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Mit Sicherheit gab es schon bessere Zeiten als heute für den Versuch, mit fallenden Kursen der Tesla-Aktie Geld zu verdienen – etwa 2018, als das Unternehmen nach späteren Aussagen von CEO Elon Musk nur Wochen von einer Zahlungsunfähigkeit entfernt war. Seit dem dritten Quartal 2019 aber meldet Tesla kontinuierlich Gewinne, der Aktien-Kurs hat sich nach einem kurzen Corona-Einbruch vervielfacht, und Tesla steht vor der Aufnahme in den weltweit wichtigsten Aktien-Index S&P 500. Trotzdem wetten Leerverkäufer aktuell sogar mit einem Rekord-Volumen dagegen, und das, obwohl sie eigentlich schon lange Positionen abbauen.
Tesla nah an Negativ-Rekord
Der Grund für das steigende Volumen bei abnehmender Zahl von leerverkauften Aktien ist einfach: Der Tesla-Kurs steigt schneller, als die Negativ-Spekulanten ihre Short-Positionen schließen, indem sie zuvor zwecks Verkauf geliehene Papiere am Markt kaufen, um sie ihren Besitzern zurückzugeben. Allein seit Anfang Juni hat die Tesla-Aktie rund 50 Prozent auf zuletzt mehr als 1500 Dollar zugelegt. In dieser Zeit sank die Zahl der leerverkauften Aktien zwar um etwa 10 Prozent. Aber der Tesla-Kurs stieg so sehr, dass sich das Gesamtrisiko der Short-Spekulanten trotzdem rapide 20 Milliarden Dollar näherte.
Das geht aus Zahlen der Analyse-Firma S3 Partners hervor, die jetzt auf Twitter veröffentlicht wurden. Damit kommt Tesla parallel zu den mehrfachen Höchstständen beim eigenen Börsenwert auch einer Art Negativ-Rekord immer näher: Noch nie zuvor lag der Wert aller leerverkauften Aktien eines Unternehmens laut S3 bei mehr als 20 Milliarden Dollar. Bei Tesla betrugen die Short-Positionen schon am Donnerstag 19,9 Milliarden Dollar, berichtet Bloomberg dazu. Und das war vor einem weiteren Anstieg der Aktie um weitere 10 Prozent am Freitag, sodass die 20 Milliarden Dollar schon überschritten sein dürften.
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Damit ist inzwischen allein das Short-Volumen bei Tesla wohl höher als die Marktkapitalisierung zum Beispiel des konventionellen Konkurrenten Fiat-Chrysler, ist dem Finanz-Kolumnisten Matt Levine dazu aufgefallen. Er spricht in diesem Zusammenhang von „Anti-Tesla“ als dem größten Pool von Aktien, der je durch Verkäufe geliehener Papiere durch Short-Spekulanten entstanden sei. Gleichzeitig liegt der positive Börsenwert von Tesla inzwischen bei rund 286 Milliarden Dollar, weit über dem aller anderen Auto-Hersteller wie Toyota sowie auch der meisten anderen Unternehmen weltweit.
Darüber könne man sich leicht lustig machen, schreibt Levine zu dieser Beobachtung weiter – trotz aller Erfolge sei Tesla ja immer noch ein junges Nischen-Unternehmen, das noch nicht viel Gewinn geliefert habe. Aber selbst derlei Spott habe inzwischen an der Börse eben einen höheren Wert als manche echten Auto-Unternehmen. „Finanzmärkte sind seltsam“, schließt der Kolumnist.