Alle guten Dinge sind nicht etwa drei, sondern in diesem Fall fünf: In der Nacht auf Donnerstag, kurz vor 0.30 Uhr deutscher Zeit, hob der Prototyp SN15 von Elon Musks Starship-Rakete im texanischen Boca Chica ab und landete sechs Minuten später – sanft, aufrecht und erstmals auch ohne spätere Explosion.
Starship-Landung als kritischste Phase
Die Start- und Aufstiegsphase hatte schon bei SN8 bis SN11 stets gut geklappt. Auch dieses Mal brachten die drei Raptor-Triebwerke den 60 Meter hohen Stahlkoloss rasch in die Höhe, zwei der Triebwerke schalteten sich bald ab. Auf 10 Kilometern Höhe schwebte SN15 dann plangemäß auf einem Triebwerk, ehe der „belly flop“, die Drehung in die Seitenlage, begann und das Absteigen in horizontaler Seitenlage. Leider gab es bei diesem Flug immer wieder Übertragungsprobleme der Kameras. Doch die Bodenkamera zeigte die kritischste letzte Phase des Testflugs: Die Landung, die zuvor nie reibungslos geklappt hatte.
SN8 explodierte beim zu harten Aufsetzen im Dezember, SN9 ging bei schräger Landung im Februar in Flammen auf, SN10 landete im März recht sanft, explodierte aber Minuten später, und SN11 schaffte es gar nicht bis zurück zur Erde. SN15 aber tanzte jetzt auf den Flammenstrahl zweier Raptor-Triebwerke, setzte gerade und fast punktgenau auf und blieb dann stehen. Ein kleines Feuerchen brannte unten an der Rakete, war aber offenbar zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr und bald ausgebrannt. SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk twitterte kurz und knapp: Nominale Landung!
Live feed of Starship SN15 flight test → https://t.co/Hs5C53qBxb https://t.co/chZjdVAute
— SpaceX (@SpaceX) May 5, 2021
Die „hunderte von Verbesserungen“ an SN15, von denen der Chef von Tesla und SpaceX zuvor gesprochen hatte, haben sich augenscheinlich bewährt. Auch das nächste Modell der Starship-Rakete, die eines Tages mit Menschen auf dem Mars landen und in einer abgewandelten Version für die NASA auf dem Mond niedergehen soll, ist so gut wie fertig. SN16, für das auch bereits eine behördliche Fluggenehmigung vorliegt, könnte noch vor Ende dieses Monats abheben und dann wahrscheinlich schon eine deutlich größere Flughöhe als die bisherigen gut zehn Kilometer anvisieren. Auch SN15 könnte nach der erfolgreichen Landung noch ein weiteres Mal fliegen.
SpaceX mit beeindruckendem Tempo
Das SpaceX-Prinzip des schrittweise Testens und Weiterentwickelns scheint sich bei Starship wieder zu bewähren. Und Elon Musks Raumfahrtfirma legt ein beeindruckendes Tempo dabei vor. Dauerte es bei Starship SN9 noch 42 Tage vom Rollen aus der Montagehalle bis zum Testflug Anfang Februar, hatte sich diese Zeitspanne bei SN10 schon auf 33 Tage verkürzt. Bei SN11 brauchte SpaceX sogar nur 22 Tage, allerdings war dies der am wenigsten erfolgreiche Flug der Reihe. Bei SN15 waren es trotz wetterbedingter Verzögerungen wieder weniger als 30 Tage. Und in Zukunft sollen geflogene Starships schon nach Tagen wiederverwendet werden.
Auch die Unterstufe, der Super Heavy Booster, die Starship braucht, um bis in einen Orbit zu fliegen oder gar der Erdschwerkraft zu entfliehen, nähert sich dem ersten Testflug. Der erste Booster BN1 war nur für Tests und wird nicht fliegen. BN2 sollte bald fliegen können, in welcher Konfiguration (sicher noch nicht mit den final nötigen 28 Raptors) ist noch nicht klar. BN3 soll dann schließlich, zusammen mit Starship SN20 erstmals als 120 Meter hohe Gesamtrakete, in den Orbit fliegen. Laut Elon Musk ist das Ziel dafür noch immer Juli.