Bild: teslamag.de (Symbolfoto)
Noch weiß wohl niemand außerhalb von Tesla, wie die von CEO Elon Musk vergangene Woche angekündigte Öffnung des Supercharger-Netzes für andere Elektroautos konkret aussehen soll, aber es wird weiter intensiv darüber spekuliert. Aus der Sicht von Kunden geht es dabei vor allem darum, ob und wie Tesla ihre Lade-Privilegierung erhalten wird. Börsen-Beobachter dagegen interessieren sich eher für das geschäftliche Potenzial – und laut Goldman Sachs könnte die Supercharger-Öffnung weitere Milliarden-Einnahmen für Tesla bedeuten.
Tesla dominiert schnelles US-Laden
Grundsätzlich geht es der großen Investmentbank dabei nicht anders als alle anderen: Sie weiß weder viel über die aktuellen Kosten des Supercharger-Netzes noch über die konkreten Pläne dafür. CEO Musk hatte nur allgemein angekündigt, die schnellen Tesla-Stationen in diesem Jahr für andere Elektroautos zu öffnen. Mit der Zeit werde das in allen Ländern der Fall sein, ergänzte er lediglich.
Bekannt ist laut der Studie von Goldman Sachs, die bei dem Finanz-Portal Street Guru veröffentlicht wurde, dass Tesla in den USA aktuell die mit Abstand größte Zahl an Gleichstrom-Ladesäulen betreibt: etwa 56 Prozent aller vorhandenen vor dem Volkswagen-Netz Electrify America mit 15 Prozent. Bislang sei das Ziel damit lediglich gewesen, die eigenen Kosten dafür wieder hereinzuspielen. Tatsächlich geht die Bank davon aus, dass Tesla bei den meisten Superchargern derzeit noch draufzahlt oder knapp die Gewinnschwelle erreicht. Abhängig von den Installationskosten und der Zahl der geladenen Elektroautos pro Tag könne es bis zu 33 Jahre dauern, bis sich ein neuer Supercharger rentiert.
Doch die Zeiten ändern sich, und mit einer Supercharger-Öffnung könnte Tesla nicht nur die Verbreitung von Elektroautos allgemein unterstützen, sondern auch viel Geld verdienen. Laut Goldman Sachs würde sich anbieten, von fremden Kunden einen höheren Preis pro Kilowattstunde zu verlangen als von eigenen – wie es sich auch viele Tesla-Fahrer wünschen. Für ihre Studie rechnen die Analysten mit 30 Cent pro Kilowattstunde in den USA. Zur Berechnung konkreter Umsatzpotenziale kommt es dann auf weitere Annahmen an. Die wichtigsten davon betreffen die Zahl der Supercharger und die der Ladevorgänge pro Tag.
Dauerhafter Supercharger-Vorsprung?
Schon beim aktuellen Stand mit gut 25.000 Superchargern weltweit könnte Tesla bei nur fünf Ladungen von 35 Kilowattstunden pro Säule und Tag zum erhöhten Preis knapp 500 Millionen Dollar Umsatz machen, berechnete die Bank auf dieser Grundlage. Zudem wächst das Netz rapide, weshalb Goldman Sachs auch die Einnahmen mit irgendwann einmal 500.000 Superchargern kalkuliert hat. Und hier werden die Zahlen schnell viel größer. Im Extremfall ergeben sich bei 15 geladenen Elektroautos pro Tag 28,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz nur mit dem schnellen Auto-Strom. Im mittleren Szenario mit 100.000 Superchargern und 10 Ladungen pro Tag kommt Goldman Sachs auf 3,8 Milliarden Dollar.
Mit der Freigabe würde Tesla einen Teil seines Wettbewerbsvorteils aufgeben und längere Wartezeiten für die eigenen Kunden riskieren, wiederholt die Bank vielfach geäußerte Bedenken. Sie sieht aber langfristig auch mögliche Vorteile darin: Mehr Einnahmen durch Fremdlader könnten Tesla in die Lage versetzen, die eigene Lade-Infrastruktur noch schneller auszubauen und damit andere Netze weniger attraktiv und lukrativ zu machen.