Bild: Tesla (Symbolfoto)
Mit der anhaltenden Halbleiter-Knappheit weltweit geht Tesla kreativer und auch offensiver um als andere Hersteller. Um Chips zu sparen, schaffte das Unternehmen zunächst die verstellbare Lordosen-Stütze für den Beifahrer-Sitz in Model 3 und Model Y ab, später lieferte es viele dieser Elektroautos zunächst ohne die USB-Anschlüsse und das Pad zum drahtlosen Mobiltelefon-Laden vorne aus. In diesem Februar wurde dann bekannt, dass Tesla in China im vierten Quartal 2021 eines von zwei Steuergeräten für das Lenksystem wegließ. Das hört sich gravierender an. Laut einem deutschen Bericht sieht die zuständige Zulassungsbehörde darin jedoch keinen Verstoß gegen irgendwelche Vorschriften.
Tesla spart Chips bei China-Produktion
Unter der Überschrift „So trickst Tesla seine Kunden aus“ beschäftigte sich am Freitag das Magazin Der Spiegel mit der Chip-Sparmaßnahme, über die Anfang Februar zuerst der US-Sender CNBC berichtet hatte. Lesen kann man den Spiegel-Artikel nur mit Abonnement, aber Inhalte daraus wurden unter anderem bei dem Portal t-online zitiert. Die Model 3 und Model Y mit nur einem statt vorher zwei Steuergeräten für die Lenkung wurden demnach auch nach Europa exportiert, rund 13.500 davon zwischen Ende Dezember und Mitte Februar nach Deutschland.
Wie schon dem Bericht von CNBC zu entnehmen war, wurde das Weglassen des zweiten Lenk-Chips vorher intern diskutiert. Ebenfalls steht in dem Beitrag, dass Tesla darin kein Sicherheitsrisiko sah, weil das Steuergerät hauptsächlich als Backup für den Fall diene, dass das erste Probleme mache. Nach dem Spiegel-Bericht wurde das jetzt von der niederländischen Behörde RDW bestätigt, über die Tesla die Typ-Genehmigungen für seine Elektroautos in der ganzen EU erlangt: Mit der Chip-Spaßmaßnahme habe das Unternehmen keine Vorschriften verletzt, erklärte die Behörde laut t-online.
Eher hat sich Tesla damit ein Problem für die fernere Zukunft eingehandelt: Schon CNBC berichtete, dass nach der Einschätzung der damit befassten Mitarbeiter in China die doppelte Steuereinheit erforderlich ist, wenn das Autopilot-System eine Zulassung für teilautonomes Fahren bekommen soll. Das beginnt nach der internationalen Klassifikation dafür bei der dritten von fünf Stufen, während der aktuelle Tesla-Autopilot selbst mit der Beta-Software FSD noch als Assistenz auf Level 2 gilt. Noch wird der doppelte Steuer-Chip also wohl rechtlich nicht benötigt, aber für die nächsten Tesla-Schritte in Richtung von Autonomie wird er gebraucht.
Für autonomes Fahren Nachrüstung nötig
So steht es laut t-online auch in dem Spiegel-Artikel. Die Folge davon wäre, dass Tesla die zuletzt in China produzierten Model 3 und Model Y nicht einfach per Update auf die nächste Autonomie-Stufe heben kann, wenn die Software dafür richtig funktioniert. So ist es laut CEO Elon Musk eigentlich geplant, denn die Tesla-Hardware soll schon seit Jahren für vollständig autonomes Fahren genügen. An seiner ehrgeizigen Zeitplanung dafür wird allerdings zunehmend gezweifelt. Außerhalb der USA hat noch nicht einmal der Beta-Test mit der als FSD bezeichneten Autopilot-Software begonnen, die daraus mehr als ein modernes Assistenz-System machen soll.