Wie heikel die Lage bei Tesla während des schwierigen Produktionshochlaufs für das Model 3 wirklich war, konnte man vielleicht an der Dünnhäutigkeit von CEO Elon Musk erkennen. Mehrmals fing er zum Beispiel Streitereien auf Twitter an oder stieß in einer Telefon-Konferenz Analysten vor den Kopf. Vor kurzem hat Musk eingeräumt, dass Tesla von Mitte 2017 bis 2019 quasi in der Dauerkrise steckte und teils nur einen Monat von einer Insolvenz entfernt war. Und jetzt berichtete er ein pikantes Detail aus dieser Zeit: Er habe mit Apple über eine Übernahme von Tesla sprechen wollen, ließ Musk auf Twitter wissen.
Tesla-Chef plaudert über Krisenzeit
Zunächst äußerte sich der Tesla-Chef am Dienstag über neue Meldungen über angebliche Elektroauto-Pläne von Apple bis 2024. „Merkwürdig“ seien die Berichte, schrieb er. Denn die darin als „Durchbruch“ erwähnten LFP-Zellen würden von Tesla schon eingesetzt, und eine „Monozelle“, wie Apple sie planen solle, sei physikalisch unmöglich.
Wenige Minuten später aber plauderte Musk plötzlich ohne erkennbaren sonstigen Anlass aus dem Nähkästchen. „In der dunkelsten Zeit des Model-3-Programms“, so schrieb er, habe er den Apple-Chef Tim Cook kontaktiert, um mit ihm über die Möglichkeit einer Übernahme von Tesla zu sprechen.
During the darkest days of the Model 3 program, I reached out to Tim Cook to discuss the possibility of Apple acquiring Tesla (for 1/10 of our current value). He refused to take the meeting.
— Elon Musk (@elonmusk) December 22, 2020
Das ist eine interessante Neuigkeit – und verdeutlicht weiter, in welcher schwierigen Lage Tesla von 2017 bis 2019 gesteckt haben muss. Musk schrieb jetzt von einer angestrebten Übernahme durch Apple, nicht nur von einer Beteiligung. Also scheint er bereit gewesen zu sein, die Kontrolle über Tesla abzugeben. Der CEO besitzt zwar nicht die Mehrheit der Tesla-Aktien, aber für grundlegende Entscheidungen ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit vorgeschrieben, die er zusammen mit Vertrauten nahezu kontrolliert.
Keine Tesla-Übernahme gegen den Willen von Musk also – das musste laut einem aktuellen Bericht schon 2013 der Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piech feststellen, der nach einer Probefahrt in einem Model S eine Transaktion anbahnen wollte. Und auch Apple soll im selben Jahr eine Tesla-Übernahme angeboten haben, wurde im Mai 2019 bekannt, offensichtlich ohne Erfolg.
Apple-Chef wollte Musk nicht treffen
Zu einem nicht genannten Zeitpunkt wohl im Jahr 2018 aber wäre Musk zum Verkauf bereit gewesen, wie er jetzt auf Twitter erkennen ließ. Tesla sei damals für etwa ein Zehntel des heutigen Wertes zu haben gewesen, erinnerte er. Aber in diesem Fall soll andersherum Apple kein Interesse gezeigt haben: Tim Cook, schon seit 2011 CEO von Apple, habe sich einem Treffen verweigert, schrieb der Tesla-Chef.
Inzwischen ist Tesla weit entfernt von solchen tiefen Krisenzeiten und hat nach der dritten Kapitalerhöhung in diesem Jahr rund 20 Milliarden Dollar an Bar-Reserven. Die meisten Musk-Follower auf Twitter zeigten sich nach der Rückblende erfreut, dass aus der Verbindung nichts wurde. Dabei hätte die Elektroauto-Geschichte mit ihr eine interessante Wende nehmen können – und Apple mit Musk vielleicht einen neuen Steve Jobs oder mehr bekommen.