Analysten hatten schon länger damit gerechnet, seit heute haben sie Gewissheit: Mit der Emission von Wandelanleihen und Aktien will Tesla bis zu 2,3 Milliarden US-Dollar an neuem Kapital aufnehmen, wie das Unternehmen in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC ankündigte. Geplant ist eine Wandelanleihe im Volumen von 1,35 Milliarden US-Dollar und eine Aktienemission von 650 Millionen US-Dollar, wobei jeweils die Option besteht, das Volumen bei hoher Nachfrage um 15 Prozent zu erhöhen.
Aktualisierung: Am Freitag teilte Tesla mit, dass das geplante Volumen noch überschritten wird: Insgesamt bekommt das Unternehmen 2,7 Milliarden Dollar frisches Kapital, davon 1,6 Milliarden Dollar durch die mit 2 Prozent verzinste Wandelanleihe und den Rest durch die Ausgabe von 3,5 Millionen neuen Aktien. Tesla-Gründer Elon Musk will sich laut der Mitteilung mit Aktien für 25 Millionen Dollar statt wie zuvor angekündigt 10 Millionen Dollar an der Kapitalerhöhung beteiligen.
Bereits bei der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen für das erste Quartal 2019 hatte Tesla-Chef Elon Musk angedeutet, dass eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Wachstumspläne ansteht. Marktbeobachter hielten dies angesichts eines überraschend hohen Verlustes im ersten Quartal und schwindender Liquiditätsreserven auch für dringend erforderlich. Bei Wandelanleihen handelt es sich um Anleihen, die bei Fälligkeit entweder zum Nennwert zurückbezahlt werden oder, wenn der Aktienkurs bis dahin gestiegen ist, in Aktien.
Im Vormittagshandel an den US-Börsen reagierten Tesla-Aktien mit leichten Gewinnen auf die Nachricht. Mit einer erfolgreichen Kapitalerhöhung wäre das Szenario „unmittelbare Insolvenz“, das Skeptiker zuletzt kommen sahen, weitgehend vom Tisch, kommentierte der US-Kolumnist Anton Wahlmann. Musk selbst will sich mit Aktienkäufen von bis zu 10 Millionen US-Dollar an der Emission beteiligen.
Mit der Entscheidung, erneut Kapital am Markt aufzunehmen, scheint sich Musk der Realität gebeugt zu haben. Nach überraschend guten Zahlen im dritten Quartal 2018 hatte er gesagt, von nun an könne sich Tesla aus dem laufenden Betrieb selbst finanzieren und sei nicht mehr auf fremdes Geld angewiesen. Die schwächere Entwicklung im laufenden Jahr weckte jedoch Zweifel an dieser Darstellung, zumal mit der Zugmaschine Semi, dem noch namenlosen Pickup-Truck, dem SUV Model Y und dem neuen Roadster eine ganze Reihe von neuen Produkten geplant sind, die hohe Investitionen erfordern.