Teslas KI-Chef Andrej Karpathy konnte es erkennbar kaum erwarten, aber höflich verwies er auf den späteren Auftritt von CEO Elon Musk bei der anstehenden Telefon-Konferenz zu den Quartalszahlen: Wie denn die von Musk für den Vortrag angekündigte erste Verteilung der neuesten Version der Autopilot-Software laufe, wollte ein Twitter-Nutzer von Karpathy wissen. Dazu werde der CEO wohl etwas sagen, antwortete der Gefragte. Er selbst freue sich aber sehr darauf, viele Monate harte Arbeit endlich in die Praxis kommen zu sehen, ergänzte er. Und tatsächlich brachten die Quartalszahlen dann Neues zum Autopilot-Rewrite, das der Tesla-Chef als ein 4D-System bezeichnet.
Tesla-Autopilot in 4 Dimensionen
„Unser Autopilot-Team hat sich auf ein grundlegendes Rewrite der Architektur unserer neuronalen Netze und Steuer-Algorithmen konzentriert. Dieses Rewrite wird die Veröffentlichung der restlichen Fahr-Funktionen ermöglichen“, schreibt Tesla in seinem Bericht zum dritten Quartal. Im Oktober habe eine begrenzte Zahl von Tesla-Fahrern das erste Update für die neue FSD-Version erhalten.
FSD steht für Full Self-Driving, also autonomes Fahren. Diese Option ist bei den Elektroautos von Tesla beim Kauf anwählbar oder nachträglich bestellbar, für echte Autonomie fehlen ihr aber sowohl noch einige Teil-Funktionen als auch die behördliche Zulassung. Technisch sollte FSD schon Ende vergangenen Jahres fertig sein, was Musk dann aber nach und nach auf Ende 2020 verschob, weil das Rewrite erforderlich wurde. Statt in 2,5 Dimensionen werde es in 4 Dimensionen arbeiten, also das Auto im dreidimensionalen Raum abbilden und zusätzlich den Zeitverlauf berücksichtigen, erklärte er.
I expect Elon will cover it during the call shortly 🙂 Definitely very excited to have so many months of hard work finally land in production builds!
— Andrej Karpathy (@karpathy) October 21, 2020
Tatsächlich erwähnte Musk auch bei der Telefon-Konferenz den Start des Beta-Tests mit dem FSD-Rewrite. An diesem Wochenende oder Anfang nächster Woche solle er erweitert werden, und bis Ende des Jahres könne es „hoffentlich“ eine breite Veröffentlichung geben, sagte er. Wie eine Suchmaschine werde der Autopilot durch die Nutzung in der Praxis immer besser werden, weil die rund eine Million Elektroautos von Tesla auf den Straßen Daten zu Rand-Fällen liefern, die man im Labor nicht vorwegnehmen könne.
Erste Fahrer melden neue Software
Im Quartalsbericht veröffentlichte Tesla zudem eine Visualisierung von dem Bild, das der Autopilot jetzt von seinem Umfeld erzeugt. Wie Karpathy und Musk vorher erklärt hatten, generiert das System aus den Kamera-Bildern und anderen Sensor-Daten des jeweiligen Tesla einen dreidimensionalen Vogel-Blick auf die aktuelle Situation und berechnet zusätzlich die erwartete Bewegung von erkannten Objekten. Auf diese Weise könne der Autopilot zum Beispiel eine völlig unbekannte Kreuzung anfahren und sich ein korrektes Bild mit allen Fahrspuren, Begrenzungen und anderen Verkehrsteilnehmern machen, erklärte Tesla zu der Visualisierung.
https://twitter.com/brandonee916/status/1319148921189326848
Und nachdem am Dienstag als dem Tag, an dem laut Musk die Verteilung der frühen Beta-Version für FSD an erste Tesla-Fahrer beginnen sollte, noch keine Berichte darüber zu finden waren, meldeten am späten Mittwoch mehrere Besitzer, sie bekommen zu haben. In ersten Reaktionen zeigten sie sich beeindruckt. In den Software-Hinweisen fordert Tesla aber deutlicher als bislang dazu auf, das System nicht zu überschätzen und jederzeit bereit zu sein, die Kontrolle über das Elektroauto selbst zu übernehmen.