Bild: Tesla
Hat Tesla im vierten Quartal 2019 einen Einbruch beim Absatz seiner Elektroautos in Kalifornien erlitten, also mitten in dem US-Bundesstaat, in dem das Unternehmen gegründet wurde, seinen Sitz hat und zuvor auf Platz 3 aller Auto-Verkäufe stand? Diese Meldung machte ab Donnerstag dieser Woche die Runde, beruht aber allem Anschein nach auf einer Fehlinterpretation und ist im Ergebnis schlicht falsch.
„Neue Tesla-Registrierungen in Kalifornien im vierten Quartal nahezu halbiert“, meldete die Nachrichtenagentur Reuters zunächst auf Englisch unter Berufung auf Daten von Dominion Cross-Sell, einen Info-Dienstleister für den Automarkt in den USA. Diese Überschrift war nicht unkorrekt, aber im Text dazu ging eine wichtige Unterscheidung verloren, auf die erst später ein Twitter-Nutzer hinwies: „Registrierungen“ in Kalifornien sind nicht als Neuzulassungen zu verstehen. Allerdings hätte Tesla durchaus Gelegenheit gehabt, das richtigzustellen, ließ laut Reuters aber eine Anfrage unbeantwortet.
Die Registrierung von neu gekauften Autos erfolge in dem Bundesland erst zwei bis vier Wochen nach der Zulassung, erklärte anstelle von Tesla dann @AlterViggo auf Twitter. Und gerade in den letzten Dezember-Tagen hatte Tesla in Kalifornien noch reichlich Elektroautos verkauft. Allein an Silvester wollten am Standort Fremont laut Beobachtern mehrere hundert Besteller ihren neuen Tesla abholen – die Wartenden wurden von CEO Elon Musk persönlich bei Laune gehalten.
https://twitter.com/AlterViggo/status/1217853185781530628
Doch bis zu der Klarstellung auf Twitter hatte sich die Meldung längst verbreitet. Mehrere US-Medien übernahmen sie direkt von Reuters, samt der Einschätzung eines Vice-President bei Cross-Sell, Tesla habe in den gesamten USA den „Höhepunkt seiner Performance“ hinter sich. Von anderen Medien wurde die Meldung in eigene Artikel eingearbeitet – und der Blog Electrek zum Beispiel machte aus den Registrierungen „Verkäufe“. Auch caradvice.com meldete, die Tesla-„Verkäufe“ seien im Schlussquartal 2019 um 46,5 Prozent gesunken.
Ähnlich in Deutschland. In den deutschsprachigen Dienst von Reuters wurde die Tesla-Meldung offenbar nicht übernommen, aber viele Publikationen bedienten sich am US-Original und vor allem den Abwandlungen dazu. Als erste Ergebnisse zu der Anfrage „Tesla Kalifornien“ lieferte Google News am Freitag fünf ziemlich gleich lautende Überschriften von „Tesla-Absatz in Kalifornien bricht um fast die Hälfte ein“ bis „Tesla: Neuzulassungen in Kalifornien deutlich gesunken“. Das Wort „Registrierungen“ kam nur in einer der Meldungen dahinter überhaupt noch vor.