Bei der Frage, wo sie ihre Fabriken ansiedeln, müssen weltweit tätige Konzerne auch geopolitische Faktoren beachten – und die werden zunehmend komplex. So sind Elektroauto-Batterien des chinesischen Weltmarktführers CATL auch in den USA gefragt, aber wegen der Spannungen zwischen den beiden Ländern denkt er jetzt darüber nach, zwei Fabriken stattdessen in Mexiko zu bauen. Tatsächlich ist das Land mit seiner gut 3000 Kilometer langen Grenze zu den USA geografisch gut dafür positioniert und als Mitglied der Freihandelszone Nafta auch politisch nicht schlecht. Und mit einem speziellen Arrangement trägt einer von Mexikos Bundesstaaten bereits dazu bei, dass die Gigafactory von Tesla im benachbarten Texas reibungslos versorgt werden kann.
Eigene Tesla-Spur am Grenzübergang
CATL will nach Berichten von diesem Frühjahr 5 Milliarden Dollar in Batterie-Produktion in Nordamerika investieren – in dieser Woche wurde bekannt, dass einer der großen Abnehmer dafür Ford sein soll. Inzwischen scheint bei dem chinesischen Unternehmen der Entschluss zu reifen, sich dafür in Mexiko statt direkt in den USA anzusiedeln. In Frage kämen zwei mexikanische Bundesstaaten, berichtete Bloomberg. Einer davon ist Chihuahua, wie das daneben gelegene Coahuila an der Grenze zu Texas. Aber Chihuahua habe den Vorteil, zusätzlich Nachbar des US-Bundesstaats New Mexico zu sein. So könne CATL die bremsenden Kontrollen bei der Einreise über Texas vermeiden, die der dortige Gouverneur zur Bekämpfung von illegaler Einwanderung und Drogen-Transporten eingeführt hat.
Wenn CATL in Nordamerika produziert, dürfte wie in China auch Tesla zu den Abnehmern zählen. Batterien für die Gigafactory in Texas könnten dann aus oder über Chihuahua in die USA kommen. Aber ein weiterer mexikanischer Bundesstaat an der südlichen US-Grenze hat für ihre Belieferung schon eine Art Express-Zugang direkt nach Texas geschaffen: An einem der Übergänge von Nuevo Leon aus gibt es eine eigene Tesla-Spur.
Davon berichtete in dieser Woche erneut Bloomberg, und bekam von der für die Förderung der Grenzregion zuständigen Behörde auch ein Foto (s. oben) zur Verfügung gestellt. Darauf sind sechs getrennte Spuren für den Übertritt in die USA zu sehen. Fünf der Spuren sind mit großen grünen Schildern nur für bestimmte Fahrzeuge zugelassen. Und auf einem davon steht, sogar in den typischen Logo-Buchstaben des Unternehmens, Tesla.
Elektroauto-Chancen für Mexiko
Der Wirtschaftsminister des Bundesstaats Nuevo Leon bestätigte Bloomberg, dass es die spezielle Tesla-Spur gibt. Sie sei als Anreiz gedacht gewesen und auch für andere Unternehmen denkbar. Viel mehr konnte er dazu aber nicht sagen, weil andere die Vereinbarung geschlossen hätten. Offen blieb deshalb auch, wie das Privileg vor Ort gehandhabt wird. Die zwei großen SUVs, die auf dem Foto auf der deutlich gekennzeichneten Spur stehen, wurden gewiss nicht von Tesla hergestellt, und sie sehen auch nicht unbedingt nach Liefer-Fahrzeugen für die Gigafactory aus.
Sagen konnte der Wirtschaftsminister, dass der Übergang in die USA von sechs auf acht Spuren ausgebaut wird. Dabei soll er noch zu den weniger beliebten an der 10 Meilen langen Grenze zu Texas zählen. Laut dem Minister produzieren in seinem Bundesstaat mindestens sechs Zulieferer Teile für Tesla, darunter auch ZF Friedrichshafen aus Deutschland. Im Jahr 2020 habe es in Nuevo Leon noch keinerlei Unternehmen aus dem Elektroauto-Bereich gegeben, jetzt werde es ein Zentrum dafür. Die spezielle Spur für Tesla-Belieferungen dürfte dabei geholfen haben – obwohl eine beschleunigte Ausreise aus Mexiko natürlich noch keine reibungslose Einreise in die USA garantiert.