Bild: Tesla (Ex-Finanzvorstand Kirkhorn bei Anleger-Tag im März 2023)
In dem Dokument kommt viele Male das englische Wort „confidential“ (vertraulich) vor, unter anderem in dem Zusammenhang, dass der Unterzeichner Ansprüche verliert, wenn er Informationen darüber weitergibt – aber zusammen mit dem detaillierten Bericht von Tesla zum dritten Quartal 2023 wurde es am Montag trotzdem fast vollständig veröffentlicht. Darin geht es um den Rücktritt des Tesla-Finanzvorstands Zachary Kirkhorn, den das Unternehmen im August überraschend bekannt gegeben hatte. Nach Einschätzung eines bekannten Anlegers spricht die Vereinbarung dafür, dass Kirkhorn nicht freiwillig gegangen ist.
Kirkhorn bestätigte nur Tesla-Mitteilung
An der Telefon-Konferenz nach den Q3-Geschäftszahlen vergangene Woche nahm erstmals Vaibhav Taneja teil, den Tesla laut einer Mitteilung zuvor zum neuen Finanzvorstand berufen hatte. Der Vorgänger sei mit Wirkung vom 4. August von dieser Position zurückgetreten, hieß es darin mit einem Dank für seine bedeutenden Beiträge, aber ohne Erklärung. Kirkhorn griff die Tesla-Mitteilung auf LinkedIn auf, CEO Elon Musk dankte auf X ebenfalls und schrieb, der Ex-CFO wolle zunächst mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen.
Manchen Beobachtern fiel schon damals auf, dass Kirkhorn streng genommen nicht seinen Rücktritt bestätigte oder verkündete, sondern nur, dass Tesla diesen Schritt bekannt gegeben habe. Damit blieb die Möglichkeit offen, dass er in Wirklichkeit gegen seinen Willen vom Posten des Tesla-Finanzchefs (und Master of Coin) entfernt wurde, den er seit rund viereinhalb Jahren besetzte. Und das jetzt veröffentlichte Dokument zur Trennung von Kirkhorn lässt das sogar wahrscheinlich aussehen.
One nugget from the $TSLA 10-Q filed yesterday was the severance agreement between $TSLA and Zach Kirkhorn dated Aug 4, 2023 (“the separation date”). The formal disclosure and wording of the severance agreement, which contains severance benefits (largely continuation of salary…
— Gary Black (@garyblack00) October 24, 2023
Darauf aufmerksam wurde am Dienstag zuerst der Fondsmanager Gary Black, der seit langem in Tesla investiert. Es gebe eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Kirkhorn nicht zurückgetreten sei, sondern gekündigt wurde, schrieb er nach der Veröffentlichung. Dafür sprächen die Formulierungen in der Vereinbarung mit Tesla, die Leistungen wie die Fortzahlung des Gehalts und anhaltende Gültigkeit von Aktien-Optionen vorsehen. Voraussetzung dafür ist, dass der Ex-Finanzchef über diese Regelung schweigt und ansonsten auf jegliche möglichen Ansprüche gegen Tesla verzichtet.
Preis-Streit mit CEO Musk als Auslöser?
An die Vertraulichkeitsklauseln hat sich Kirkhorn offenbar gehalten, was aber die Veröffentlichung des Dokuments mit nur wenigen Auslassungen (wie seinem letztlichen Austrittsdatum, bis zu dem er weiter bezahlt wird und weitere Sperrfristen für Aktien-Optionen enden können) nicht verhindert hat. Als mögliche Erklärung für den möglicherweise nicht freiwilligen Rücktritt brachte der Fondsmanager Black Uneinigkeit über die Preisstrategie von Tesla mit mehrfachen Senkungen ins Spiel, die er selbst häufig kritisiert. Bei CEO Musk seien aber auch jegliche anderen Gründe denkbar.