Bild: AI Addict
Seit Beginn des Beta-Tests mit der als FSD bezeichneten Autopilot-Software im Herbst 2020 habe es noch keinen einzigen Unfall damit gegeben, erklärte Tesla-CEO Elon Musk knapp ein Jahr später, und in diesem Januar bestätigte er auf Nachfrage, dass dem immer noch so sei. Das scheint aber Definitionssache zu sein, denn zwischendurch wurden mindestens zwei Unfälle gemeldet, bei denen die Tesla-Software für zukünftig autonomes Fahren nach Schilderungen der Betroffenen eine Rolle spielte. Am Wochenende wurde zudem ein weiterer Fall dieser Art bekannt, dieses Mal gut auf Video dokumentiert.
„Stress-Test“ für neueste FSD-Software
FSD 10.10 ist die neueste Version der Beta-Software und soll die rollenden Stopps an Stopp-Schildern beenden, die vergangene Woche zu einem Rückruf von 53.822 Tesla-Elektroautos führten, also wohl allen an dem Test beteiligten. Zu den Testern zählt schon länger ein Mann aus Oakland, der seinen YouTube-Kanal AI Addict genannt hat und sogar bei Tesla arbeiten sollte. Dabei versucht er allem Anschein nach nicht, die Software besser aussehen zu lassen, sondern spricht Schwächen offen an und zeigt sie auch.
So ist es auch in dem neuen Video, das AI Addict am zurückliegenden Wochenende veröffentlichte – das verrät schon der Titel „Tesla FSD-Beta rammt Objekt“. Der Beitrag ist wie bei vielen Beta-Testern mit einer fest montierten Kamera im Innenraum gefilmt, die sowohl die Straße als auch den Bildschirm im Tesla im Blick hat. Zu hören sind dabei die Stimmen von zwei Personen, von denen die eine erklärt, geplant sei ein „Stress-Test“ für die neueste Tesla-Software in der Innenstadt von San Jose.
Auf dem Weg dorthin tastet sich der Tesla an einer Kreuzung einmal sogar nach vorn, um dann leicht zurückzurollen, als ein Fahrzeug mit Vorfahrt kommt. Auch das erste Abbiegen nach links von einer mehrspurigen Straße fängt gut an. Das Autopilot-System wechselt rechtzeitig auf die Spur dafür und biegt korrekt ab – will sich auf der neuen Straße allerdings auf der Gegenfahrbahn einordnen. Danach ignoriert die FSD-Software beim Abbiegen nach rechts eine rote Ampel – Tesla habe den rollenden Stopp an Stopp-Schildern wohl beendet, dafür aber an Ampeln eingeführt, scherzen die Insassen.
Nach Tesla-Zählung vielleicht kein Unfall
Schon in der nächsten Szene kommt es dann zu dem im Titel angekündigten Unfall. Der rechte Rand einer zweispurigen Straße ist von niedrigen Pfählen mit grün-weißer Bemalung gesäumt, die eine Fahrrad-Spur absichern. Von dieser breiten Straße biegt AI Addict rechts ab, und hinter der Kreuzung setzt sich die Pfahl-Reihe nach einer kurzen Unterbrechung fort. Das Tesla-System will offenbar trotzdem ganz am rechten Rand der neuen Straße fahren und zieht in diese Richtung, in der aber einer der Pfähle im Weg steht. „Scheiße, wir sind dagegen gefahren“, ruft einer der Männer im Tesla. Eine Kontrolle der Front zeigt, dass die Kollision einige Kratzer hinterlassen hat.
Rechtlich gesehen trägt daran der Fahrer selbst die Schuld, denn der Tesla-Autopilot ist auch in der Beta-Version nur ein Assistenzsystem. Passieren sollte so etwas auf dem Weg zum autonomen Fahren natürlich nach Möglichkeit trotzdem nicht. Dennoch könnte Tesla-Chef Musk bei der nächsten Gelegenheit erneut sagen, dass FSD bislang unfallfrei unterwegs ist: Laut dem Kleingedruckten zum Safety Report von Tesla mit Daten zum regulären Autopilot-System zählt ein Ereignis nur als Unfall, wenn ein Airbag oder anderes Rückhaltesystem aktiv wurde.