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Frieden schaffen mit Waffen: Tesla-Chef stellt Nutzen von ESG als Anlage-Kriterium in Frage

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Bild: Tesla (Archiv)

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Der russische Angriff auf die Ukraine bringt die gesamte Welt durcheinander. Auf vielen Gebieten fallen lange gehegte Überzeugungen, in Deutschland zum Beispiel sogar die kategorische Ablehnung von Kernkraft. Unterdessen spielen die Rohstoff-Märkte an mehreren Fronten verrückt und machen sowohl Verbrenner- als auch Elektroauto-Fahren teurer. Längerfristig könnten dadurch auch die Produktionskosten steigen, ebenso wie zumindest vorübergehend die Preise für Strom- und Wärme-Energie. Und auch die Finanzmärkte im engeren Sinn sind vom Krieg nicht nur direkt durch hohe Volatilität betroffen: An ihnen wird jetzt genauer gefragt, was eigentlich ökologisch und gesellschaftlich wünschenswert ist – unter anderem von Tesla-Chef Elon Musk.

Tesla-Investor kritisierte ESG früh

Eigentlich war diese Frage schon beantwortet, aber auf eine sehr formale Weise: Immer mehr Milliarden fließen in Anlagen, die auf die eine oder andere Weise ein ESG-Siegel vorweisen können. Das steht für Environmental, Social, Governance und somit für eine Reihe von Faktoren, die bei Unternehmen neben den rein finanziellen wichtiger werden sollen: Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft sowie eben Governance, was in etwa „Unternehmensführung unter Einhaltung aller Regeln“ bedeutet. Die meisten Börsen-Indizes gibt es heute in einer ESG-Variante, ebenso wie viele Fonds und zusätzlich spezielle Produkte.

Die Grundlage dafür bilden ESG-Ratings ähnlich zu dem, was es zuvor nur für Anleihen gab. Aber nicht alles lässt sich treffend in ein solches Zahlen-Gerüst fassen. „Moral kann man nicht outsourcen“, brachte es schon im Oktober 2021 James Anderson auf den Punkt, ein Fondsmanager aus Schottland mit einer großen Tesla-Position. Wirklich langfristig positive Entwicklungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt könne man mit dogmatischen ESG-Kriterien nicht erfassen. Als Beispiel nannte Anderson Tesla: CEO Musk habe das Unternehmen aufgebaut, um das gravierendste Problem dieser Welt zu lösen, und zwinge Konkurrenten auf denselben Kurs. Trotzdem werde Tesla wegen eigener Emissionen und unklarer Zukunftspläne dazu sowie wegen seiner Governance kritisiert und im ESG-Raster abgewertet.

Musk nennt System komplett verdreht

Vorübergehend schien das Tesla selbst zu stören – im Herbst 2020 veröffentlichte das Unternemen erstmals einen Impact Report, in dem es orientiert an den üblichen ESG-Kategorien Auskünfte gab. Das könnte in Zusammenhang mit der anstehenden Aufnahme von Tesla in den wichtigen Aktien-Index S&P 500 gestanden haben, der ebenfalls einen ESG-Ableger hat. Tatsächlich wurde die Tesla-Aktie ein halbes Jahr später auch Mitglied des S&P 500 ESG.

Zu diesem Anlass erklärte der Index-Betreiber allerdings, dass das nicht wegen, sondern eher trotz der ESG-Bewertung von Tesla entschieden wurde: Auch der ethisch-sozial definierte Index solle einen möglichst großen Teil der Marktkapitalisierung im normalen S&P 500 abdecken, heißt es in einem Research-Beitrag dazu. Ohne Tesla mit seinem überragend hohen Börsenwert unter den Autoherstellern wäre das kaum möglich. Und so kam die Aktie in den ESG-Index, obwohl das Unternehmen von den fünf in den USA notierten der Branche sogar die schlechteste Bewertung hatte.

Einen Impact Report für 2021 hat Tesla seitdem nicht veröffentlicht, scheint sich also nicht mehr für moralische Formalien zu interessieren. In dieser Woche machte CEO Elon Musk das auch explizit: „Die ESG-Regeln wurden bis zum Wahnsinn verdreht“, erklärte er in einer Twitter-Antwort in einer Diskussion über das Thema. Einige Stunden später legte er noch einmal nach: Das ganze System solle abgeschafft werden, wenn es sich nicht reparieren lasse. Und dabei ging es nicht um das Problem von CO2-Emissionen bei Tesla oder Musks Missachtung für klassische Management-Regeln: Die Diskussion drehte sich darum, dass Waffen-Hersteller in ESG-Indizes üblicherweise von vornherein ausgeschlossen sind. Im Krieg in der Ukraine aber fällt der Welt plötzlich auf, dass Waffen einen Beitrag zum Guten leisten könnten, wenn sie in den richtigen Händen sind.

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