Bild: Tesla (Symbolbild)
Eine Zeitlang schien Tesla-Chef Elon Musk die Kurse von Kryptowährungen fast nach Belieben nach oben treiben zu können. Die Nachricht von Anfang Februar, dass Tesla 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert hat, brachte der ersten davon gewaltigen neuen Schub, und mit freundlichen Twitter-Äußerungen verhalf Musk auch der Spaß-Alternative Dogecoin zu neuen Rekorden. Gleichzeitig machte Tesla hohe Gewinne mit der Bitcoin-Position. Seit Mitte April aber befindet sich der Krypto-Markt im Abwärtsmodus, zu dem mit neuerdings kritischen Kommentaren auch Musk selbst beitrug. Am Dienstag unterschritt der Bitcoin-Kurs den vermuteten Buchwert in der Tesla-Bilanz – und das dürfte sich auch in den nächsten Quartalszahlen negativ bemerkbar machen.
Tesla dürfte 42.100 Bitcoins haben
Wie viele Bitcoin-Einheiten Tesla genau gekauft hat und zu welchen Preisen, hat das Unternehmen selbst nie mitgeteilt. Es lässt sich aber annähernd aus den ersten Angaben, dem Bericht zum ersten Quartal 2021 und Aussagen von CEO Musk ableiten. Das Magazin Forbes hat auf dieser Grundlage berechnet, dass Tesla im Durchschnitt 32.000 Dollar pro Bitcoin bezahlt hat. Nach dem Verkauf von 10 Prozent des Bestandes mit Gewinn im Februar oder März sollen jetzt noch 42.100 Einheiten in der Bilanz stehen.
Zwischendurch ergab sich dadurch ein Buchgewinn von um die 80 Prozent, und der von manchen Anlegern wie Umweltschützern kritisierte Bitcoin-Einstieg schien sich zumindest finanziell massiv auszuzahlen. Doch wohl weil reine Digital-Werte in Unternehmen noch ein recht neues Phänomen sind, hat Tesla sich zu einem sehr konservativen Umgang damit in der Bilanz entschieden: Gewinne werden nur bei einem Verkauf verbucht, also wenn sie realisiert sind; Bitcoin-Verluste dagegen wirken sofort, denn Tesla hat angekündigt, jeweils den niedrigsten Kurs im zurückliegenden Quartal als Basis für seine Bilanzierung zu verwenden.
Das führte laut Fortune schon im ersten Quartal dazu, dass Tesla trotz des insgesamt stark gestiegenen Niveaus eine Wertminderung von 27 Millionen Dollar verbuchen musste; der Buchwert pro Einheit sank dadurch wohl auf 31.600 Dollar. Insgesamt wirkte sich das Bitcoin-Engagement trotzdem positiv aus, denn der tatsächliche Verkauf von 10 Prozent des Bestandes brachte einen Gewinn von 128 Millionen Dollar. Im Gewinn von Tesla für das erste Vierteljahr 2021 steckten also saldiert 101 Millionen Dollar Krypto-Gewinne.
Krypto-Wertminderung aktuell 4,2 Mio. Dollar
Im aktuellen Quartal aber könnte sich der umgekehrte Effekt ergeben. Einen ersten Bitcoin-Abtaucher unter 32.000 Dollar gab es Anfang Juni, dann schien sich der Kurs wieder zu fangen und stieg sogar merklich, als CEO Musk erklärte, wenn das Mining der Kryptowährung umweltfreundlicher sei, werde Tesla sie wieder als Zahlungsmittel akzeptieren. Weitere Negativ-Meldungen aus China kehrten diesen Trend aber wieder um. In der Nacht auf Dienstag deutscher Zeit fiel Bitcoin erneut unter 32.000 Dollar und lag gegen Mittag nach einem kurzen Zwischenhoch bei Kursen um 31.500 Dollar.
So ergäbe sich eine weitere Wertminderung von bislang rund 4,2 Millionen Dollar (42.100 Einheiten mal 100 Dollar). Das ist also vorerst kaum der Rede wert, kann aber noch mehr werden. Und grundsätzlich hat sich Tesla mit dem Bitcoin-Engagement auf gewisse Weise von der Kryptowährung abhängig gemacht – und kann Bilanzverluste damit selbst bei nur zwischendurch gefallenen Kursen nur vermeiden, wenn wie im ersten Quartal reale Gewinne gemacht werden. Vielleicht wird Musk auch in diesem Quartal so vorgehen – was dann aber eine weitere Belastung für Bitcoin und damit die rechnerische Tesla-Bilanz bedeuten dürfte.
Aktualisierung: Es dauerte nur bis zum Dienstagnachmittag, bis sich der bilanzielle Bitcoin-Verlust von Tesla in diesem Quartal drastisch erhöht hatte. Gegen 14.30 Uhr durchbrach der Krypto-Kurs die lange gehaltene Marke von 30.000 Dollar und fiel bis auf knapp unter 29.000 Dollar, um sich anschließend allerdings zunächst wieder zu erholen. An der klassischen Börse schienen diese Kapriolen aber keine übermäßige Besorgnis zu erregen, denn die Aktie von Tesla selbst lag zur selben Zeit leicht im Plus.