Tesla-Chef Elon Musk hat möglicherweise den Begriff erfunden, doch die ersten „Robotaxi“-Dienste werden inzwischen von anderen Unternehmen angeboten. Mittlerweile gibt es laut einer Studie der Marktforschungsfirma IDTechEx in neun Städten in den USA und China kommerzielle Angebote mit Taxis ohne Mensch am Steuer, und selbst in Europa laufen mehrere Tests dieser Art. Bis erste weitgehend autonom fahrende Autos auch an Privatleute verkauft werden, soll es jedoch bis in die 2030er-Jahre dauern.
Mercedes als Assistenten-Pionier
In ihrer Studie nutzen die Marktforscher die übliche Klassifikation für autonomes Fahren nach SAE. Auf Stufe 0 macht der Mensch alles selbst, auf der fünften muss er sich unter allen normalen Umständen nicht mit der Steuerung beschäftigen, weil das Auto alles selbst beherrscht. Erste adaptive Tempo-Assistenten entsprechend Stufe 1 wurden laut IDTechEx Ende der 1990er-Jahre von Mercedes eingeführt, und 2007 kamen Spurhalte-Systeme hinzu. Wenn ein Auto beides hat, stufen die Marktforscher es als Level 2 ein.
Dieses Autonomie-Niveau habe inzwischen, also etwa 15 Jahre nach den ersten Anfängen, so etwas wie den Mainstream erreicht, schreibt IDTechEx. 91 Prozent der heute verkauften Autos hätten adaptive Tempo-Assistenz als Standard oder Option und 86 Prozent Hilfe beim Spurhalten (s. Grafik oben). Beides zusammen ist im Kern auch der Umfang des heutigen Autopilot-Systems von Tesla. In Nordamerika gibt es zwar einen Beta-Tests mit der Software FSD, die laut CEO Musk Ende dieses Jahres insgesamt sicherer fahren soll als ein Mensch, doch eine Zulassung für mehr als Level 2 hat sie bislang nicht.
Laut IDTechEx macht das einen entscheidenden Unterschied. Denn erst ab einer Zertifizierung als Stufe 3 nach der Klassifikation könne der Mensch beim Fahren nicht nur Hände vom Steuer und Füße von den Pedalen nehmen, sondern auch seine Aufmerksamkeit abwenden. Die Einschränkung besteht hier darin, dass dies nur für bestimmte Umfelder zugelassen ist und dass nach Aufforderung eine Rückkehr ans Steuer erfolgen muss. Technisch gesehen habe Honda ein solches Level-3-System zuerst gehabt, aber Mercedes habe sich die ersten Zertifizierungen in Deutschland und den USA gesichert.
Tesla-Chef will Ende 2023 Level 4
Andere Auto-Hersteller werden laut IDTechEx dem deutschen Beispiel rasch folgen. Tesla, GM und Ford könnten sämtlich bereits Level 3 auf US-Autobahnen anbieten, hätten dies aber bislang nicht zertifizieren lassen. In der Folge sei bei ihnen immer noch stets der Fahrer verantwortlich, und bei einem Unfall verspreche es keinen Erfolg vor Gericht, dem Auto die Schuld zu geben. Dass Mercedes jetzt vorgelegt habe, werde aber schnelle Reaktionen der anderen Anbieter auslösen.
Der Mainstream sei allerdings auch dann noch nicht erreicht, denn die Tesla-Option FSD (die potenziell auch autonomes Stadt-Fahren erlauben soll) koste in den USA 15.000 Dollar, und auch bei Ford und GM seien die besten Assistenten nur für die Top-Modelle verfügbar. Die weite Verbreitung von Level 3 im Massenmarkt werde deshalb ähnlich wie bei der Stufe davor viele Jahre dauern, schreibt IDTechEx. Wohl erst in den 2030er-Jahren werde es so weit sein.
Ungefähr zur gleichen Zeit dürften erste Hersteller laut IDTechEx Level-4-Technologien für private Autos anbieten, also nicht nur im Rahmen von lizenzierten Robotaxi-Diensten, wie es sie in manchen amerikanischen und chinesischen Städten schon gibt. Der Hauptunterschied dabei sei, dass autonome Autos für Privatleute nicht mehr nur in geografisch eng abgegrenzten Gebieten operieren würden. Das macht sie noch einmal anspruchsvoller. Für Tesla sagte CEO Musk bei einer Konferenz in China im Juli, wohl noch in diesem Jahr werde man Level 4 oder Level 5 erreichen.