Bilder: Tesla (Chinesische Gigafactory in diesem Januar)
Die Gigafactory von Tesla in China werde von den anderen wohl lange nicht zu erreichen sein, lobte CEO Elon Musk vor kurzem, und tatsächlich soll ihre Kapazität durch Umbauten im Juli und Anfang August weiter auf gut 1,1 Millionen Elektroautos pro Jahr gesteigert worden sein. Allerdings drohen der Tesla-Fabrik nach dem mehrwöchigen Corona-Lockdown ab Ende März auch schon wieder neue Probleme: In der chinesischen Provinz Sichuan mit vielen Zulieferern ist der Strom knapp, und eine Zwangspause für sie wurde jetzt zunächst bis Ende der Woche verlängert.
Shanghai für Tesla- und SAIC-Ausnahme
Vergangene Woche wurde ein Schreiben der Stadt-Regierung von Shanghai an die Behörden in Sichuan bekannt, in der sie für 16 wichtige Zulieferer in der Provinz um Ausnahmen von Unterbrechungen bat. Tesla und das chinesische Unternehmen SAIC hätten darauf hingewiesen, dass ansonsten wichtige Teile ihrer Lieferketten gefährdet seien; beide haben Fabriken in der Stadt. Dem schloss sich allerdings eine Protest-Welle im Internet an, und Shanghai stellte klar, dass vor den wichtigen Zulieferern die Bevölkerung mit Strom versorgt werden solle.
Und so, also nicht im Sinn von Tesla und SAIC, haben die Behörden in Sichuan jetzt offenbar auch entschieden. Am Samstag veröffentlichte ein lokaler Beobachter auf Twitter eine neue Verfügung des Wirtschaftsministeriums, in der die Strom-Rationierung bis zunächst Ende dieser Woche verlängert wird. Außerdem werde sie auf alle Industrie-Kunden ausgeweitet – einschließlich 20 Unternehmen, die als besonders wichtig auf einer Weißen Liste standen.
⚡Sichuan Economic and Information Department and State Grid Sichuan Electric Power Co say in an emergency notice that all industrial power users have to halt production for 5 more days to ensure residential power use.#Tesla $TSLA $NIO #Sichuan #China #EVs
— CN Wire (@Sino_Market) August 20, 2022
Um welche es sich dabei handelt, ist nicht klar, aber beispielsweise der Batterie-Weltmarktführer CATL hat die Produktion in Sichuan nach Berichten vergangene Woche bereits unterbrochen. Mit der neuen Verfügung dürfte seine Arbeit in der Provinz ebenso wie die anderer Tesla-Zulieferer mindestens bis Freitag weiter ruhen. Das Strom-Problem dort liegt an einer historischen Dürre: Als im vergangenen Jahr Kohle-Mangel viele Industrie-Betriebe lahmlegte, konnte in Sichuan dank eines Wasserkraft-Anteils von rund 80 Prozent weiter produziert werden, aber jetzt ist es für genügend Strom-Erzeugung zu trocken.
Industrie reagiert auf China-Lockdowns
Nach mehreren Lockdowns in ganz China oder Teilen des Landes seit März 2020 gehen Beobachter davon aus, dass Unternehmen wie Tesla und ihre Partner Puffer gebildet haben. Aber auch die sind endlich, und ein Mitarbeiter des Zulieferers ZF TRW sagte der staatlichen Publikation SCMP konkret mit Blick auf Tesla und SAIC, die Strom-Lücke in Sichuan werde verhindern, dass sie ihre volle Kapazität in Shanghai nutzen können. Der Leiter einer Auto-Beratungsfirma erklärte allerdings, die Auswirkungen würden begrenzt sein, wenn die Sperren nicht zu lange anhalten. Bis mindestens Mittwoch soll es in Sichuan trocken bleiben.