Ein gutes Geschäft war es auf jeden Fall: Irgendwann im Januar 2021 kaufte Tesla Bitcoin im damaligen Wert von 1,5 Milliarden Dollar und hat irgendwann vor Ende März zehn Prozent davon wieder verkauft. Damit sei ein außerordentlicher Gewinn von 102 Millionen Dollar erzielt worden, teilte das Unternehmen jetzt in seinem Bericht zum ersten Quartal mit, also gut zwei Drittel Plus in wenigen Wochen. Laut Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn war das aber nicht das Ziel der aktuellen Krypto-Transaktionen: Stattdessen sei es darum gegangen, Bitcoin als Alternative zu Liquidität zu testen. Aktualisierung: Dennoch steckt in der Tesla-Bilanz aktuell zusätzlich ein nicht realisierter Bitcoin-Gewinn von etwa 1 Milliarde Dollar (s. ganz unten)
Tesla-Finanzchef zugleich Master of Coin
Kirkhorn äußerte sich in der Telefon-Konferenz nach der Veröffentlichung der Tesla-Geschäftszahlen für das erste Quartal 2021 am späten Montagabend. In der vorgelesenen Frage zu Bitcoin wurde er von einem privaten Anleger als „Master of Coin“ angesprochen und reagierte ohne hörbar mit der Wimper zu zucken auf diese Anrede. Mitte März hatte Tesla offiziell mitgeteilt, dass CEO Elon Musk zukünftig zusätzlich den Titel Technoking und Kirkhorn den des Münzmeisters trägt.
Ungeachtet solcher Späßchen scheint Tesla aber durchaus ernste Absichten zu haben. Manche Beobachter vermuteten angesichts der schlechten Umweltbilanz von Bitcoin sogar, Tesla wolle die stromhungrige Kryptowährung in einer Art paradoxen Umkehrung als riesige abschaltbare Last für Stromnetze nutzen, um das Speicher-Problem erneuerbarer Quellen abzumildern. Dazu sagten jetzt weder Kirkhorn noch Musk etwas. Aber der Finanzchef machte klar, dass Tesla an das langfristige Potenzial von Bitcoin glaubt und seinen Bestand eher erhöhen will.
Anfang Februar gab Tesla seine Bitcoin-Investition in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar bekannt und setzte im selben Monat für die USA auch die Ankündigung um, bald könnten die eigenen Produkte in der Kryptowährung bezahlt werden. Er und Musk hätten schlicht nach einer Möglichkeit gesucht, nicht sofort benötigtes Geld zu verwahren und damit eine gewisse Rendite zu erzielen, berichtete Kirkhorn jetzt dazu. Dabei sei sehr wichtig gewesen, wenn nötig schnellen Zugriff darauf zu bekommen, was bei konventionellen Finanzanlagen in dieser Kombination aktuell nicht möglich sei, „ohne zusätzliche Risiken einzugehen oder auf Liquidität zu verzichten“.
Gute Erfahrungen mit Bitcoin-Liquidität
Die darin implizit enthaltene Einschätzung, Bitcoin ermögliche eine Wertaufbewahrung ohne Risiken, teilen gewiss nicht alle Finanzexperten. Allerdings hat sich zumindest für Tesla der Wert in Dollar bislang nicht nur tatsächlich gehalten, sondern drastisch erhöht. Die Entscheidung für Bitcoin habe sich als richtig erwiesen, erklärte Kirkhorn denn auch. Nach den ersten Erfahrungen mit Kryptowährungen sehe Tesla viele Gründe, optimistisch für diesen Bereich zu sein. Und aus der Sicht des Liquiditätsmanagements von Unternehmen könne er sagen, dass der Bitcoin-Markt erfreulich liquide sei: Sowohl der Kauf der anfänglichen Milliarden-Position als auch der spätere Verkauf von zehn Prozent davon seien schnell zu erledigen gewesen.
„Wir glauben also langfristig an den Wert von Bitcoin“, fasste Kirkhorn zusammen. Tesla habe vor, den aktuellen Bestand auf Dauer zu behalten und ihn mit Bitcoin-Zahlungen von Kunden weiter zu erhöhen. Eine Andeutung, dass das noch nicht alles gewesen ist, kam von dem Finanzchef aber auch: Mit Blick auf mögliche andere Aktivitäten im Krypto-Bereich werde bei Tesla ständig diskutiert, und das Thema werde genau beobachtet, sagte er. Wenn es etwas Konkretes anzukündigen gebe, werde man das schon tun.
Zusätzliche Milliarde in Tesla-Bilanz
Aktualisierung: Nach weiteren Finanzinformationen von Tesla steckt war der verbleibende Bitcoin-Bestand zum Stichtag Ende März 2,48 Milliarden Dollar wert, berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters. Damit ergebe sich ein weiterer, noch nicht realisierter Gewinn von etwa 1 Milliarde Dollar mit der Position. Mit dem Verkauf der ersten 10 Prozent im zurückliegenden Quartal habe Tesla einen Erlös von 272 Millionen Dollar erzielt, davon 101 Millionen Dollar als „positive Veränderung“, also Kursgewinn.