Die Gigafactory in Grünheide bei Berlin wird nicht rechtzeitig fertig – aber in diesem August sollen trotzdem die Auslieferungen von Tesla Model Y in Europa beginnen. Darüber informierte das Unternehmen teslamag.de am Freitag, nachdem am Morgen neue Angaben über das Model Y im Web-Konfigurator für mehrere europäische Länder entdeckt worden waren. Für Neubestellungen der Variante Maximale Reichweite (Long Range / LR) ist dort jetzt September als voraussichtlicher Liefertermin angegeben, für das Performance-Modell Anfang 2022. Die deutschen Preise für beide hat Tesla unterdessen je nach Betrachtungsweise leicht erhöht.
Erste Model Y für Europa aus China
Zuletzt sah es so aus, als müssten Besteller des Model Y in Europa bis mindestens Ende dieses Jahres darauf warten. Im April bestätigte Tesla, dass das Antragsverfahren für die deutsche Gigafactory wegen umfangreicher Änderungen in eine langwierige weitere Runde gehen muss. Ursprünglich sollte die neue Fabrik ab diesem Juli Model Y für den europäischen Markt produzieren. Doch mit der Ankündigung der neuen Antragsrunde verschob Tesla die Angabe im Web zum voraussichtlichen Produktionsbeginn auf „Ende 2021“.
Schon damals wurde spekuliert, Tesla könne die Europa-Lücke mit Lieferungen aus der Gigafactory in China schließen, die Anfang des Jahres mit der Produktion von Model Y zunächst nur für den lokalen Markt begonnen hat. Am Freitag hat sich das bestätigt. Der neue Liefertermin September 2021 für Model Y LR gilt nach zusätzlicher Auskunft des Unternehmens für Neubesteller. Schon in diesem August sollen aber zumindest manche Kunden in Europa ihren Tesla bekommen, die ihn in den Monaten zuvor reserviert haben. Diese würden jetzt eingeladen, ihre Vorbestellung zu einer festen zu machen, und dann als erste beliefert, hieß es dazu.
Ebenfalls bestätigt hat Tesla gegenüber teslamag.de, dass diese ersten Model Y aus der Gigafactory in China stammen werden. Dies wurde zunächst nur vermutet, weil von dort schon das Model 3 in neuerdings zwei Ausführungen nach Europa exportiert wird und die Fabrik anders als die in Fremont noch ausgebaut wird. Ähnlich wie bei der Variante Long Range sollen auch Performance-Modelle zuerst an Kunden geliefert werden, die vorbestellt haben, war außerdem zu erfahren. Das solle im Dezember beginnen, während für Neubesteller Anfang 2022 wie laut Konfigurator gelte.
Tesla reizt bei Preis Steuer-Grenze aus
Die Angaben sprechen dafür, dass Tesla vorerst mindestens vier Ladungen mit Model Y aus China nach Europa schicken will – eine vor Ende August mit einer unbekannten Zahl von LR-Modellen und für September eine weitere damit, dann vor Ende Dezember eine mit der Performance-Variante und ab Januar noch einmal mehr davon.
Für die Konkurrenten auf dem europäischen Elektroauto-Markt ist das natürlich eine schlechte Nachricht. Sie können jetzt nicht mehr darauf hoffen, dass ihnen eine Verstärkung des ohnehin weiter sehr gefragten Tesla Model 3 durch ein Crossover-Format zumindest bis Anfang 2021 erspart bleibt. Aus ihrer Sicht immerhin positiv: In China wurde der Preis des Model Y mit dem Start der lokalen Produktion drastisch gesenkt, in Europa aber bleibt dieser Schritt mit dem Import von dort erst einmal aus. Zwar gibt Tesla jetzt für Deutschland einen etwas niedrigeren Preis von 56.990 Euro gegenüber vorher 58.620 Euro im Konfigurator an, aber der enthält laut einem Hinweis anders als vorher schon den Hersteller-Anteil an der Umweltprämie.
Wenn man diese brutto 2975 Euro dazurechnet, kostet das Tesla Model Y in Deutschland jetzt also 59.965 Euro. Das sind rund 1350 Euro mehr als vorher – und hat vor allem eine störende Nebenfolge: Bei beruflich angeschafften Elektroautos bis 60.000 Euro Listen-Kaufpreis inklusive Extras kann man die private Nutzung mit sehr günstigen 0,25 Prozent pauschal versteuern. Das ist mit dem Model Y LR jetzt zwar noch möglich, aber „nur noch nackt und in weiß“, wie ein enttäuscht klingender Leser teslamag.de schrieb. Unabhängig davon dürfte der Tesla für 5000 Euro staatlichen Umweltprämien-Anteil qualifiziert sein. Auf der aktuellen Liste der förderfähigen Elektroautos war er am Freitag aber noch nicht zu finden.