Bild: Tesla
Auf Dauer will Tesla möglichst nur noch zwei unterschiedliche Typen von Batterie-Zellen in seinen Akkus verbauen, hat CEO Elon Musk vor kurzem angekündigt, aktuell aber sind es mehr als 30 – und diese Vielfalt ist nicht nur für das Unternehmen ein Problem, sondern auch für die Kunden. Auf gewisse Weise trübt sie sogar die Vorfreude auf das Model Y, von dem in den nächsten Tagen die ersten Übergaben in Europa stattfinden dürften. Denn in einem deutschen Forum ist ein Dokument aufgetaucht, laut dem einige davon mit einem unbeliebten und eigentlich schon überholten Akku kommen könnten.
Model Y mit drei Akku-Typen
Darauf wies am Dienstag ein Leser teslamag.de per E-Mail hin. Tatsächlich ist im deutschen Forum Tesla Fahrer und Freunde (TFF) schon seit einigen Monaten ein wahrer Schatz für Neugierige zu finden, die mehr über die vielen Akkus bei Tesla wissen wollen: Eines der Mitglieder hat offenbar Zugriff auf Dokumente zur nötigen Typ-Genehmigung in der EU und lässt alle anderen daran teilhaben. In dieser Woche kamen neue Informationen zum Model Y hinzu, die aber mindestens unseren Leser nervös machten.
Denn nicht nur ist für das Model Y in der EU offenbar auch schon eine Standard-Variante mit weniger Reichweite und lediglich Heckantrieb genehmigt, wie es sie derzeit in China gibt, aber nicht in den USA – auch auf dem europäischen Markt könnte sie also schnell folgen. Für das Model Y in der jetzt schon bestellbaren Version Maximale Reichweite sind nach dem Dokument im TFF zwei unterschiedliche Akku-Typen angegeben. Einer davon, bezeichnet als 5C, besteht aus Zellen von LG mit einer Gesamtkapazität mit 77 Kilowattstunden und ist schon aus dem Model 3 bekannt. Offenbar wurde er eine Zeitlang auch in Model 3 aus Fremont verbaut und hat gegenüber dem dort sonst üblichen Paket mit Panasonic-Zellen den Nachteil, dass er etwas langsamer lädt.
Nachteil für frühe Tesla-Kunden?
Für Model Y wie Model 3 gibt es mit dem 5L-Paket aus neueren LG-Zellen schon einen verbesserten Nachfolger mit 82 Kilowattstunden. Aber nach dem Dokument hat Tesla selbst für das neuere und höhere seiner beiden Volumen-Modelle auch das alte LG-Paket noch in der EU genehmigen lassen.
Bei dem Leser, der teslamag.de über die Daten-Zusammenstellung im TFF informierte, weckte das die Sorge, Tesla könne zunächst die alten 5C-Pakete abverkaufen, um erst später auf die verbesserten 5L mit mehr Kapazität und nach den Dokumenten auch mehr Reichweite umzusteigen. Anfragen dazu von Bestellern würden jedenfalls seit Wochen nicht konkret beantwortet. Wer wirklich welchen Akku bekommt, dürfte sich erst ab kommender Woche zeigen, denn dann werden die ersten Übergaben von Model Y in Europa erwartet. Einstweilen kommen sie aus China, weil die neue Gigafactory in Grünheide bei Berlin nicht rechtzeitig fertig wurde.
Wenn der aktuelle Akku-Argwohn berechtigt ist, dann könnten ausgerechnet die frühesten Besteller und damit wohl die am stärksten von Tesla begeisterten Kunden ein Model Y mit weniger Kapazität bekommen, als dafür möglich wäre. Diese Möglichkeit wäre auch eine Erklärung dafür, warum Tesla für das Model Y LR in Europa weiterhin nur eine WLTP-Reichweite von 505 Kilometern nennt, obwohl dafür in Hongkong, das ebenfalls aus China beliefert wird, 542 Kilometer nach WLTP angegeben sind. Dieser Wert findet sich in den EU-Unterlagen ebenfalls, nämlich für das Model Y Long Range mit dem neuen LG-Akku 5L.
Model Y Performance mit mehr Reichweite
In die Irre geführt wird mit den aktuellen Tesla-Angaben im Web also niemand. Aber der Leser fürchtete trotzdem, dass es zumindest zu Verstimmung kommen könnte, wenn nicht jeder europäische Frühkäufer des neuesten Tesla auch die neueste Akku-Variante bekommt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte deshalb abwarten, bis genügend Daten über das Vorgehen von Tesla vorliegen. Oder man nimmt die Performance-Version, die laut den Dokumenten im TFF nur mit dem neuen LG-Akku angemeldet wurde – übrigens mit 528 Kilometern Reichweite statt wie aktuell bei Tesla im Web angegeben nur 480 Kilometern.