Bild: Tesla (Produktion in Gigafactory China)
Aus China hat es eine interessant klingende Nachricht in westliche Medien gebracht. Tesla habe sich mit 5 Prozent an einem neuen Joint-Venture mit einem führenden Hersteller von Halbleitern für die Auto-Branche beteiligt, meldete offenbar zuerst die lokale Publikation JW Insights, was dann unter anderem von den Blogs Teslarati und Tesmanian so wiedergegeben wurde. Eine andere Publikation mit Tesla-Schwerpunkt aber sah genauer hin – und bezeichnet die Berichte als Fake News.
Nur 5 Prozent Tesla-Beteiligung
Dass Tesla mit 5 Prozent nur der Junior-Partner in dem Joint-Venture sein sollte, das laut einem Bericht der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post Anas Semiconductor heißt, hörte sich gleich verdächtig an. CEO Elon Musk hat lieber die Kontrolle und durfte sogar die Gigafactory in China als erstes westliches Auto-Unternehmen ohne lokalen Partner bauen. Ansonsten aber schien die Meldung in das Bild zu passen: Tesla macht vieles selbst, das andere Hersteller zukaufen, und Chips werden für die Branche immer wichtiger.
Das Joint-Venture wurde laut dem Bericht von JW Insights Mitte Oktober mit 150 Millionen Dollar Stammkapital gegründet. Die Mehrheit halte Annex, ein „führendes Halbleiter-Unternehmen, das Chip-Lösungen für moderne Assistenz-Systeme und autonomes Fahren anbietet“ und in diesem Juni für 5 Milliarden Dollar von Zurich Fund übernommen worden sei. Tesla schien sich also auf dem wichtigen Elektroauto-Markt China mit einem bedeutenden Chip-Hersteller zusammengetan zu haben.
Irgendetwas an der Geschichte aber scheint nicht zu stimmen. Wie zuerst dem Blog Electrek auffiel, hat Annex zwar eine Website, aber die dort angegebenen Links zu sozialen Medien führen nur zu den jeweiligen Start-Seiten. Als Adresse gibt das Unternehmen (falls es überhaupt existiert) die Werner-von-Volkswagen-Straße 8 in 802 München, Deutschland, an. Eine nach Werner von Siemens benannte Straße gibt es in München tatsächlich, aber keinen von Volkswagen, und dreistellige Postleitzahlen in Deutschland seit 1975 ebenfalls nicht mehr. Laut Electrek funktionierten außerdem die angegebenen Telefon-Nummern nicht.
Chairman nicht auf Personal-Seiten
Für den Blog sieht zudem auch die Website des angeblichen Annex-Käufers Zurich Fund nach einem „komplett erfundenen Unternehmen“ aus. Nach Angaben auf der Seite wurde es 1980 mit 1 Million Dollar gestartet und verwaltet heute 150 Milliarden Dollar. Ähnlich wie Annex selbst gibt es mehrere Standorte weltweit an und hat sich offenbar sogar die Mühe gemacht, zumindest existierende Adressen und anrufbare Telefon-Nummern anzugeben. Presse-Mitteilungen aber wurden erst zwei veröffentlicht: eine über die Annex-Übernahme im Juni und Anfang des Jahres ein Schreiben eines Chairman and Chief Executive Officer, der aber unter der Rubrik „People and Culture“ nicht erwähnt wird. Dort stehen nur zwei Sr. Managing Directors – deren Fotos laut Electrek aus Bild-Datenbanken stammen.