Bilder: Martin Zink
Auf der IAA Mobility, die seit Anfang dieser Woche in München stattfindet, zeichnete sich unter den traditionellen Herstellern insbesondere Mercedes mit neuen Elektroautos aus. Der Stand auf der Auto-Messe war extrem gut besucht – ein Indiz für hohes Interesse an den teilweise sehr luxuriösen Fahrzeugen.
Mercedes-Konkurrenz für Tesla
Neben der elektrischen G-Klasse EQG und dem schon vorher für China eingeführten EQB für Europa zeigt Mercedes in München auch die Limousine EQE erstmals offen für alle Interessierten. Schon der Name zeigt, dass es als elektrische Variante der E-Klasse zu verstehen ist – Außendienstlers Liebling also. Optisch nimmt der EQE recht deutliche Anleihen beim EQS, dem derzeitigen Top-Modell von Mercedes. Schick ist dieses Fahrzeug ganz eindeutig – und die technischen Daten beweisen den Willen, ganz oben mitzuspielen. Das macht den EQE zum Konkurrenten für das Model S von Tesla. Beide Elektroautos sind fast klassische Limousinen, nur vielleicht ein bisschen zu flach dafür.
Im Inneren des EQE geht es prunkvoll zu. Auch in diesem Mercedes kommt, wie im EQS, optional der sogenannte Hyperscreen zum Einsatz. Dabei gliedern sich die Displays des Fahrzeuges, drei an der Zahl, zu einem geschlossenen wirkenden Monitor, der sich fast über die ganze Autobreite erstreckt. Gigantisch – kostet allerdings im EQS auch fast 9000 Euro Aufpreis.
An Komfort-Funktionen ist im EQE fast alles Erdenkliche möglich. Zum Beispiel gibt es einen Schlaf-Modus für die Ladezeit – für den Fahrer wohlgemerkt. Sitzverstellung und Verdunklung gehören dazu, selbst das Aufwachen wird mit ruhigen Klängen unterstützt. Dazu gesellt sich übrigens eine kleine Massage durch die Sitze. Besser gefiel uns das sehr modern wirkende Navigationssystem. Wir konnten nicht alles testen, stellten aber fest, dass alle Befehle sehr flüssig ausgeführt wurden. Mercedes teilt mit, dass der EQE zudem mit einer „Over-the-Air-Update“-Funktion ausgestattet ist.
Das Platzangebot empfanden wir als ordentlich. Allerdings scheint uns der Kofferraum mit 430 Litern ziemlich klein. Ansonsten ist nach unserer Sitzprobe auf der IAA festzustellen, dass es auf der Rücksitzbank bequem zugeht. Unser Redakteur ist 1,90 Meter groß und fühlte sich nicht beengt.
Reichweite leicht über Model S
Laut Mercedes wird der EQE zu Beginn des Modellzyklus als Hecktriebler angeboten. 215 kW Leistung und ein mit 530 Newtonmetern ziemlich wuchtiges Drehmoment versprechen ordentliche Fahrleistungen. Wir erwarten für die Zukunft noch weitere Varianten, die auch deutlich mehr Leistung zur Verfügung stellen dürften, bis hin zu einem EQE AMG.
90 kWh groß soll die Batterie sein, wodurch sich eine Reichweite (WLTP) von 540 bis 660 Kilometern ergibt. Mit dem oberen Wert würde der Mercedes EQE knapp über dem Model S liegen, für das Tesla maximal 652 WLTP-Kilometer angibt. Geladen wird das neue Mercedes-Elektroauto wahlweise mit 11 kW (Serie) oder 22 kW (wählbare Option) mit Wechselstrom oder mit bis zu 170 kW an Gleichstrom-Säulen. Im Me-Charge-Ladenetzwerk soll es „Plug and Charge“-fähig sein, also ohne Karten- oder App-Aktionen nach dem Einstecken sofort zu laden beginnen.
Mercedes-Elektroauto EQE ab Mitte 2022
Preise für den EQE nannte Mercedes noch nicht. Die E-Klasse kostet als nackter Diesel derzeit mindestens knapp 52.000 Euro. Beim EQS mit mehr als 100.000 Euro Start-Preis orientierte sich das Unternehmen an der S-Klasse. Wenn es beim EQE gleich vorgeht, könnte er also zumindest ohne Extras im Vergleich zum Model S geradezu ein Schnäppchen werden.
Gemunkelt wurde auf der Messe von Preisen ab 70.000 Euro. Auch das würde unter dem Niveau bei Tesla liegen, das für das aufgefrischte Model S fast 100.000 Euro haben möchte. Dessen Auslieferungen in Europa wurden nach Meldungen von Bestellern soeben weiter vom ersten auf das zweite Quartal 2022 verschoben. Mitte kommenden Jahres soll laut Mercedes auch der EQE zu den Kunden kommen.