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„Nichts funktioniert“: Tesla-Kunden in Europa verlieren Geduld mit reiner Kamera-Assistenz

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Bild: Tesla (Parkassistenz-Visualiisierung)

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In den USA gerät Tesla mit seinem Autopilot-System allmählich ins Hintertreffen gegenüber spezialisierten Anbietern wie Waymo, die in einer zunehmenden Zahl von Städten echte (wenn auch begrenzte) Robotaxi-Dienste betreiben, während die eigene Beta-Software FSD immer noch gefährliche Fehler macht. Zumindest aber wird sie beständig weiterentwickelt, während Tesla-Kunden in Europa den Eindruck haben, dass bei ihren Autopilot-Versionen fast gar nichts mehr passiert. Manche von ihnen verlieren deshalb allmählich die Geduld.

Bekannter Tesla-Kunde genervt von Vision

Der Feiertag zur deutschen Einheit in dieser Woche brachte, offenbar unabhängig voneinander, gleich drei Beispiele dafür auf der Plattform X, auf der früher selbst berechtigt erscheinender Kritik an Tesla oft mit wütenden Widerworten begegnet wurde. Heute befindet sie sich im Besitz von Elon Musk, der den Dienst weiter intensiv nutzt, um sich selbst und seine Unternehmen in gutem Licht erscheinen zu lassen. Die europäischen Autopilot-Beschwerden aber wurden von anderen Tesla-Kunden jetzt eher unterstützt als angegriffen.

Den Anfang machte am Vormittag des Feiertags Ove Kröger, ein bekannter früher Tesla-Kunde und Kfz-Sachverständiger aus Norddeutschland. „Vision only zum Parken nervt“, schrieb er auf Englisch und veröffentlichte Fotos zur Erklärung: Auf dem Tesla-Display werden vorne noch 40 Zentimeter Platz angezeigt, doch in Wirklichkeit steht das von ihm genutzte Model S schon viel näher an einer Wand. Immerhin weist der Bildschirm-Text „Einparkhilfe ist eingeschränkt“ darauf hin, dass man sich auf die Angabe darüber nicht verlassen sollte.

Mit „vision only“ anstelle der früher verbauten Ultraschall-Sensoren müssen auch Käufer neuerer Teslas in den USA zurechtkommen. Zunächst bedeutete der von CEO Musk geprägte Ausdruck nur, dass die Radar-Sensoren wegfielen, die früher Teil der Autopilot-Hardware waren; selbst wenn sie noch verbaut sind, werden sie seit etwa einem Jahr nicht mehr ausgewertet. Wenig später aber begann Tesla zusätzlich, die Ultraschall-Sensoren abzuschaffen, die Hindernisse im Nahbereich erkennen. Die Folge war, dass Parkassistenten bis in dieses Frühjahr ganz gestrichen waren – und laut der Kröger-Kritik trotz mehrerer Updates immer noch nicht zuverlässig ersetzt sind.

Ebenfalls sowohl die USA als auch Europa sind von einer Schwäche betroffen, die dem neuen Tesla-Prinzip den deutschen Spitznamen „wischen only“ einbrachte: Bei aktivierter Autopilot-Spurassistenz wird zugleich die Scheibenwischer-Automatik aktiviert – die aber häufig auch bei trockener Scheibe anschlägt. Eine ähnlich zwangsweise und schlecht funktionierende Unterstützung bei Autopilot-Nutzung führte Tesla zudem für das Aufblenden der Scheinwerfer ein.

FSD für Europa lässt auf sich warten

Kunden in Nordamerika können sich möglicherweise damit trösten, dass sie (wenn sie für die Option bezahlt haben) zumindest die Beta-Software FSD testen können, die zwar ebenfalls nur ein Assistenz-System ist und laut Tesla ständige Überwachung erfordert, aber moderner ist und auch im Stadtverkehr funktioniert. In diesem Zusammenhang wurde jetzt klar, dass Europa darauf wohl noch länger warten muss, denn ein UN-Gremium hat die Einführung von Regeln für mehr Autonomie-Zulassung verschoben.

Ein weiterer Tesla-Kunde mit deutsch klingendem Namen stimmte am Dienstag jedoch nicht in das Klagen darüber ein, sondern schrieb auf X, die meisten Europäer würden sich für FSD wohl gar nicht richtig interessieren. Stattdessen wollten sie ein einfaches Autopilot-System auf dem Niveau von dem, was die Konkurrenz heutzutage biete. Tesla habe in dieser Hinsicht seit 2019 nichts verbessert, und das sei traurig.

„Tesla-Fanboy“ unterstützt Autopilot-Kritik

Auch dieser Beitrag wurde nicht niedergeschrien oder sein Urheber der Manipulation verdächtigt, sondern fand Unterstützung. Ein Franzose, der in europäischen Tesla-Kreisen für seine Cannonball-Fahrt von Portugal bis Norwegen im Model 3 bekannt ist, ließ wissen, dass auch er frustriert sei. Er verstehe aber, dass Tesla sich darauf konzentriere, FSD in den Griff zu bekommen. Denn im großen Maßstab betrachtet sei das viel wichtiger, als wenn selbst einige Millionen Kunden über einige Jahre frustriert seien.

Das klang aus der Sicht des Unternehmens gedacht, aber am Abend des 3. Oktober meldete sich ein dritter Tesla-Fahrer aus Deutschland zum Thema Autopilot mitsamt Kamera-Parkhilfe zu Wort. Eigentlich sei er geduldig, schrieb @DiedrichLeander, laut seinem X-Profil unter anderem Student, doch jetzt müsse er sagen: Tesla Vision sei „komplett für den Arsch. Schilderkennung, Einparkhilfe, Abblendassi … NICHTS funktioniert“. Ein Hinweis auf bremsende Bürokratie in Europa blieb hier nicht aus. Doch selbst ein X-Nutzer, der sich als „sogenannter Tesla Fanboy“ bezeichnete, schrieb dazu, in dieser Hinsicht habe das Unternehmen seiner Ansicht nach Mist gebaut.

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