Bild: Volkswagen (CEO Diess mit Tesla-Chef Musk bei Besuch in Wolfsburg)
Tesla sei durch den Hochlauf seiner zwei neuen Fabriken in Deutschland und den USA geschwächt, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess Ende Juni vor Beschäftigten. Man habe die Chance, 2025 bei Elektroautos in Führung zu gehen, wiederholte er dieses Ziel, und in diesem Jahr solle der Abstand auf Tesla zumindest nicht größer werden. In den ersten sechs Monaten ist aber genau das passiert.
Tesla mit 160% mehr Elektroautos als VW
Das geht aus Zahlen zu den weltweiten Elektroauto-Verkäufen hervor, die Volkswagen am Freitag veröffentlichte. Im zweiten Quartal dieses Jahres nahmen sie gegenüber Q2 2021 um nur 6,3 Prozent auf 118.000 Einheiten zu. In der Mitteilung stellt das Unternehmen stattdessen den Zuwachs um 27 Prozent im Vergleich der ersten sechs Monate heraus. Aber bei Tesla war das Wachstum in beiden Zeiträumen deutlich ausgeprägter: Von Q2 2021 auf Q2 2022 stiegen die Auslieferungen um 26 Prozent, im Vergleich der Halbjahre sogar um 46 Prozent.
Absolut gesehen lieferte Volkswagen im ersten Halbjahr 217.100 Elektroautos aus und Tesla mit 564.734 rund 160 Prozent mehr. Der Abstand, den Diess bis 2025 aufholen will, ist also noch einmal spürbar gewachsen. Bei beiden Unternehmen war dabei das zweite Quartal von negativen Sondereffekten geprägt, und ähnlich wie zuvor Tesla wies VW jetzt darauf hin, dass die Elektroauto-Auslieferungen im Juni einen deutlichen Aufwärtstrend gezeigt hätten.
Bei Tesla unterbrach ein neuer Lockdown in China ab Ende März die Wachstumsserie der vorigen acht Quartale. Volkswagen hatte weiter mit weltweiter Chip-Knappheit und in Europa zusätzlich mit den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine zu kämpfen. Zumindest die Halbleiter-Situation entspannt sich laut Diess aber inzwischen. Der Konzern rechne mit einer verbesserten Versorgung im zweiten Halbjahr, wiederholte jetzt die VW-Vorständin für Vertrieb. Der Auftragsbestand sei hoch, und man arbeite intensiv daran, die Elektroauto-Lieferzeiten zu verkürzen.
Auslieferungen von Porsche Taycan gesunken
Auch Tesla meldete für den Schluss des zweiten Quartals im Juni neue Rekorde, und die Gigafactory in China soll nach einem Umbau im Juli noch mehr Model 3 und Model Y produzieren. Im Rest des Jahres dürften also sowohl VW als auch Tesla weniger gebremst von Sonderfaktoren und beschleunigt von zusätzlichen Fabriken deutlich mehr Elektroautos ausliefern als in der ersten Hälfte. Erst einmal hat sich der Elektroauto-Pionier trotz von Diess diagnostizierter Schwächung durch die neuen Gigafactorys aber erneut stärker gezeigt als der deutsche Verfolger. Bei der Sportwagen-Tochter Porsche gingen die Auslieferungen des Elektroautos Taycan im Quartals- wie im Halbjahresvergleich sogar zurück.