Bild: FSD-Computer (Foto: Tesla)
Seit dem letzten Quartal 2020 hat die globale Auto-Industrie mit einem neuen Problem zu kämpfen: Mangel an Halbleitern für die vielen einfachen und zunehmend auch komplexen Elektronik-Funktionen in ihren Fahrzeugen. Tesla schien davon weniger betroffen als andere Hersteller. Doch auch in Fremont stand die Produktion in diesem Februar wegen Teile-Mangel für einige Tage still, und Ende April sprach CEO Elon Musk von den größten Lieferketten-Schwierigkeiten in der Geschichte von Tesla. Noch einmal aber soll das offenbar nicht passieren: Laut einem Bericht steht Tesla in Verhandlungen mit mehreren Chip-Herstellern über fest zugesagte Kontingente und will vielleicht sogar selbst eine Fabrik dafür kaufen.
Eigene Chip-Fabrik für Tesla?
Tesla verhandle mit Herstellern in Taiwan, Südkorea und den USA, sei von informierten Personen zu erfahren gewesen, berichtete am Donnerstag die Financial Times (FT). Das Unternehmen biete an, bestellte Chips im Voraus zu bezahlen, um die spätere Belieferung zu garantieren. Zuletzt hätten einige Halbleiter-Hersteller damit begonnen, sich auf solche Arrangements einzulassen. Eigentlich aber seien sie ihnen gar nicht recht, denn das gehe auf Kosten der Flexibilität, schreibt die FT.
Darüber hinaus soll Tesla sogar begonnen haben, sich für den Kauf einer eigenen Chip-Fabrik zu interessieren. Dieser Aspekt der Pläne befindet sich laut FT aber noch in einer deutlich früheren Phase. Experten verwiesen auf die möglicherweise prohibitiv hohen Kosten dafür, auch wenn Tesla einen hohen zweistelligen Milliarden-Betrag an Reserven hat. Das Unternehmen benötige Massen-Chips der neuesten Generation, wie sie derzeit vor allem aus Taiwan und Südkorea kommen.
„Wenn sie das Preisschild sehen, gehen sie zurück und stellen sich wieder hinten an“, sagte ein Berater von Bain der FT mit Blick auf einen möglichen Fabrik-Kauf. Eine hochmoderne Chip-Fabrik erfordere Investitionen von rund 20 Milliarden Dollar. Außerdem sei eine solche Anlage ausgesprochen schwierig zu betreiben.
Direkterer Austausch erwartet
Dennoch dürfte Tesla unter allen Autoherstellern mit am besten darauf vorbereitet sein, Chips notfalls im Alleingang zu produzieren. Die aktuelle Rechen-Hardware für das Autopilot-System (bezeichnet als FSD-Computer, s. Foto oben) wurde intern entwickelt, und bei Batterie-Zellen ist bereits klar, dass Tesla deren ebenfalls komplizierte Produktion zum Teil selbst übernehmen will. Ein Analyst von Nomura ging auf FT-Anfrage davon aus, dass Autohersteller in Zukunft zumindest in direkterem Austausch mit den Produzenten ihrer Halbleiter stehen würden. Dafür müssten sie allerdings zunächst einmal eigene Kompetenz in diesem Bereich aufbauen – was Tesla schon erledigt haben dürfte.