Bild: Pat Larson
„Wir arbeiten wirklich an einem Lader, der wie eine Schlange aus festem Metall automatisch aus der Wand herauskommt und sich verbindet. Echt“, schrieb CEO Elon Musk Ende 2014, und gut ein halbes Jahr später zeigte Tesla einen Prototypen, der dieser Beschreibung nahekam. Zwar war sie nicht in der Wand versteckt, sondern stand gut sichtbar auf einem Kasten im Raum. Aber tatsächlich schlängelte sich eine metallene Glieder-Struktur mit Tesla-Stecker am Ende aus einer aufgerichteten Position recht rasch in die hinter der geöffneten Klappe wartende Ladebuchse eines Model S, das dann zu laden begann. Und ungefähr das Gleiche hat jetzt ein Tesla-Besitzer bei sich in der Garage realisiert.
Model 3 automatisch laden mit KI-Hilfe
Zu seinem Hintergrund ist bei YouTube nichts zu erfahren, aber in einer Reddit-Diskussion zu seiner Automatik-Lösung verriet Pat Larson, warum es dazu gekommen ist – und wie lang er dafür gebraucht hat. Bestimmt habe er das Kabel häufig per Hand zuhause in seinen Tesla gesteckt und dabei immer gedacht, das müsste sich doch recht schnell automatisieren lassen, vermutete ein Mitglied. Genau so war es, bestätigte Larson, aber statt einem Monat habe die Arbeit daran letztlich sechs Monate gedauert.
Denn das Prinzip ist relativ einfach, erfordert aber einigen mechanischen sowie logischen Aufwand. Wenn der zu ladende Tesla nicht immer an der exakt selben Stelle steht, muss der roboterisierte Stecker seine Position selbst verändern können. Das hat der Tesla-Besitzer auf der Hardware-Seite mit Linearantrieben über dünne Arme nach links und rechts plus einen Servo-Motor zum Drehen umgesetzt. Zum Erkennen erst des Reflektors auf der Ladeklappe des Model 3 und dann des Tesla-Logos und der Buchse dahinter auf Bildern einer Kamera dient nach Larsons Erklärung ein Maschinenlern-Modell auf der freien Google-Plattform TensorFlow. Verarbeitet werden die Daten mit einem einfachen Raspberry-Computer.
Bei einer Vorführung zeigt der dafür angeschlossene Bildschirm zunächst, wie das Modell startet und rechnet. Jeder Durchlauf auf dem Mini-Computer dauert mehrere Sekunden, erklärt der KI-Bastler. Nach einer zweiten Erkennung fährt der Doppelarm den noch weggedrehten Stecker zunächst näher an den gesuchten Reflektor. Über die Tesla-API klappt der nach oben und gibt den Lade-Anschluss des Model 3 frei. Jetzt sucht das System das Tesla-Logo daneben und die Buchse selbst und kommt ihr mit bereits zu ihr ausgerichtetem Stecker vorsichtig noch näher. Noch etwas korrigieren nach links und dann rechts, und nach einer weiteren Ziel-Pause bewegt sich das Stecker-Konstrukt sirrend nach vorn. Der Kontakt zur Buchse wird hergestellt, das Laden kann beginnen.
Tesla-Chef bekräftigt eigene Lade-Schlange
Der ganze Vorgang dauert mehrere Minuten, aber in der heimischen Garage spielt das kaum eine Rolle, weil dem eigenen Elektroauto dort meist viel Zeit für solche Sachen bleibt. Wichtiger ist deshalb, dass das selbst erdachte und umgesetzte System mit einfachen Komponenten funktioniert – schwierige Software dafür müsste ja nur einmal geschrieben werden.
Und tatsächlich sollen solche Roboter-Lader nach einer langen Pause auch bei Tesla selbst wieder eine Zukunft haben. In Zusammenhang mit dem Start des Beta-Tests für die neue Autopilot-Software namens FSD im vergangenen Oktober wurde CEO Musk gefragt, ob es damit theoretisch möglich wäre, einen Tesla über US-Bundesstaaten hinweg ohne Personen darin fahren zu lassen. Ja, dafür müsse Tesla nur die Metall-Schlange als Auto-Koppler realisieren, antwortete er darauf, erinnerte also an das Gebilde von Mitte 2015. Noch einmal explizit danach gefragt, ob es so etwas jemals geben werde, antwortete der Tesla-Chef mit einem knappen, aber klaren Ja.