Bild: Tesla-CEO Elon Musk (Archivfoto Tesla)
Manche Leute setzen ihre gesamte finanzielle Zukunft auf Tesla, und wenn sie früh genug damit begonnen haben, scheint sich das sogar auszuzahlen – ein Software-Entwickler aus den USA etwa meldete im Januar, mit Ende 30 und rund 12 Millionen Vermögen in Tesla-Aktien in den Ruhestand zu gehen. Trotzdem gibt es natürlich weiter auch Pessimisten, die selbst den seit Ende Januar dezimierten Tesla-Kurs noch viel zu hoch finden. Auf deren Seite schien sich jetzt die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) geschlagen zu haben – und hat damit Empörung bei manchen Tesla-Fans ausgelöst.
„Richtig schöner Tesla Turbo Short“
Unter der Überschrift „So wetten Sie gegen Elon Musk“ stellte an diesem Sonntag ein Finanzredakteur der FAS die Frage, ob „die Märkte einfach zu blöd sind“. Ausgangspunkt für diesen Verdacht ist die Tatsache, dass Tesla an der Börse aktuell etwa 550 Milliarden Euro kostet und Daimler trotz fünfmal so hohem Umsatz nur mit 80 Milliarden Euro. Ja, an der Börse werde die Zukunft gehandelt, räumt der Redakteur ein. Aber immerhin habe auch Mercedes gerade ein schickes Elektroauto vorgestellt. Dass nur Tesla mit solchen Fahrzeugen Geld verdienen könne, sei nicht ausgemacht.
Ohne sich mit Blick auf die Eingangsfrage festzulegen, konzentriert sich der Autor dann auf die „Tesla-ist-zu-teuer-Fraktion“ – einfach Aktien von Daimler, BMW oder VW kaufen, um auf eine positive Elektroauto-Zukunft zu setzen, könne schließlich jeder. Als Mittel der Wahl, um stattdessen gegen Tesla zu spekulieren, stellt er einen „richtig schönen Tesla Turbo Short Unlimited Knockout“ vor. Papiere mit dieser Bezeichnung gebe es wirklich, und von Banken sei zu hören, dass Tesla als Leerverkauf (wie ein normaler Aktienkauf- und verkauf, nur in umgekehrter Reihenfolge und mit entgegengesetzter Erwartung, nämlich fallenden statt steigenden Kursen) sehr beliebt sei.
Leerverkauf-Schein als Waffe gegen Musk
Schon bis hierhin dürfte der Artikel den Unmut mancher Tesla-Fans erregt haben, denn CEO Elon Musk ist ein erklärter Gegner von Leerverkäufen, und viele seiner Anhänger sowie Aktionäre haben diese Haltung übernommen. Aber der Autor geht sogar noch weiter: Statt nur Short-Möglichkeiten für Tesla vorzustellen, erklärt er, die bereits hohen Leerverkäufe sollten „uns“ nicht davon abhalten, und weiter: „Nur mit vereinten Kräften kann es uns gelingen, den Magier der Märkte, der Elon Musk zweifellos noch ist, in die Knie zu zwingen“. Einen ausgewählten Turbo-Short-Schein auf Tesla bezeichnet er als „Waffe“ dafür.
https://twitter.com/flcnhvy/status/1389185910818971652
Auszüge aus dem Artikel und Links darauf wurden bald darauf intensiv auf Twitter geteilt und diskutiert. Schnelle Empörung schien zu überwiegen, zum Teil wurde die Frage gestellt, ob solche Beiträge nicht illegale Marktmanipulation seien. Mindestens aber sahen Tesla-Anhänger einen weiteren Beweis für die Korruptheit des Journalismus erbracht.
Ohne die deutsche Medienwelt zu kennen, kann sich der FAS-Beitrag tatsächlich nach einem Aufruf einer bedeutenden Tageszeitung zur gezielten Spekulation gegen Tesla anhören. In den Links und Auszügen aus dem Artikel, die bald darauf entrüstet auf Twitter geteilt wurden, ging allerdings einiges verloren. So ist der Beitrag zwar unter der Internet-Adresse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu finden, erschienen ist er aber in der Wochenend-Ausgabe FAS. Die hat nicht nur eine eigene Redaktion, sondern auch einen allgemein lockereren Ton. Im Internet-Layout ist es nicht zu erkennen, aber vom Stil her könnten die Informationen zur Spekulation gegen Tesla eine Kolumne gewesen sein.
Autor: Artikel mit Augenzwinkern
Auf Anfrage von teslamag.de bestätigte der Autor diese Einschätzung: Der Artikel sollte einfach „Nutzwert für jene sein, die meinen, die Tesla-Aktie sei zu hoch bewertet“, schrieb er. Direkte Reaktionen auf den FAZ-Seiten seien eher positiv und amüsiert gewesen, über die eher negativen Kommentare in sozialen Medien zeigte er sich überrascht. Es könne sein, dass Print-Artikel im Netz anders wirken. Einen Aufruf zur Spekulation gegen Tesla habe er jedenfalls keinesfalls im Sinn gehabt, sondern eher sprachlich mit den Augen gezwinkert, erklärte der Finanzjournalist: „Wir, die kleinen armen Anleger, wagen es, gegen den großen Elon Musk zu spekulieren.“
Zudem hat sich Tesla-Chef Musk, der früher dazu neigte, Medien in Bausch und Bogen zu verdammen, in dieser Hinsicht vor kurzem differenzierter geäußert. Jede Publikation habe notwendigerweise eine große Bandbreite von Ansichten, weshalb er es für sinnvoller halte, sich auf einzelne Journalisten zu konzentrieren, erklärte er auf Twitter. Dass die Mehrzahl der Artikel über egal welches Thema negativ sei, spiegele möglicherweise angeborene menschliche Verzerrungen wider. Das schrieb Musk in Zusammenhang mit Vorschlägen, Tesla solle doch endlich wieder eine Presseabteilung einrichten, um negativen Berichten etwas entgegenzusetzen – doch zumindest im aktuellen FAS-Fall hätte das gewiss nicht geholfen.