Bilder: Start einer Falcon-9 mit 48 Starlink-Satelliten Anfang Dezember (Foto: SpaceX)
Ein Jahr mit vielen Missionen begann für SpaceX so richtig, als am 8. Januar 2021 eine Falcon-9-Rakete den Kommunikationssatelliten Türksat 5A in einen Erdorbit brachte. Bis Mitte Dezember folgten 27 weitere Starts der Rakete Falcon 9 als dem zuverlässigen Arbeitstier von SpaceX. Bis zum Jahresende könnte die Zahl der Starts nach dem neuesten von diesem Samstag in 2021 noch auf oder über 30 steigen.
SpaceX-Start in Weltraum-Tourismus
Damit hat Elon Musks Raumfahrtfirma andere Raketen-Anbieter weltweit längst überholt – die europäische Arianespace ebenso wie das US-Konsortium ULA von Boeing und Lockheed Martin. 2021 transportierte die Falcon-9 zahlreiche Satelliten externer Kunden und hunderte firmeneigene Starlink-Satelliten in ihre Erdumlaufbahnen, außerdem eine Deep-Space-Raumsonde für Tests zur Asteroiden-Abwehr, sowie Fracht und Crews für die Internationale Raumstation. Die erste Stufe landete stets sicher auf einem der SpaceX-Schiffe, um für weitere Starts wiederverwendet zu werden – einer der Gründe, warum SpaceX der günstigste und gefragteste große Anbieter für Raketenstarts werden konnte.
Im Auftrag der NASA flog die Falcon 9 im fast beendeten Jahr 2021 viermal zur Internationalen Raumstation ISS: zweimal bemannt mit einem Dragon-Crewtaxi und zweimal unbemannt mit einem Dragon-Frachttransporter. Am 21. Dezember sollte noch ein weiterer Frachtstart erfolgen. Einen dritten bemannten Flug gab es im September 2021, und zwar einen besonderen: Mit „Inspiration-4“ realisierte SpaceX die weltweit erste vollständig private Orbitalmission. Sie reichte auf fast 600 km Höhe und damit nicht nur höher als die ISS, sondern war auch weit höher und länger als die suborbitalen Flüge von Richard Bransons Virgin Galactic und Jeff Bezos‘ Blue Origin, die 2021 ebenfalls erfolgreiche Premieren im Weltraum-Tourismus feierten.
Starlink vor Ende der Beta-Phase
Bei der jüngsten Kapitalrunde im September hatte der Wert von SpaceX bereits 100 Milliarden Dollar überstiegen. Musks Raumfahrtfirma ist damit das zweitwertvollste Unternehmen ohne Börsennotierung der Welt, hinter Bytedance aus China, das unter anderem TikTok betreibt. Dem steht ein Umsatz von vergleichsweise niedrigen 1,2 Milliarden Dollar im Jahr 2020 und geschätzt 1,6 Milliarden Dollar 2021 gegenüber. Auch das weltweite Gesamtpotenzial für Raketenstarts wird auf nicht mehr als einige Milliarden beziffert. Investoren preisen bei SpaceX also offenbar vor allem den zukünftigen Umsatz aus den Starlink-Satelliten sowie vielleicht künftigen Mars-Missionen ein.
Allein mit Starlink könnte SpaceX laut Musk in Zukunft 30 Milliarden Dollar pro Jahr einnehmen. Doch noch ist das System voll im Aufbau. In 2021 brachte SpaceX 989 neue Satelliten dafür in den Orbit, insgesamt sollen es bald über 2000 sein. In Kürze soll zudem die Beta-Phase, die im Februar 2021 begann und zuletzt über 140.000 Testkunden versorgte, enden und der reguläre Betrieb vorbereitet werden. Doch um nahezu überall auf der Erde drahtlosen High-Speed-Internetzugang zu gewährleisten, wie von Musk angekündigt, wird SpaceX in den nächsten Jahren noch viele tausend weitere Satelliten starten müssen. Und die Herstellungskosten und Preise der Terminals für die Kunden müssen noch deutlich sinken.
Erster Starship-Orbitalflug steht aus
Gegründet hatte Elon Musk SpaceX im Jahr 2002, noch bevor er sich Tesla zuwandte – mit dem Ziel, die Raumfahrt bezahlbarer zu machen und letztlich die Besiedlung des Mars zu ermöglichen. Das erste Ziel wurde bereits in Teilen erreicht. Am zweiten Ziel wird seit 2018 mit der Entwicklung von Starship gearbeitet – der größten Rakete der Welt mit wiederverwendbaren und landefähigen Stufen. Im Frühjahr diesen Jahres absolvierte die Oberstufe Testflüge und nach mehreren Versuchen glückte im Mai erstmals eine sichere Landung.
Im August 2021 dann standen Ober- und Unterstufe erstmals zusammen auf einer Rampe – und bildeten so die größte Rakete der Welt. Der erste orbitale Testflug dieses Systems wurde aber durch umfangreiche Entwicklungs- und Bodentests und eine behördliche Umweltprüfung verzögert. Auch 2022 wird es für SpaceX also einiges zu tun und voraussichtlich einige Fortschritte zu vermelden geben.