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Lukrative Ladestellen: BP sieht höhere Marge für Elektroauto-Strom als für Treibstoff nahen

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Bild: BP (Symbolfoto)

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Zwischendurch wollte der britische Öl-Konzern, der heute nur noch abgekürzt BP heißt, seinen Namen als „beyond petroleum“ verstanden wissen, doch davon nahm er in finanzieller Not nach der Katastrophe mit seiner Ölbohr-Plattform Deepwater Horizon im Jahr 2010 unauffällig Abstand. 2020 aber folgten neue Klima-Festlegungen von BP, die zwar nicht mit einer Neuinterpretation des Namens einhergingen, aber überraschend konkret waren. So nahm sich das Unternehmen vor, die Zahl seiner Elektroauto-Ladepunkte bis 2030 auf 70.000 fast zu verzehnfachen. Und wie es dazu jetzt wissen ließ, lässt sich auch damit statt mit Benzin und Diesel gutes Geld verdienen.

Tesla-Infrastruktur bekommt Gesellschaft

Selbst bei Tesla schien die Ladeinfrastruktur, hier in Form der bislang proprietären Supercharger, lange eher ein notwendiges Übel zu sein als ein interessantes Geschäft. Nur wo es hinreichend nahe Supercharger und Service-Center gebe, würden auch die eigenen Elektroautos gekauft, sagte CEO Elon Musk zum Beispiel bei der Hauptversammlung 2019. Die im Vergleich zu anderen Anbietern niedrigen Preise weckten zudem den Verdacht, Tesla subventioniere damit den Auto-Absatz. Im Verlauf von 2021 allerdings stiegen die Tesla-Preise für Supercharger-Strom in Europa deutlich, und in den Niederlanden begann ein Test zur Öffnung für beliebige Elektroautos.

Mit dem zunehmenden Interesse an Strom-Versorgung auch für fremde Marken ist Tesla in wachsender Gesellschaft. Das von der deutschen Herstellern gegründete Joint-Venture Ionity zum Beispiel wirkte anfangs mit den weitaus höchsten Preisen wie ein Störmanöver gegen Elektroautos. 2021 aber führte es zumindest für Vielfahrer günstige Abos ein und sicherte sich Blackrock als neuen Investor sowie zusätzliche 700 Millionen Euro für einen beschleunigten Ausbau. Der Energie-Versorger EnBW setzte unterdessen seine Ladesäulen-Expansion vor allem in Deutschland fort und erklärte, für genügend Elektroauto-Infrastruktur seien keine staatlichen Subventionen erforderlich.

Mit je 105 Standorten aus mindestens 3 Ladepunkten mit mindestens 150 Kilowatt Leistung in Deutschland liegen Ionity und EnBW laut einer Web-Übersicht derzeit gleichauf, Tesla bietet laut supercharge.info mit 110 deutschen Superchargern noch etwas mehr. Dritter unter den freien Anbietern in Deutschland ist mit 76 schnellen Stationen Aral Pulse, also das Elektroauto-Ladeangebot, das von der deutschen BP-Tochter Aral an deren Tankstellen betrieben wird. Weitere Säulen werden weltweit auch direkt von Elektroauto-Herstellern aufgebaut. Sowohl General Motors als auch Stellantis als auch Volkswagen haben laut einer aktuellen Übersicht von Bloomberg solche Pläne.

BP: Elektroauto-Strom wird lukrativ

Im Fall von VW werden sie zum Teil zusammen mit Aral verfolgt: 4000 Tankstellen der Marke in Deutschland und Großbritannien sollen in Zukunft auch Elektroauto-Strom liefern. Und wie die für diesen Bereich zuständige Managerin der Muttergesellschaft BP jetzt informierte, kann sich das ebenso sehr lohnen wie der Verkauf von Benzin und Diesel – oder sogar noch mehr.

Bei der Betrachtung nur der Wirtschaftlichkeit einer Tankfüllung im Vergleich zu einer Elektroauto-Ladung nähere sich der Punkt, ab dem sie beim Strom-Verkauf besser sei, sagte die Managerin der Nachrichten-Agentur Reuters. Bereits jetzt sei dessen Gewinnmarge kaum noch niedriger als bei traditionellen Treibstoffen. Wann die Marge auch unter Einrechnung der Investitionen für Elektroauto-Ladesäulen positiv sein wird, wollte oder konnte sie laut dem Reuters-Bericht nicht sagen. Kunden dürften jedenfalls hoffen, dass sich das ohne Preiserhöhungen erreichen lässt. Bei Aral Pulse kostet die Kilowattstunde derzeit einheitlich 69 Cent, deutlich mehr als EnBW, das 46-49 Cent an Gleichstrom-Säulen verlangt. Wie das für diesen Bereich zuständige Vorstandmitglied teslamag.de Ende 2021 sagte, sind jedenfalls bei EnBW für dieses Jahr keine höheren Elektroauto-Strompreise geplant.

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