mitschnitt des Musk-Auftritts hier:

Tenev zeigt sich darin nicht reumütig, aber auskunftsfreudig. Grob hatte er das Gleiche schon im Firmen-Blog und normalen Interviews erklärt, aber er nannte konkrete Zahlen. Zunächst habe die Börsen-Organsiation NSCC wegen der hoch volatilen Papiere in den Portfolios seiner Kunden eine drastisch erhöhte Sicherheitsleistung von Robinhood selbst verlangt, sagte Tenev. Von diesen 3 Milliarden Dollar habe sein Team in der Nacht auf Donnerstag erfahren und er am frühen Morgen. In einer Absprache mit NSCC sei der Betrag erst auf 1,4 Milliarden Dollar und letztlich auf 700 Millionen Dollar reduziert worden. Aber der Broker habe die Kauf-Einschränkungen für Gamestop und andere wilde Aktien verhängen müssen.

Diese rein finanztechnische Erklärung hatte sich schon vorher angeboten. Doch die Nachfragen von Musk gaben Tenev Gelegenheit, direkt und deutlich den kursierenden Spekulationen widersprechen, Robinhood sei auf irgendeine Weise Opfer oder Mittäter bei finsteren Finanz-Machenschaften geworden. Die Verhandlungen mit NSCC seien „vernünftig gewesen“, sagte er. Abgesehen von zu wenig Transparenz über kommende Kapital-Forderungen äußerte der Broker-Chef keine Kritik an diesem Prozess.

Musk „im Bereich von Verschwörungstheorien“

Musk, der vorher recht forsch gefragt hatte, wirkt danach schon verständnisvoller: „Wenn Sie keine Wahl hatten, dann ist das nachvollziehbar“, sagt er, fällt aber gleich wieder in die Aufklärer-Rolle zurück: „Aber dann müssen wir wissen, ob Sie keine Wahl hatten!“, fordert Musk. Mit der trockenen Antwort „für Finanzinstitute gelten regulatorische Vorgaben“, gibt er sich noch nicht zufrieden.

„Das ist nachvollziehbar“, sagt Musk erst noch einmal, wobei er aus Tenevs sachlicher Schilderung der NSCC-Verhandlungen „wenn Sie eine Pistole am Kopf hatten“ macht. Dann aber greift er das Gerücht auf, die Börsenfirma Citadel oder andere hätten Robinhood zu der Aktion gezwungen, und verweist darauf, dass NSCC keine staatliche Organisation sei, sondern ein Branchen-Konsortium. „Jetzt geraten Sie ein bisschen in den Bereich von Verschwörungstheorien“, bescheidet Tenev dem Tesla-Chef höflich. Dann hat Musk jedenfalls in dem Video-Mitschnitt keine weiteren Fragen mehr an ihn.

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