Bild: CATL
Seit Tesla im Jahr 2008 mit dem ersten Roadster und darin einem Akku aus tausenden gewöhnlichen Laptop-Batterien an den Start ging, haben sich Chemien und Formate weiterentwickelt. Eines aber ist gleich geblieben: Für Lithium-Ionen-Akkus benötigt man auch dann noch Lithium, wenn andere teure Rohstoffe wie Nickel und Kobalt durch Eisenphosphat für LFP-Batterien ersetzt werden, wie sie Tesla seit Mitte 2020 zunehmend nutzt. Marktforscher warnen deshalb, dass sich nicht schnell genug neue Abbau- und Verarbeitungskapazitäten für all die neuen Batterie-Fabriken aufbauen lassen, die in den nächsten Jahren entstehen sollen. Zwei europäische Unternehmen aber versuchen sich jetzt an einer Disruption, die knappes Lithium zum Teil ersetzen könnte.
Tesla-Partner und Europäer mit Natrium-Plänen
Europa hat bei Batterien mitsamt ihren Rohstoffen gegenüber Asien und vor allem China viel aufzuholen. Selbst bei den neuerdings zahlreichen Joint-Ventures von werdenden Elektroauto-Herstellern aus dem Westen ist oft der chinesische Weltmarktführer CATL oder LG Energy Solution aus Südkorea der Partner. CATL war zugleich der Hersteller, der mit seiner frühen Partnerschaft mit Tesla die billigeren LFP-Batterien salonfähig machte – niedrigerem Preis und mehr Robustheit steht hier eine geringere Energie-Dichte gegenüber. Mit Natrium- statt Lithium-Ionen-Akkus will das chinesische Unternehmen zudem den nächsten Schritt bei der Kostensenkung gehen, wie es Mitte 2021 informierte (s. Foto oben). Bis 2023 soll eine Lieferkette für die Produktion im industriellen Maßstab stehen.
Und auch in Deutschland und Schweden wird schon an den viel versprechenden neuen Batterien gearbeitet. Darüber berichteten jetzt kurz nacheinander eine Fachzeitschrift und eine deutsche Tageszeitung. Das schwedische Unternehmen Altris wolle früh im Jahr 2023 in der Heimat seine erste kommerzielle Produktionslinie für Kathoden-Material für Natrium-Ionen-Batterien in Betrieb nehmen, meldete Anfang Mai kurz die Publikation Chemical & Engineering News – keine ganze Batterie-Fabrik also, aber die Material-Grundlage dafür. Als anfängliche Kapazität werden 2000 Tonnen Kathoden pro Jahr genant.
Und wie dann in dieser Woche die Berliner Zeitung berichtete, soll in der deutschen Hauptstadt sogar eine komplette Produktion von Natrium-Ionen-Batterien entstehen, wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Rahmen. Ein nicht näher beschriebenes Berliner Unternehmen namens CSE will demnach in einem Industrie-Park im Stadtteil Marzahn 41 Millionen investieren und 2024 mit der Produktion beginnen. Gemessen an den Milliarden-Investitionen von Tesla oder des schwedischen Unternehmens Northvolt für Batterien in Europa sei das Projekt „zaghaft“, werde vom Berliner Senat aber trotzdem sehr begrüßt.
Akkus für neue Elektroauto-Einstiegsklasse?
Im Vergleich zu Milliarden-Investitionen zum Beispiel von Tesla in seine Batterie-Produktion ganz in der Nähe in Grünheide ist der zweistellige Millionen-Betrag tatsächlich nicht hoch. Aber eine frühe Beschäftigung mit einem potenziell sehr bedeutenden Material für die Zukunft kann dem Batterie-Standort Deutschland gewiss nicht schaden. Natrium- statt Lithium-Ionen bedeutet weniger Energie pro Liter oder Kilogramm Akku ähnlich wie bei LFP gegenüber teureren Chemien. Für stationäre Speicher würden die nach Angaben von CATL erreichten 160 Wattstunden pro Kilogramm aber wohl schon heute genügen. Und nachdem Tesla-CEO Elon Musk der bisherigen LFP-Chemie zunächst bei Elektroautos nur die Verwendbarkeit für Standard-Reichweiten bescheinigt hatte, sprach er im vergangenen November schon von mittleren. LFP-Akkus könnten also aufrücken und Natrium-Ionen-Batterien zumindest eine neue Elektroauto-Einstiegsklasse versorgen.