Bild: Tesla (Produktion von Model Y in deutscher Fabrik)
Die Elektroauto-Fabrik von Tesla in Grünheide bei Berlin sei ein Fortschritt für den ganzen Industrie-Standort Deutschland, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Eröffnung Ende März. Direkt vor Ort will Tesla in der ersten Phase 12.000 Personen beschäftigen, aber das ist längst nicht der gesamte Job- und Image-Effekt für die Region. Laut einem Bericht erleben Wirtschaftsförderer und Kommunen in der Nähe der deutschen Gigafactory einen Ansturm von Unternehmen, die sich ebenfalls dort ansiedeln wollen. Wie der Magnet selbst wollen sie dabei am liebsten Tesla-Tempo – müssen sich aber gedulden.
Gigafactory als Magnet in Brandenburg
Als Tesla-CEO Elon Musk den deutschen Osten nahe am neuen Berliner Flughafen als Standort für die nächste Gigafactory verkündete, kam das in zweierlei Hinsicht überraschend. Wenn Deutschland, dann in den traditionellen Auto-Zentren im Süden, war zuvor weithin erwartet worden. Zudem schien die Umständlichkeit der deutschen Bürokratie kaum vereinbar mit dem bekannten Wunsch des Tesla-Chefs, alles möglichst schnell erledigt zu bekommen.
Letztlich dauerte es zwar tatsächlich etwas länger als zuvor in China und parallel in Texas, bis nach dem Bau-Start die ersten Elektroautos aus der deutschen Fabrik rollten. Aber dafür waren weniger die Brandenburger Behörden verantwortlich als Tesla selbst, das gut ein halbes Jahr nach den ersten deutlich veränderte Pläne für die Gigafactory einreichte, die neu geprüft und öffentlich ausgelegt werden mussten. Trotzdem vergingen vom ersten Antrag Ende 2019 bis zum Start der Auslieferungen deutscher Model Y Ende März weniger als zwei Jahre und drei Monate.
So setzte sich die stolze Erkenntnis durch, dass auch Deutschland und Brandenburg eine Realisierung des Projekts in der besonderen „Tesla-Geschwindigkeit“ ermöglicht hätten. Begleitende Vorschläge von CEO Musk, Verfahren für klimafreundliche Vorhaben allgemein zu beschleunigen, stießen auf viel politische Zustimmung, lösten aber bislang nichts Konkretes aus. Diese Erfahrung machen laut einem Bericht des RBB auch die vielen Unternehmen, die nach und zum Teil für Tesla jetzt ebenfalls Standorte in der Region suchen.
Interessenten wollen Tesla-Tempo
Sowohl deutsche als auch internationale Unternehmen würden sich vermehrt nach Flächen in Ostbrandenburg erkundigen, sagte der Geschäftsführer der Potsdamer Gesellschaft IPG dem Sender. Das zeige die „Anziehungskraft“, die Tesla in der Region ausübe, was der Bürgermeister einer nahen Gemeinde bestätigte: Die Gigafactory ziehe Zulieferer an, und diese wiederum weitere Unternehmen. So entstehe ein „positiver Dominoeffekt für die gesamte Region“. Erste von Tesla ausgelöste Ansiedlungen habe es in seiner etwa 15 Minuten Auto-Fahrt entfernten Gemeinde schon gegeben.
Laut dem IPG-Chef kommen Anfragen derzeit aus der ganzen Welt, nicht alle in Zusammenhang mit Tesla und aus der Auto-Branche. Doch dabei stößt er zunehmend auf ein ähnliches Problem wie das Unternehmen selbst: Die Gewerbe-Flächen in Brandenburg werden so knapp wie bei Tesla die Elektroautos. Zu 93 Prozent sollen sie bereits ausgelastet sein und ganz nah an der Fabrik in Grünheide fast komplett. Also müssten neue Flächen ausgewiesen werden, forderte der Geschäftsführer im RBB, was in mehreren Gemeinden bereits begonnen habe. Die interessierten Unternehmen würden sich wünschen, dass es dabei auch für sie im viel beschworenen Tesla-Tempo vorangeht, aber das hat sich noch nicht verbreitet: „Unter drei Jahren läuft da nichts“, sagte er.