Bild: Tesla (Symbolbild)
Am zweiten Handelstag nach der Ankündigung, dass Tesla in den wichtigen Index S&P 500 aufgenommen wird, hat die Aktie ihren Höhenflug fortgesetzt. Nach einem Gewinn von 8 Prozent am Dienstag legte sie am Mittwoch erneut um 10 Prozent und zu näherte sich mit 486 Dollar ihrem Allzeit-Schlussrekord von knapp über 500 Dollar. Ein Anleger nahm die anstehende Index-Aufnahme zum Anlass, sich genau mit der Frage zu beschäftigen, wo große Tesla-Aktienpakete liegen. Dabei stieß er auf eine merkwürdige Lücke – und eine Online-Zeitung fand Hinweise darauf, dass der berühmte Investor Warren Buffett massiv in ein ungenanntes Unternehmen investiert hat.
Suche nach neuem Tesla-Investor
50 Millionen Aktien von Tesla würden nach seinen Berechnungen „fehlen“, schrieb am Mittwoch der Twitter-Nutzer @FrankPeelen, der sich intensiv mit dem Papier beschäftigt. Natürlich sind sie nicht wirklich verschwunden, waren aber nach Börsen-Mitteilungen zum Ende des dritten Quartals 2020 nicht mehr in den Portfolios von Großanlegern zu finden, die über ihre Positionen berichten müssen. Bei Kursen um 400 Dollar – etwa auf diesem Niveau stand die Tesla-Aktien den Großteil des Quartals über – macht das rund 20 Milliarden Dollar aus.
Das sei zu viel, um es mit Käufen von Privatanlegern zu erklären, schreibt @FrankPeelen dazu. Nach Verkäufen durch manche Fonds im dritten Quartal habe er deshalb fest damit gerechnet, einen Tesla-Block bei einem anderen institutionellen Anleger zu finden, doch den Meldungen dazu sei nichts zu entnehmen. Als wahrscheinlichste Erklärung dafür nennt der Privatanalyst, dass es den neuen Großinvestor durchaus gibt – dass er seine Beteiligung an Tesla aber geheim hält.
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Thread on Berkshire Hathaway and Tesla.
Yesterday, I pointed out in this quoted thread that, based on data I gathered from 13F filings, a large number of TSLA shares seem to have gone missing during Q3, to the tune of 100M shares. https://t.co/FXnCX22geQ
— Frank Peelen (@FrankPeelen) November 18, 2020
Kurz darauf wurde die Analyse noch deutlich interessanter. Denn ebenfalls am Mittwoch meldete die Online-Zeitung Business Insider (BI), die von der Anleger-Legende Warren Buffet geführte Investmentfirma Berkshire Hathaway habe zuletzt eine neue Position aufgebaut und sich von der Börsenaufsicht genehmigen lassen, darüber zunächst nicht breit zu informieren. „Im öffentlichen 13F-Bericht für das dritte Quartal wurden vertrauliche Informationen weggelassen“, teilte Berkshire mit.
11 unerklärte Milliarden bei Berkshire
Für von BI befragte Analysten war damit klar, dass Buffets Firma in erheblichem Umfang in ein weiteres Unternehmen einsteigt, doch Namen wurden nicht genannt. @FrankPeelen aber griff die Information auf und berechnete, dass Berkshire zuletzt die Verwendung von etwa 16,5 Milliarden Dollar nicht dokumentiert habe. Das sei etwa dreimal so viel wie in vergangenen Quartalen.
Ein Teil der vermissten Tesla-Aktien könne bei Handelsfirmen liegen, die sich mit Käufen gegen die bereits erwartete Index-Aufnahme absicherten, schreibt @FrankPeelen dazu, und ein Teil der Lücke bei Berkshire durch Anlagen in Japan zu erklären sein. Doch es bleibe immer noch eine Diskrepanz von etwa 11 Milliarden Dollar. Und für eine solche Summe kommen nur noch wenige Anlageziele in Frage, denn wer einen Anteil von mehr als 5 Prozent an einem Unternehmen kauft, muss in den USA auf jeden Fall darüber informieren. Also müsse der gesamte Börsenwert von Buffets Neuinvestition mindestens 220 Milliarden Dollar betragen. Davon gebe es an US-Börsen nur 25 Stück – und eines dieser Schwergewichte ist Tesla.
Genügend Tesla-Vorsprung für Buffet?
Nach dieser Analyse wurde auf Twitter intensiv über die Möglichkeit diskutiert, dass der als sparsamer Anleger bekannte Buffet massiv bei Tesla eingestiegen sei. Dagegen spricht, dass er bereits in den chinesischen Tesla-Konkurrenten BYD investiert hat. Laut dem Blog Electrek gehören Berkshire außerdem viele US-Autohändler, die Lobby-Arbeit gegen Teslas Direktverkauf-Modell betreiben, und der größte Stromversorger im Bundesstaat Nevada, der sich dort für schlechtere Bedingungen für Privat-Photovoltaik eingesetzt habe.
Dennoch ist nicht auszuschließen, dass Berkshire jetzt auch mit Tesla versucht, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Zwar investiert Buffet nach eigenem Bekunden nur in Unternehmen, deren Geschäft er gut versteht, und die Technologie-Branche gehört nicht dazu. Aber er wird inzwischen von jüngeren Spezialisten beraten, hieß es dazu auf Twitter, und die könnten trotz der hohen Bewertung durchaus gute Anlage-Argumente für Tesla gefunden haben: Buffet bevorzugt Unternehmen, die einen sicheren Vorsprung vor ihrer Konkurrenz zu haben scheinen. Und genau einen solchen „moat“ (Graben) sehen zumindest manche Beobachter bei Tesla durchaus.