Bild: Rich Rebuilds
Wenn man sie gut behandelt und vielleicht etwas Glück hat, können Akkus in Elektroautos nicht nur von Tesla viele hunderttausend Kilometer halten. Allerdings kommt es auch vor, dass sie sich vorzeitig verabschieden – und wenn dann der Garantie-Zeitraum schon abgelaufen ist, kann es teuer werden, denn ein neuer Akku bei Tesla kostet fünfstellige Beträge. Freie Werkstätten bieten deshalb stattdessen Reparaturen an, die sehr viel billiger sein können. Ein Bericht darüber sorgte aber aktuell für einigen Streit, der zudem zu keinem klaren Ergebnis führte.
Tesla-Hacker warnt vor Reparatur
Die Diskussionen begannen mit einem Beitrag des Blogs Electrek, der auf einem Video des Mechanikers und YouTubers Rich Benoit basierte. Tesla habe bei einem Model S 22.500 Dollar für einen neuen Akku veranschlagt und Benoit ihn dann stattdessen für 5000 Dollar repariert, berichteten beide. Der kritische Ton gefiel manchen Tesla-Beobachtern gar nicht. Mindestens einer sah darin eine konzertierte Aktion der beiden Medien, für die Benoit zudem ein Dokument gefälscht habe. Der räumte später ein, in dem Video eine nicht authentische Tesla-Kostenschätzung gezeigt zu haben. Der darauf genannte Preis entspreche aber dem für einen neuen Akku (in diesem Fall mit etwas mehr Kapazität, weil es die mit 85 Kilowattstunden angegebene Größe nicht mehr gibt).
Über die Vorwürfe und Verteidigung ging aber fast die Frage unter, ob eine solche Akku-Reparatur eigentlich sinnvoll ist. Zuerst meldete sich dazu der IT-Experte Jason Hughes zu Wort, der sich tief in Tesla-Technik eingearbeitet hat und viel damit experimentiert. Er riet dringend von dem ab, was in dem Video als preiswerte Lösung zu sehen ist: Statt des gesamten Akkus hatte Benoit bei dem Model S nur 2 der 16 Module getauscht, in denen laut Diagnose-Software einzelne Zellen Probleme machten. Das kostet trotz des Arbeitsaufwand offensichtlich weniger als ein ganzer neuer Akku – aber laut Hughes hält die Reparatur nicht lang.
Er könne nicht glauben, dass der Modul-Tausch als Lösung präsentiert wurde, schrieb Hughes als @wk057 auf Twitter. Es sei unmöglich, alte und neue Module so gut aufeinander abzustimmen, dass der Akku dauerhaft funktioniert. Er habe es selbst ein halbes Dutzend Mal probiert, und selbst im besten Fall habe die Tesla-Batterie dann nur ein weiteres Jahr gehalten. Im Übrigen sei auch ein weiterer Spar-Trick freier Werkstätten nicht zu empfehlen: Wenn ein Modul nicht richtig funktioniert, kann das an einer einzelnen aufgefallenen Zelle darin liegen, und die wird dann einfach aus dem Stromkreis genommen. Laut Hughes hat auch das keine Aussichten auf lange Haltbarkeit.
Neuere Akkus sollen länger halten
Benoit wiederum hielt dem in einem neuen Video entgegen, für manche Kunden lohne es sich eben nicht, einen fünfstelligen Betrag für einen alten Tesla auszugeben, was seine Berechtigung hat. Auch der bekannte Roadster-Experte Pete Gruber, der regelmäßig ausgefallene Batterien in dem Ur-Tesla wieder zum Leben erweckt, verteidigte die Methode – laut Hughes ist dessen Management-System für den Akku aber viel toleranter. Salomonisch hielt er nach weiteren Twitter-Diskussionen fest, er habe zu dem Thema jetzt gesagt, was er dazu beitragen können, und jeder müsse selbst entscheiden, was er damit anfange. Für neuere Teslas scheint das Problem aber ohnehin weniger Relevanz zu haben: Nach Angaben des Hackers sind Akku-Pakete ab 2017 tendenziell so haltbar, dass die Frage „Tausch oder Reparatur“ gar nicht mehr aufkommt.