Bild: Tesla (Musk bei Eröffnung von Gigafactory Texas)
Um Tesla und SpaceX kümmere er sich auch noch, wie Elon Musk inmitten intensiver Twitter-Aktivität wissen ließ, aber der Schwerpunkt seiner Aktivität scheint seit der Übernahme Ende Oktober klar auf der neu erworbenen Kurznachrichten-Plattform zu liegen. Am Wochenende nutzte er sie, um dort erneut anzuecken – den früheren Chef für Vertrauen und Sicherheit rückte er in die Nähe sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen, und gegen den obersten medizinischen Berater des US-Präsidenten forderte er wegen angeblicher Corona-Verfehlungen ein Strafverfahren. Für solche Angriffe bekommt Musk zum Teil Applaus, wurde aber am Sonntag von einem Live-Publikum ausgebuht. Und seine Twitter-Kriege scheinen sich insgesamt zunehmend negativ auf das Image von Tesla auszuwirken.
Neigung zu Tesla-Kauf bei 49% verringert
In den USA zeigte sich das schon Ende November in einer Umfrage unter professionellen Anlegern. Drei Viertel von ihnen fanden, dass sich das Twitter-Geschehen negativ auf den Tesla-Aktienkurs auswirke, und zwei Drittel vermuteten, dass sich der Kauf durch Musk auch in Zukunft mindestens leicht negativ auf das Geschäft von Tesla auswirken werde. Und laut einer Befragung deutscher Auto-Kunden hat sich dadurch auch die Neigung dazu verringert, ein Elektroauto der Marke zu kaufen.
Darüber informierte vergangene Woche die Marktforschungsfirma puls. Nach ihren Angaben befragte sie 1010 Personen, die in den vergangenen 12 Monaten ein Auto gekauft haben oder das für die kommenden 6 Monate planen. Mit 61 Prozent gab laut einer Presse-Mitteilung einer klare Mehrheit an, dass sich die Twitter-Übernahme eher negativ auf das Image von Tesla ausgewirkt habe, eher positiv sahen sie nur 9 Prozent. Insbesondere Auto-Kunden ab 50 Jahren wählten mit 70 Prozent die negative Interpretation.
Zudem soll dieser Image-Verlust auch negativ auf die Bereitschaft der Befragten gewirkt haben, einen Tesla zu kaufen. Insgesamt 49 Prozent gaben gegenüber puls an, dass dies bei ihnen der Fall sei. 35 Prozent sahen keine Auswirkungen und 9 Prozent eher positive. Unter Frauen war dieser Effekt offenbar noch stärker: Hier gab sogar eine absolute Mehrheit von 54 Prozent an, der Twitter-Kauf habe ihre Bereitschaft für einen Tesla-Kauf verringert. In der Abstufung nach Altersgruppen zeigte sich wie beim Image, dass die Einschätzung mit zunehmendem Alter negativer wurde.
Musk-Politik für „Zukunft der Zivilisation“
Die Ergebnisse, die nach Angaben von puls auf einer repräsentativen Stichprobe für Auto-Käufer beruhen, sind also deutlich und entsprechen in der Tendenz dem, was bei der Anleger-Befragung herauskam. Umfragen unter Privatleuten in den USA sprechen zudem dieselbe Sprache: Laut YouGov sind die negativen Tesla-Meinungen dort seit November erstmals in der Mehrheit. Zudem soll laut einer monatlichen Befragung die Loyalität von Tesla-Kunden von einem hohen Wert unter den Branchen-Durchschnitt von 65 Prozent gefallen sein.
Must be done for the future of civilization, without which nothing matters
— Elon Musk (@elonmusk) December 11, 2022
Relativ deutlich scheint sich somit zu zeigen, dass Musks Twitter-Ausflug für Tesla nicht gut ist. Aktionäre und andere Freunde des Unternehmens sollten sich aber wohl keine großen Hoffnungen machen, dass er bald endet. Denn am Wochenende schrieb einer seiner bekannten Anhänger auf Twitter, wohl der Mehrheitsmeinung entsprechend, dass Musk „zu politisch“ werde, sei ein Fehler. Darauf reagierte der Multi-CEO und -Milliardär, dass dies für die „Zukunft der Zivilisation“ unumgänglich sei, und erklärte alles andere ohne sie für unbedeutend.