Bild: Tesla
In den nächsten Tagen erscheint zunächst nur auf Englisch ein neues Buch, das sich intensiv mit der Geschichte von Tesla beschäftigt, geschrieben von Tim Higgins, einem Reporter beim Wall Street Journal. Wie üblich wurden vorher Vorab-Exemplare zur Rezension verteilt, und erste Medien berichteten in dieser Woche darüber. Eine der Anekdoten in dem Buch handelt demnach von einem Telefon-Gespräch zwischen Tesla-Chef Elon Musk und Apple-Chef Tim Cook, das Letzterer auf eine sehr unhöfliche Weise beendet haben soll. Musk bestritt nach vielen Twitter-Berichten darüber, dass es diese Szene überhaupt gegeben hat – aber der Autor besteht darauf.
Musk soll Apple-Chefposten gefordert haben
Abgespielt haben soll sie sich am Telefon im Jahr 2016 vor der Vorstellung des Model 3, berichtete die LA Times aus dem Buch. Tesla sei damals in finanziellen Schwierigkeiten gewesen, aber der Apple-Chef habe eine Idee gehabt. In dem Gespräch soll es um eine Übernahme von Tesla gegangen sein, woran Musk sich interessiert zeigte, aber nur unter einer Bedingung: „Ich bin der CEO“. Cook verstand Tesla-CEO und sah kein Problem darin. Aber Musk wollte ihn als Chef von Apple ablösen, weshalb Cook das Gespräch mit „fuck off“ (ungefähr: verpiss dich) beendet und aufgelegt habe.
Laut der Rezension ist das schon die „pikanteste“ Geschichte in dem Buch, aber laut Musk stimmt sie nicht einmal. „Higgins hat es geschafft, sein Buch sowohl falsch als auch langweilig zu machen“, kommentierte er eine der Twitter-Meldungen über den darin enthaltenen Austausch.
https://twitter.com/elonmusk/status/1421145405530771458
Auf Nachfrage erläuterte der Tesla-Chef mit angeblichen Apple-Ambitionen das näher. Cook und er hätten noch nie miteinander gesprochen oder sich geschrieben, erklärte er. Tatsächlich habe es einen Zeitpunkt gegeben, an dem er bei Apple um ein Treffen mit Cook gebeten habe, um über eine Übernahme von Tesla zu sprechen. Dafür habe er aber keinerlei Bedingungen genannt, und vor allem habe Cook sich geweigert, einen Termin zu vereinbaren. Davon hatte Musk selbst schon Ende 2020 auf Twitter erzählt, mit der zeitlichen Eingrenzung, seinen Versuch „in den dunkelsten Tagen“ mit dem Model 3 gestartet zu haben.
Damit ist zwar nicht bestätigt, dass das Buch langweilig ist, aber zumindest sein Wahrheitsgehalt steht in Frage. Aber der Autor Higgins wollte das nicht so einfach hinnehmen. Musk habe vorab mehrfach Gelegenheit bekommen, sich über die Anekdote zu äußern, schrieb er auf Twitter. In dem Buch stehe, was der Tesla-Chef selbst intern über das Telefonat mit Cook erzählt habe. Das sei in einer Zeit geschehen, als das Unternehmen erneut Probleme hatte, dieses Mal mit dem Model X. Auch Apple habe mehrere Angebote, sich dazu zu äußern, nicht genutzt.
Cook: Nie mit Tesla-Chef gesprochen
Und was stimmt jetzt? Musk führte als weiteren Gegenbeweis eine Aussage vom Apple-Chef an. Wie er selbst habe auch Cook öffentlich erklärt, noch nie auf irgendeine Weise mit ihm kommuniziert zu haben, schrieb er. Damit dürfte Musk auf ein Interview von diesem April anspielen, in dem Cook sagte, er habe mit dem Tesla-Chef noch nie „gesprochen“. Das schließt zwar Kommunikation per Brief oder E-Mail nicht aus, aber zumindest ein Telefonat.
Theoretisch bliebe damit noch die Möglichkeit, dass Mitarbeitende oder ihr Umfeld Higgins die Telefon-Anekdote tatsächlich erzählt haben, obwohl sie nicht stimmt. Nach eigenen Angaben hat der Autor mehrfach erfolglos versucht, ihren Wahrheitsgehalt bei Tesla und Apple zu überprüfen. Eine bekannte Musk-Followerin aus Deutschland warf ihm trotzdem vor, kein Fact-Checking betrieben zu haben und mit erfundenen Geschichten die Verkäufe seines Buchs ankurbeln zu wollen. Der Tesla-Chef stimmte ihr zu – aber dieser Teil seiner Wahrheit scheint selbst nicht unbedingt der Realität zu entsprechen.