Bild: Tesla (Symbolbild)
Heftige Schwankungen und hohes Volumen sind bei der Aktie von Tesla schon an normalen Tagen nicht ungewöhnlich, dieser Freitag aber könnte alles in den Schatten stellen: Der Schlusskurs an diesem Tag bestimmt darüber, mit welchem Gewicht Tesla am Montag vor Börsenstart in den wichtigen Index S&P 500 aufgenommen wird – und im selben Maß müssen passiv daran ausgerichtete Fonds in die Aktie investieren. Damit haben sie zum Teil schon angefangen und haben auch anschließend einige Tage Zeit. Dennoch wurde weithin mit einem wilden Börsen-Ritt bei Tesla am Freitag und darüber hinaus gerechnet.
Aktualisierung: Der Handel in New York hat begonnen, und die Tesla-Aktie ist bei hohem Volumen mit einem neuen Allzeithoch von 684,73 Dollar in den Tag gestartet. Anschließend fiel sie bis knapp über ihren Schlusskurs von Donnerstag und lag gut eine Stunde nach Handelsbeginn mit 2 Prozent im Plus bei 668 Dollar.
2. Aktualisierung: Der letzte Tag von Tesla an der Börse als Nicht-Mitglied des S&P 500 ist beendet. Der Schlusskurs lag bei 695 Dollar – er wurde einige Minuten nach 22 Uhr noch angepasst, wohl weil noch so viele große Transaktionen exakt zu diesem Zeitpunkt ausgeführt wurden. Damit geht Tesla mit einem neuen Allzeithoch in den Index. Das Plus am Freitag betrug knapp 6 Prozent. Dabei war die Aktie etwa eine halbe Stunde vor Schluss überraschend ins Minus gefallen.
„Haufenweise Algorithmen“ in Tesla-Aktie
Dass es dabei insgesamt oder zwischendurch weiter nach oben gehen wird, ist nicht garantiert. Passive Fonds dürfen erst unmittelbar vor und nach der Index-Aufnahme zugreifen, aktive Manager und auf solche Gelegenheiten spezialisierte Hedgefonds aber jederzeit. Seit der Ankündigung von S&P Mitte November hat die Tesla-Aktie bereits 60 Prozent zugelegt. Das sorgt dafür, dass sie mit einem viel höheren Gewicht in dem Index startet als zu dem Zeitpunkt angenommen. Auf der anderen Seite spricht es dafür, dass schon einiges Material in verkaufsbereite Hände gewechselt ist.
Die meisten Index-Fonds wollten Tesla am Freitag zum Börsenschluss kaufen, berichtet dazu das Wall Street Journal (WSJ). Dann wird sich zeigen, wie das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an der Börse kurzfristig wirklich aussieht – Ausschläge in beide Richtungen schienen möglich. Spätestens um 21.50 Uhr deutscher Zeit könnte sich eine Tendenz zeigen, denn ab dann veröffentlicht die Nasdaq laut WSJ Informationen über Ungleichgewichte bei den über den Tag eingegangenen Schluss-Aufträgen. Ein Beobachter rechne damit, dass ab dann „haufenweise Algorithmen“ in den Tesla-Handel einsteigen werden.
Und weil Tesla so groß ist, dürfte all das auch Auswirkungen auf den gesamten Markt haben. Kleinere Aktien könnten abstürzen, warnte laut WSJ ein Händler, weil wegen der Tesla-Käufe plötzlich Liquidität für sie wegbleibe. Der gesamte Index werde volatiler und höher bewertet, sobald Tesla als sechstgrößter Mitglied Teil davon ist, hat Goldman Sachs laut Bloomberg berechnet. Laut der Anlagefirma RBC Capital Markets sind weltweit 4,7 Billionen Dollar in passive S&P-Fonds investiert – allein 3 Prozent davon oder 141 Milliarden Dollar sollten am Freitag wegen Tesla in Bewegung geraten.
Keine ruhigen Börsen-Zeiten in Sicht
Abgesehen von den passiven betrifft die Aufnahme von Tesla in den S&P 500 auch aktiv verwaltete Fonds. Die sind zwar nicht streng an einen Index gebunden, aber in den meisten Fällen daran orientiert, und sie geraten in Erklärungsnot, wenn sie insgesamt weniger Performance liefern. Hier liegen weitere Billionen Dollar, von denen Teile in Tesla investiert werden dürften oder schon wurden. Denn mit der Aufnahme in den bedeutenden Index wird Tesla zunehmend zu einem etablierten Unternehmen – ruhiger dürfte es um den Elektroauto- und Energie-Pionier allerdings auch nach dem hektischen Schluss-Tag nicht werden.