Bild: Tesla (US-Preise für Model 3 nach jüngster Erhöhung im Juni)
Etwa ein Jahrzehnt lang war die Inflation trotz anhaltender Liquiditätszufuhr durch Notenbanken niedrig und manchmal sogar negativ, aber ab Mitte 2021 aber hat sich das zunehmend sprunghaft geändert. Tesla war damals ein Frühindikator, denn das Unternehmen machte seine Elektroautos in den USA schon ab März schrittweise immer teurer, also bevor der Preis-Anstieg dort richtig in Schwung kam. In Europa ging es damit bei Tesla im Oktober 2021 los und hier wie dort bis in diesen Juni so weiter. Wenig später stellte CEO Elon Musk aber wieder Senkungen in Aussicht, wenn die Inflation nachlasse – und für Rohstoffe meldete er jetzt eine solche Entwicklung.
Tesla-Chef mit Konjunktur-Prognosen
Das dürfte jedenfalls im Durchschnitt gelten. Bei Tesla würden mehr Rohstoff-Preise einen Abwärts- als einen Aufwärtstrend zeigen, schrieb Musk am Freitag auf Twitter. Auch die Inflation insgesamt zeige möglicherweise nach unten, erklärte er unmittelbar davor, ohne es auf eine Region oder einen Zeitraum einzugrenzen. In der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen in Q2 vergangene Woche hatte er eine Twitter-Nachricht von Mitte Juli bekräftigt, laut der die Preise bei Tesla bei weniger Inflation wieder sinken könnten.
In der Q2-Konferenz hatte Musk schon erklärt, gegen Ende dieses Jahres oder früh im nächsten mit tendenziell sinkenden Preisen bei den meisten Rohstoffen zu rechnen. Es gebe das gesamte Spektrum, sagte sein Technik-SVP Drew Baglino dazu – der Preis für Lithium zum Beispiel sei in die Höhe geschossen. Nach den neuen Twitter-Aussagen des CEO zu urteilen, ist es aber schon jetzt ingesamt zu einer Wende bei den meisten Rohstoff-Einkäufen von Tesla gekommen.
Inflation might be trending down
— Elon Musk (@elonmusk) July 29, 2022
Auch an eine Voraussage zur Gesamtwirtschaft wagte sich Musk erneut, indem er die Möglichkeit allgemein sinkender Inflation erwähnte. Vergangene Woche hatte er dazu gesagt, dazu könne es gegen Ende dieses Jahres kommen, was jedoch wie alle makroökonomischen Prognosen keineswegs sicher sei. Bislang aber scheint sich der Preistrend-Eindruck des Tesla-Chefs zu halten. Und erst vor kurzem hat er sich als konjunkturell treffsicher erwiesen: Mit einem „superschlechten Gefühl für die Wirtschaft“ soll er Anfang Juni Job-Streichungen bei Tesla begründet haben, und in dieser Woche wurde für die USA ein BIP-Rückgang für das zweite Quartal in Folge gemeldet – das erfüllt die halboffizielle Definition für eine Rezession.
US-Preise im Juni sprunghaft gestiegen
Einstweilen fürchten Tesla-Kunden trotzdem eher noch weiter steigende Preise, wie eine Twitter-Nachfrage von einem davon bei Musk zeigte. Ob sie kommen, könne er derzeit nicht sicher sagen, antwortete der Tesla-Chef darauf, stellte aber anders als vergangene Woche auch keine Senkungen in Aussicht. Relativ gesehen werden Elektroautos des Unternehmens im aktuellen Umfeld aber auch schon billiger, wenn die nominalen Preise zumindest stabil bleiben: Am Freitag gab das Bureau of Economic Analysis der USA für diesen Juni den stärksten jährlichen Index-Anstieg bei persönlichen Konsum-Kosten seit 1982 bekannt.